Ich würde gerne noch weitere Profisportler kennenlernen, die eine ähnliche Biografie vorweisen.
....
Zitat:
Zitat von NBer
ich kenne privat einen amateursportler, der durch seine alkoholsucht kurz vor dem tod stand, und sein leben mit 50 jahren noch einmal aus eigenem willen heraus von einem tag auf den anderen radikal umstellte. ...
müssen es den Profisportler sein. Ich glaube du wirst eher bei den Amateur oder Hobbysportlern fündig. So wie von NBer geschrieben gibt es sicher viele die sich mit Hilfe des Sportes wieder ins Leben zurücktrainiert haben.
Der Sport lenkt erst mal richtig gut von der Sucht ab, Meist ändert sich ja auch durch den Sport das Umfeld.
Nach ein paar Jahren normalisiert sich das dann bei den meisten. Hoffe ich doch zumindest.
Sportsüchtig kann man auch werden ohne vorher eine andere Sucht gehabt zu haben.
Meistens fehlt ja was im Leben, hautpsächlich echte Anerkennung und Liebe, das wird dann ersetzt. Das sind zumindest meine bescheidenen Erfahrungen.
Ich kann mir die These auch auf physiologischer Ebene gut vorstellen.
Eine Sucht basiert ja biologisch darauf, dass zunächst das "Belohnungszentrum" durch die Substanz mit Dopamin überflutet wird. Der Körper reagiert dadrauf natürlich und reguliert die eigene Dopaminproduktion runter.
Was ist wenn die Droge wegfällt? Das Gehirn will irgendwo sein Dopamin her.
Was gibt mir noch nen Dopamin-Push? Sport.
Sport würde ich daher nicht notwendigerweise als Ersatzsucht bezeichnen, vielmehr als gute Therapie :-) Warum es bei manchen auch hier ausartet ist die spannende Frage.
Anorexia athletica ist nochmal eine andere Dimension. Sollte in dieser Diskussion keine Rolle einnehmen.
Im Moment suche ich Material zum Thema (Leistungs-)Sportler + Sportsucht, deshalb fallen Breitensportler weg. Oder kennst du einen dokumentierten Fall?
Falls ich mich bspw. in meiner BA Arbeit mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dann ist auch der Breitensport höchst interessant.
Meines Erachtens steht das Konzept Leistungssport in einem interessanten Spannungsverhältnis zu der Problematik der Sportsucht. Rauschzustände, Dosissteigerung, Gewöhnung, Vernachlässigung anderer Lebensbereiche, Flucht vor Problemen in anderen Lebensbereichen, Schädigung der Gesundheit etc.. Dies sind Aspekte, die sicher auch für viele Leistungssportler zutreffen.
Meiner Meinung nach stellt der Leistungsgedanke aber auch einen Schutz vor der Sportsucht dar. Eine optimale Leistung erzielt nur derjenige, der systematisch trainiert. Wer in jeder Lebenssituation flüchtet, indem er unkontrolliert losläuft, wird nicht so viel besser, wie derjenige, der sich einem systematisch geplanten Trainingsplan unterwirft. Er verliert so nicht die Kontrolle über sein Leben, sondern macht - auch teilweise gegen die momentanen Trieb- und Handlungsimpulse gerichtet - was der Plan ihm vorgibt, weil er ein bestimmtes Ziel in der Zukunft (z.B. Ironman unter 10h) verfolgt. Nun zeichnet aber gerade den Süchtigen aus, dass er die Fähigkeit verloren hat momentane Trieb-und Handlungsimpulse zu unterdrücken, sondern immer wieder die direkte Befriedigung durch sein Suchtverhalten sich wild und unkontrolliert durchsetzt.
Natürlich wird auch der Athlet besser, der einfach wild und unkontrolliert viele Km abreißt. Bei vollständig fehlender Periodisierung, z.B. ohne jegliche Phasen reduzierter Belastung, dürfte aber kein optimaler Trainingserfolg zu erzielen sein. Das Erzielen einer optimalen Performance durch ein systematisches Training (z.B. durch die weltweit am häufigsten verwendeten Trainingspläne) scheint mir hingegen ein wichtiges Ziel vieler Leute aus der "Szene" zu sein. Struktur, die das wilde Wuchern einer Sucht verhindert.
Auch ich schädige durch meine leistungssportlichen Ambitionen in Teilen meine Gesundheit. Aber: Das Ganze ist kein hemmungsloser Absturz in die Selbstschädigung sondern eine Gratwanderung. Nur wenn ich längerfristig gesund bleibe, kann ich kontinuierlich trainieren und so stark werden, wie ich werden kann.
Insgesamt fördert der Leistungssport meiner Meinung nach auch die soziale Integration. Man trainiert mit anderen um besser zu werden, die Leistung wird sozial anerkannt.
Selbstschädigung finde ich ein wichtiges Kriterium. Die Dosis macht das Gift. Oder anders herum sich aus Selbstachtung auch Zeit zum Ausruhen gönnen, Zeit, sich in anderen Lebensbereichen zu entwickeln, Zeit für Muße...die Bewegung kommt aus der Ruhe.
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Dat löpt sich allens torecht.
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Meines Erachtens steht das Konzept Leistungssport in einem interessanten Spannungsverhältnis zu der Problematik der Sportsucht. Rauschzustände, Dosissteigerung, Gewöhnung, Vernachlässigung anderer Lebensbereiche, Flucht vor Problemen in anderen Lebensbereichen, Schädigung der Gesundheit etc.. Dies sind Aspekte, die sicher auch für viele Leistungssportler zutreffen.
Meiner Meinung nach stellt der Leistungsgedanke aber auch einen Schutz vor der Sportsucht dar. Eine optimale Leistung erzielt nur derjenige, der systematisch trainiert. Wer in jeder Lebenssituation flüchtet, indem er unkontrolliert losläuft, wird nicht so viel besser, wie derjenige, der sich einem systematisch geplanten Trainingsplan unterwirft. Er verliert so nicht die Kontrolle über sein Leben, sondern macht - auch teilweise gegen die momentanen Trieb- und Handlungsimpulse gerichtet - was der Plan ihm vorgibt, weil er ein bestimmtes Ziel in der Zukunft (z.B. Ironman unter 10h) verfolgt. Nun zeichnet aber gerade den Süchtigen aus, dass er die Fähigkeit verloren hat momentane Trieb-und Handlungsimpulse zu unterdrücken, sondern immer wieder die direkte Befriedigung durch sein Suchtverhalten sich wild und unkontrolliert durchsetzt.
Natürlich wird auch der Athlet besser, der einfach wild und unkontrolliert viele Km abreißt. Bei vollständig fehlender Periodisierung, z.B. ohne jegliche Phasen reduzierter Belastung, dürfte aber kein optimaler Trainingserfolg zu erzielen sein. Das Erzielen einer optimalen Performance durch ein systematisches Training (z.B. durch die weltweit am häufigsten verwendeten Trainingspläne) scheint mir hingegen ein wichtiges Ziel vieler Leute aus der "Szene" zu sein. Struktur, die das wilde Wuchern einer Sucht verhindert.
Auch ich schädige durch meine leistungssportlichen Ambitionen in Teilen meine Gesundheit. Aber: Das Ganze ist kein hemmungsloser Absturz in die Selbstschädigung sondern eine Gratwanderung. Nur wenn ich längerfristig gesund bleibe, kann ich kontinuierlich trainieren und so stark werden, wie ich werden kann.
Insgesamt fördert der Leistungssport meiner Meinung nach auch die soziale Integration. Man trainiert mit anderen um besser zu werden, die Leistung wird sozial anerkannt.
Weshalb ich glaube, wie oben schon jemand anmerkte, dass das Sportsuchtphänomen im gehobenen Freizeitsportsegment (oder wie auch immer man das, was zwischen Hobby- und Profisport liegt auch immer bezeichnen mag) wesentlich ausgeprägter ist, als bei "richtigen" Profis die ihren Lebensunterhalt damit verdienen.
Selbstschädigung finde ich ein wichtiges Kriterium. Die Dosis macht das Gift.
Tja, aber definier das mal.
Ist Selbstschädigung das, was nicht mehr in erster Linie Gesundheitssport ist? Dann praktizieren wir hier alle selbstschädigendes Verhalten.
Und beim Sport muss man sich auch mal "selbst schädigen" um Fortschritte zu machen.
Vernachlässigung anderer Bereiche, insb. sozialer Kontakte, finde ich wichtig.