So einen Tag erwischt man sicher nicht allzu oft im Sportlerleben
Ich hänge den ganzen Tag noch in einzelnen Erinnerungen an den gestrigen Wettkampf, die ich erstmal verarbeiten muss.
Ganz besonders in meiner Erinnerung sind zunächst die vielen Zuschauer, die jeden anfeuerten. Hab ich so bisher bei keinem Wettkampf erlebt - großes Lob an das Volk rund um und in Wiesbaden - und gleichzeitig an die motivierten und freundlichen Helfer, die soweit ich weiß ja nur ehrenamtlich dabei sind. Aber Kohle oder nicht, sie waren der Hammer!
Mein Tag begann mit dem Weckruf des Handys um vier. Ich konnte trotz vorabendlichem Schlummer-Wein nicht richtig schlafen, obwohl ich erst um zwölf im Bett war. Dafür hab ich geschwitzt wie'n Ochse, auch das Gejaule der Nachbarskatze gegen 3.00 wollte micht nicht recht in den Schlaf wiegen. Aber man sagt ja die davor liegende Nacht ist eigentlich wichtiger, und die war problemlos und schlafreich.
Drei Toasts mit Marmelade, Honig und Nutella, ein Glas Wasser und nen starken Kaffee später fühlte ich mich gestärkt, meine Vereinskollegen mit dem Bus abzuholen, der Zeitplan absolut im Soll. Den Shuttlebus nach Raunheim mussten wir zum Glück nicht nehmen, von Wiesbaden aus chauffierte uns ein netter Helfer. Zum Glück, den Shuttle überholten wir auf der AB, ne Sardinendose böte wohl mehr Komfort.
Am Rad angekommen hatte ich das Glück einen sehr netten Mitstreiter neben mir zu haben. mit dem ich bis zum Schwimmstart alles gemeinsam machte - sehr hilfreich wenn man eh schon aufgeregt ist. Danke dafür, falls Du das hier liest!
Das Wetter sah blendend aus, leichte Wolken mit blassem Sonnenhintergrund - es musste ein guter Tag werden.
Das Schwimmen
Schwimmstart war 7.35 Uhr für meine Startgruppe M18-29 und ich schaffte es grad noch, ein paar Züge einzuschwimmen. Das Wasser hatte für meinen Geschmack die richtige Neotemperatur, gefühlte 20 Grad.
Als der Schuss ertönte, joggten alle Starter zügig ins Nasse, alles verlief reibungslos. Ich glaube sogar einen solch disziplinierten und rücksichtsvollen Schwimmstart hatte ich noch nie! Es dauerte zwar lange, bis ich meinen Rhythmus schwimmen konnte, aber das ist ja klar bei so vielen Startern und dem engen Kurs.
Den Landgang fand ich erfrischend und so gabs sogar ne Schwimmsplit-Zeit. Daran sieht man auch, dass es ab da leichter wurde, flüssig zu schwimmen und bis zum Ausstieg konnte ich nen 1.35er Schnitt auf 100m schwimmen, davor nur 1.50.
Der lange Weg zum Rad kam mir sehr entgegen, da ich meine Motorik erstmal in Ruhe ordnen konnte - Neo halb runter, Brille und Badkappen ab, joggen. Auf meinem Radcomputer sah ich die Tageszeit: 8.12 Uhr. Also 37min seit dem Schwimmen - ich freute mich riesig, voll im Soll! Die Ergebnisliste zeigt schließlich 34.58min reine Schwimmzeit und ein Wechsel von 5.20min in T1, also genau am unteren Ende meiner erhofften Prognose. Schwimmstrecke gefühlt eventuell etwas zu kurz, dafür bin ich sicher einige Umwegmeter geschwommen
Der Velopart
Ich entschied mich ob der angenehmen Temperaturen nur für die Weste und gegen Armlinge. Wie sich zeigen sollte die perfekte Wahl, ich fror oder schwitzte zu keinem Zeitpunkt stark.
Kurz nach der Wechselzone musste ich nochmal kurz anhalten, im den Transponder richtig festzumachen, dann gings locker los.
Der Wind muss wirklich günstig gestanden haben, denn nur mit lockerem Treten hatte ich in der Ebene 40 Sachen auf dem Tacho. Die Beine fühlten sich aber auch so richtig gut an. So gings über das erste sehr angenehme Stück gen Wiesbaden, ich trank ab und an etwas Cola und machte erstmal ein Powerbar-Frühstück mit Cookie&Cream, etwa ein 3/4 Riegel. Ab der ersten Verpflegungsstation gabs dann auch Gels, ich glaub aber insgesamt nur 2 genommen zu haben, ansonsten eben Cola oder Isozeug.
Die nassen Abfahrten wurden alle mit großen Warnhinweisen versehen und nur an einer Stelle übertrieb ich es etwas, ich glaube in Igstadt, da bin ich mit den noch neuen Conti 4000s wie beim Mopedfahren mit rutschendem Hinterrad in ne Kurve reingebremst. Sicher mein Fehler, mit eingefahrenen Reifen wäre das sicher nicht passiert. Es sollte der einzig kritische Moment bleiben. Ich konnte an den Steigungen permanent überholen, ohne ans Limit zu gehen. An dieser Stelle ein Dank an meine Gene und mein leichtes Rennrad, einige Scheiben- und Eistüten-bewaffnete Radler fanden das sicher auch sehr spaßig
Es kristallisierten sich einige Kollegen heraus, die ich immer wieder sah: am Berg ging ich vorbei, bergab umgekehrtes Spiel. War witzig und wir konnten uns immer ein paar nette Sprüche zuwerfen. Die Platte hoch war für mich dann ein Genuss: einzig ein anderer Radler hat mich überholt, ansonsten konnte ich permanent links vorbei. Kurz vorm Jagdschloss kam Böcherer als Erster entgegengefolgen mit optischen 120km/h. Das folgenden hügelige Stück durch den Taunus verlief unspektakulär, aber auch anstrengender. Ich versuchte locker zu bleiben, Nahrung aufzunehmen und mich auf die Abfahrt zu freuen. Durch die vielen Teilnehmer wurde es nie langweilig, zum Glück auch nie gefährlich und auf einmal war ich schon wieder in Wiesbaden. Der Blick auf die Zeit brachte mich wieder sehr zum Grinsen: 3h05min! Sicher auch dank des Rückenwindes von Raunheim, aber dafür relativ locker. Achja, gelernt hab ich noch das mir das Zurücksetzen auf dem Sattel gegen drohende Krämpfe im Oberschenkel hilft - muss ich mir unbedingt merken. Überhaupt: so krampfarm bin ich dieses Jahr noch durch keinen Wettkampf gekommen.
Der Lauf oder: der Härtetest
Dank der kleinen und toll organisierten Wechselzone konnte ich trotz eines großen Red Bull nach nur 2min09sec auf die Laufstrecke, wo auch gleich meine Freundin anfeuernderweise auf mich wartete. Außerdem waren 2 Freunde aus Leipzig extra zur Unterstützung angereist - sehr motivierend, klasse Aktion!
Ich versuchte ganz locker loszulaufen und die Beine in die richtige Richtung zu hiefen, was nach 10min schon recht gut klappte. Auch hier: der beste Wechsel von Rad zu Lauf ever! Ich fand einen Mitstreiter, der ein angemessenes Tempo lief und hing mich dran. In einem kurzen Gespräch fand ich heraus, dass "Reiko" schonmal bei der WM war...na gut. Langsamer konnte ich aber praktisch nicht laufen und so blieb ich 1 1/2 Runden an ihm dran, schließlich wollte er wie ich um die 1.40h laufen. Bis dahin lief alles so butterleicht und ich glaubte so durchlaufen zu können, was sich fast schon zu leicht anfühlte. Aber dann: an einer Verpflegungsstelle war Reiko weg und es schien eher an mir zu liegen. Die Beine wurden recht schlagartig schwer wie Blei und die ersten Krampfanzeichen wurden spürbar. Die zweite Runde wurde dann richtig hart und ich dachte das erste Mal ans Wandern. Dann dachte ich an die "Fans" und dass bisher alles ja so gut verlaufen war...aber es tat so weh! Also beißen, so lange es irgendwie geht, dann kann ich immer noch humpeln. An einer Verpflegungsstelle war es dann jedoch zu spät und ich ging langsam vorbei, nahm Cola und Wasser mit Salz. Danach pushte ich mich wieder in den Laufschritt und siehe da: ich fühlte mich etwas erholt und der Schritt wurde wieder länger. Mit dieser Taktik konnte ich mich durch Runde 2 und 3 hangeln. Die letzte Runde war generell sicher genauso hart, aber das Ziel im Blick gab mir nochmal letzte Kraftreserven. Ich sah nochmal meine Freunde und auch pumuggel

, ließ einen hinter mir lossprintenden Typen vorbei und genoss den Zieleinlauf in vollen Zügen - was für ein geiles Gefühl!
6h9min stand auf der Anzeige und ich konnte nicht gleich ausrechnen, was das nu genau war, aber ich wusste, dass ich meine Erwartungen bei Weitem toppen konnte. Der Lauf dauerte schließlich 1h46min12sec, damit kann ich bestens leben, ich denke mir fehlten regelmäßige lange Läufe auf Asphalt, den dort habe ich am meisten gelitten.
Offizielle Zielzeit:5h 34min12sec, Platz 398 overall.
Nach all den etwas enttäuschenden wettkämpfen im Vorfeld kann ich immer noch kaum glauben, dass mein erster 70.3 so gut verlaufen ist. Sicher auch ein Verdienst von Arnes Trainingsplan, den ich vor allem in den letzten Wochen recht genau verfolgt habe und somit auf den Punkt fit war. Und ohne meinen tollen Vereinskollegen, der so oft mit mir geradelt und geschwommen ist, hätte ich sicher nicht so gut trainiert, vor allem die langen Kanten.
Ich werde sicher noch einige Worte und Bilder zum Wettkampf hier verlieren, der Triathlon-Virus hat sich weiter in mir ausgebreitet
@pumuggel
Danke für das Bild und Dein leuchtrotes Haar - so konnte ich Dich auf der Laufstrecke gut identifizieren!
@be fast
Wie lief es bei Dir?
ciao for now!