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Zitat von Estampie
Naja, man muss es wie jedes Material richtig einsetzen.
Die meisten Flugzeuge sind aus Aluminium, und das schon sehr lange. Bei sachgemäßer Verwendung hält das auch großen Belastungen Stand, die FW190 oder BF109 waren hauptsächlich aus Alu und bekannterweise recht robust. Falsch eingesetzt wie bei der DH 106 Comet war es eine Katastrophe, aber dafür konnte das Material ja nichts.
Flugzeuge sind MHO kein ganz schlechtes Beispiel weil die Belastungen recht hoch sind, und auch tragende Teile oft aus Alu sind. Ausserdem werden die meist recht lange benutzt.
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Das ist so n typischer Apfel-Birnen Vergleich.
Wie hoch war nochmal die zu erwartende Lebensdauer einer FW oder Bf?
Auch der Vergleich zu aktuellem Flugmaterial hinkt.
Hier wie da wird das Material unter völlig anderen Vorzeichen verplant, verbaut, benutzt und gewartet. Für jedes gottverdammte Bauteil an so nem Stratoliner gibts ne aufs Kleinste vorherberechnete Lebensdauer und Austauschgrenze, es gibt (wenn Boeing das nicht grad mal wieder aushebelt) ne nennenswerte Qualitätskontrolle im Gegensatz zu den allermeisten Biketeilezulieferern und die Verarbeitung erfolgt von hochspezialisierten Experten und nicht jedem dahergelaufenen Schlosser oder Lehrling aus der Youtube-Akademie.
Ich kann dir ausm Stegreif ne beliebige Menge Flugzeugbauteile nennen, mit deren Materialien du am Bike keinen Stich machst.
Damit ist nicht automatisch ein Werkstoff, der an einem zwar hoch-, aber dennoch grundsätzlich unterschiedlich konstruiert, belasteten und überwachten Bauteil verwendet wird, für die Verwendung an nem Fahrrad qualifiziert.
Der Einzug von Alu im weitesten Sinne beim Bike folgte schlicht der Erkenntnis, dass man mit dem butterweichen Zeug die Werkzeuge viel länger verwenden und somit günstiger produzieren konnte. Wiedermal.
Welch ein Segen, als man es hinkriegte, das Zeug auch in Grossserie zu verschweissen, statt es wie bei den ersten Versuchen von Alan beispielsweise in Muffen zu kleben wie man zuvor die Stahlrahmen halt in Muffen gelötet hat.
Gottlob hat man dem Material im Laufe der Entwicklung eine deutlich freundlichere Versagenscharakteristik anerziehen können, Stichwort Konifizierung, später mit Hydroforming auf die Spitze getrieben, Legierung oder Wärmebehandlung, sonst würden wir wahrscheinlich heute alle nimmer leben...
Der grundlegende Unterschied zu Stahl ist, dass man mit Stahl unbegrenzt dauerbelastbar bauen kann, mit Alu nicht.
Hier ists notwendig, zu studieren, welche Belastungen ein Bike innerhalb eines Lebenszyklus erfährt, rechnet ne Toleranz drauf und kann bzw. muss auch dann dementsprechend planen. Nennt man dann 'betriebsfest'. Also, man gibt dem Werkstück die benötigten Attribute inkl. ner Sicherheitsspanne mit, die es braucht, und fertig.
Ist beim Flieger, um die Analogie nochmal zu bemühen, haargenauso was die einzelnen Bauteile anbelangt, daher wird so n Vogel eben im Laufe seines Lebens ein paarmal durchgehend runderneuert und wenn das Ding in Arizona dann auf nem Schrottplatz abgestellt wird, sind nur noch ne handvoll Teile die gleichen wie zum Zeitpunkt, als die Büchse in Betrieb ging.
Um letztlich das Carbon noch zu streifen: hier kann man wie mit Stahl dauerfest konstruieren. Meint, wenn man richtig konstruiert, ist das Bauteil ebenso unendlich haltbar wie aus Stahl.
Nur: wo Stahl alles mögliche verzeiht, ist die Plaste halt n Prinzesschen auf der Erbse.
Was aber auf jeden Fall identisch zu Alu ist, sind die Diskussionen und Vorbehalte, die dem neuen Material entgegengebracht wurden und immer noch werden.
Was ich mir heute und seit Jahren über Carbon anhöre, kenne ich alles schon aus den 80ern und 90ern zu Alu.
Fazit: jedes Material ist optimal, nur nicht für die gleiche Anwendung, und es kann halt völlig unterschiedlich behandelt werden müssen dazu.