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Nein, aber sie wurde schon vielfach im Dienste von Ideologien instrumentalisiert und mißbraucht. Wissenschaft ist an sich immer am Suchen nach neuen Erkenntnissen, die die alten über den Haufen werfen können - also sollte man nie der Wissenschaft einen absoluten Wahrheitsanspruch andichten.
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Kannst Du auch konkrete Beispiele nennen, wo Arne oder Wissenschaftler das tun?
Naturwissenschaft geht tatsächlich von einer objektiven Wahrheit aus, zu recht, wo die Erkenntnisse unabhängig von Wissenschaftlern und seiner Einstellung zutreffen, und von anderen Wissenschaftlern reproduzierbar sind. Dabei besteht ein Gültigkeits- und Genauigkeitsanspruch, wodurch absolute und relative Wahrheit verknüpft werden.
Z.B. sagen Biologen, es wäre nicht möglich als toter Mensch wieder mit Geist und Körper lebendig zu werden, wie es spätere Chronisten über Jesus erfunden haben und jeder Papst als Wahrheit verkündet. Überziehen die Biologen jetzt den Gültigkeitsbereich ihres Wissens über das Leben?
Aber vielleicht hast Du ja mit Deiner Kritik den Papst Benedict XVI (Ratzinger) gemeint, der es für wahr nimmt, das Jesus vom Tode körperlich auferstanden ist.
"Einen eindeutigen Glauben zu besitzen, wie es dem Glaubensbekenntnis der Kirche entspricht, wird oft als Fundamentalismus bezeichnet, während der Relativismus, also dieses Hin-und-her-Getrieben-Sein vom Widerstreit der Meinungen, als einzige Einstellung erscheint, die auf der Höhe der heutigen Zeit ist. Es begründet sich eine Diktatur des Relativismus, die nichts als endgültig anerkennt und die als letztes Maß nur das eigene Ich und seinen Willen gelten lässt. Wir aber haben einen anderen Maßstab: den Sohn Gottes, den wahren Menschen. Er ist der Maßstab für den wahren Humanismus. … Und es ist dieser Glaube – nur der Glaube –, der Einheit stiftet und sich in der Liebe verwirklicht.“
Und:
„Diese Freundschaft [mit Christus] ist es, die uns allem öffnet, was gut ist, und die uns den Anhaltspunkt liefert, um zwischen wahr und falsch, zwischen Betrug und Wahrheit, unterscheiden zu können.“
Er formuliert z.B. einen Gegensatz zwischen absoluter und relativer Wahrheit.
Nur damit ich Dich nicht falsch verstehe: Dass ein studierter Theologe Greta Thunberg mit Jesus Christus vergleicht, rechnest Du dem Christentum positiv an, richtig?
Du beschreibst Randphänomene. 0,003 Prozent der Krankenkosten entfallen auf die Homöopathie. Weniger als 0,006 Prozent der Menschen lassen sich von Naturheilern behandeln. Die wissenschaftliche Medizin hat sich gegenüber Gesundbeten und esoterischem Quark durchgesetzt – zum Glück. Gerade in der Medizin zeigt sich der Vorteil von Wissenschaft gegenüber allerlei Scharlatanen.
Es ging darum, dass Wissenschaft weltweit gleich (nach denselben Grundsätzen) funktioniert. Und zwar aufgrund des damit verbundenen Erfolgs. Wissenschaft hat eben etwas mit Tatsachen zu tun.
Wissenschaft ja. Die Vermarktung der Ergebnisse hat aber oft nichts mehr mit Wissenschaft zu tun - und das passiert nicht nur in der Medizin tendenziös (Beispielsweise beim Thema Ernährung werden in den Händen einiger aus wissenschaftlichen Hypothesen oder individuellen Vorlieben oft Pseudo-Religionen, wie Veganismus, Paleo-, Low-Carb, u.v.a.m.), sondern auch aktuell im Bereich der Klimawissenschaften. Wissenschaftliche Ergebnisse werden gerne instrumentalisiert und einzelne Aspekte werden überbewertet für politische Zwecke - aber das gehört in einen anderen Thread. Auch die Nazis haben wissenschaftliche Fakten für sich zurechtgebogen, um ihre Rassentheorien zu unterfüttern. Und ungarische Sprachwissenschaftler haben im 19. Jahrhundert "wissenschaftlich" bewiesen, daß alle Sprachen vom Ungarischen abstammen. Und auch die Sovjets haben wissenschaftliche Ergebnisse "angepasst" und propagandistisch eingespannt beim Bau des Sozialismus. Google mal nach "Wissenschaft, Ideologie und Mißbrauch".
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Kannst Du auch konkrete Beispiele nennen, wo Arne oder Wissenschaftler das tun?
S. oben.
Zitat:
Zitat von qbz
Naturwissenschaft geht tatsächlich von einer objektiven Wahrheit aus, zu recht, wo die Erkenntnisse unabhängig von Wissenschaftlern und seiner Einstellung zutreffen, und von anderen Wissenschaftlern reproduzierbar sind.
In den meisten Fällen geht es aber immer noch um Modelle, die die erkennbare und meßbare Wirklichkeit möglichst gut beschreiben, um mit Hilfe dieser Modelle Nützliches zu gestalten. Zu oft wurden aber wissenschaftliche Modelle auf Grund neuer Erkenntisse weiterentwickelt, weil neue Modelle die Wirklichkeit besser beschreiben, und damit Neues ermöglichen. "Objektive Wahrheit" wird damit zum philosophischen Begriff, und selten für komplexe Zusammenhänge und Modelle anwendbar, finde ich.
Zitat:
Zitat von qbz
Aber vielleicht hast Du ja mit Deiner Kritik den Papst Benedict XVI (Ratzinger) gemeint....
Von Herrn Ratzingers Meinungen halte ich generell sehr wenig. Sein autoritär definierter, durch keine "objektiven Fakten" begründbarer "allgemeingültiger Maßstab" ist etwas für Menschen, die zu unsicher sind, um sich selbst und ihren gesunden Menschenverstand ("das eigene Ich") als Maßstab einzusetzen. Daß er nur in seinem Modell den Quell von allem Guten sieht, finde ich anmaßend und arrogant. Für manche Menschen mag es stimmen, daß sie so einen autoritär vorgegebenen Maßstab brauchen - das sind dann diejenigen, die gerne Ideologien folgen, oder im besseren Fall introvertierte religiös Gläubige sind. Allgemeingültig ist es nicht, und für rational denkende Menschen sollte es nicht ausreichen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
S. oben.
In den meisten Fällen geht es aber immer noch um Modelle, die die erkennbare und meßbare Wirklichkeit möglichst gut beschreiben, um mit Hilfe dieser Modelle Nützliches zu gestalten. Zu oft wurden aber wissenschaftliche Modelle auf Grund neuer Erkenntisse weiterentwickelt, weil neue Modelle die Wirklichkeit besser beschreiben, und damit Neues ermöglichen. "Objektive Wahrheit" wird damit zum philosophischen Begriff, und selten für komplexe Zusammenhänge und Modelle anwendbar, finde ich.
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Ich finde, es geht zunächst um experimentell reproduzierbare, objektive, gesetzmässige Zusammenhänge. Modelle stellen als Teil von Theorien schon grössere Abstraktionen dar durch die Wissenschaften und unterliegen natürlich der Weiterentwicklung.
Wissenschaftliche Ergebnisse werden gerne instrumentalisiert und einzelne Aspekte werden überbewertet für politische Zwecke - aber das gehört in einen anderen Thread. Auch die Nazis haben wissenschaftliche Fakten für sich zurechtgebogen, um ihre Rassentheorien zu unterfüttern.
Ja, das haben die Nazis.
Allerdings waren die Nazis und ihre Zeitgenossen nicht in erster Linie fehlgeleitet von der Wissenschaft. Nur mit Wissenschaft hätten sie nicht die europäische Bevölkerung dazu bringen können, ihre jüdischen Mitbürger zu Untermenschen zu stempeln. Mir scheint, dass hier vielmehr die über Jahrhunderte wirkende Diffamierung der jüdischen Bevölkerung durch die Christen wirksam wurde. Man darf nicht vergessen, dass bereits lange vor dem Auftreten der Nazis die Juden mörderischen Pogromen ausgesetzt waren, und zwar überwiegend verübt von Christen (Wikipedia). Dass Menschen jüdischer Abstammung eine Kennzeichnung auf der Kleidung tragen müssen, ist keine Erfindung von Hitler, sondern bereits der katholischen Kirche aus dem Jahr 1215.
Aber letztlich ist diese Debatte über die Wissenschaft eine Scheindebatte. In Frage steht nicht, ob die Wissenschaft zutreffende Aussagen über die Welt machen kann, sondern ob Religionen das können. Selbst wenn die gesamte Wissenschaft als Humbug entlarvt würde, bedeutet das noch lange nicht, dass die Aussagen der Religionen zuträfen.
Dass der Glaube an Götter, Teufel, Heilige Geister oder Engel irgend etwas mit der Wirklichkeit der Welt zu tun hat – dafür gibt es nicht den allerkleinsten Beweis. Ganz im Gegenteil: Die Welt verhält sich in allen Details exakt so, als gäbe es keine Götter.
Die Nazis haben vor allem alle jüdischen oder sozialistischen Wissenschaftler zunächst entlassen, ihre Lehrstühle an den Hochschulen mit Parteimitgliedern besetzt, und die genannten Gruppen, flüchteten sie nicht ausser Landes, ermordet. In der Psychologie z.B. mussten ganze Forschungsrichtungen in die USA oder England auswandern. Desweiteren missachteten die Nazis alle ethischen Regeln in der Wissenschaft und begingen Verbrechen. Die Lücken in der Forschung und Lehre waren in der Nachkriegszeit an den Hochschulen aufgrund der Nazizeit in der BRD riesig, auch in der Psychologie.
Nur damit ich Dich nicht falsch verstehe: Dass ein studierter Theologe Greta Thunberg mit Jesus Christus vergleicht, rechnest Du dem Christentum positiv an, richtig?
Ich rechne Menschen ihre Fähigkeit (falls vorhanden) zur Selbstreflexion positiv an.
Wenn sie erkennen, dass einem Thread, der sich mit Glauben und Religion, den uralten Fragen des Menschen, gar der Menschheit beschäftigt, die Diskutanten ausgehen und die sich dann einmal fragen, bevor sie zum x-ten Male auf die Wissenschaft berufen und zum x-ten Male Watschen an „Nicht-Atheisten“ verteilen, warum das so ist.
Verbissene und permanente Verweise auf die Wissenschaft wirken auf mich (im Idealfall auf mich allein) verbohrt und wenig souverän.