Leider muss ich sagen, dass ich - je länger und tiefer ich mich mit der Materie auseinandersetze - immer weniger überzeugt vom deutschen Modell bin.
Energiesicherheit haben wir nur noch ganzjährig, weil Reservekraftwerke im Ausland bereit stehen.
Lokale Stromausfälle nehmen in der Anzahl extrem zu.
Ein Netto-Null in den 2040er Jahren halte ich für vollkommen ausgeschlossen.
Fallende Strompreise sehe ich mindestens in den nächsten zehn Jahren nicht, im Gegenteil.
Grüner Wasserstoff wird unbezahlbar bleiben. Wer auf Skalierungseffekte hofft, hat die Grundlagen nicht verstanden bzw. sich gar nicht damit beschäftigt.
Die dringend anstehenden Netzausbaukosten werden uns schnell um die Ohren fliegen.
Es gibt an so vielen Stellen für Verbraucher und Erzeuger keine oder falsche Anreize, sich netzdienlich zu verhalten.
Wir haben eine Phase erreicht, in dem immer öfter EE vom Netz genommen werden (müssten - technisch aber oft gar nicht möglich), das heißt, jeder Zubau wird immer weniger Prozent seiner potentiell möglichen Erzeugung leisten dürfen (und nein, weder Batterien noch Elektrolyseure sind hier die Lösung).
Gleichzeitig gibt es so viele Länder auf der Welt, die mit einem günstigeren Klima/Terrain gesegnet sind, dass eine 90%ige Umstellung auf EE ein Bruchteil unserer bisherigen Kosten darstellen würde. Global würde es vermutlich reichen, den Markt entscheiden zu lassen: In südlicheren Ländern, in denen es viel geringere Schwankungen bezüglich Sonneneinstrahlung und Energiebedarf (!) über ein ganzes Jahr gibt, wird nämlich obiges von ganz alleine eintreten.
Vermutlich werden wir daher in wenigen Jahrzenten weltweit weniger CO2 emittieren, als die Senken aufnehmen können - ganz ohne grünen Wasserstoff und Wärmepumpen.
Zur Einordnung: Ich habe in Eigenmontage eine knapp 20kWp-Anlage auf mein Haus- und Garagendach geschraubt. E-Auto ist vorhanden und ein Speicher wird in den nächsten Wochen selbst nachgerüstet. Eine Wärmepumpe wird noch auf sich warten lassen, da die Gastherme erst fünf Jahre alt ist.
Geändert von Johannespopannes (02.07.2025 um 00:29 Uhr).
Grund: Brownouts ersetzt durch lokale Stromausfälle
Wo hatte denn Deutschland wann und wieviele brownouts?
Und ganzjährige Energiedsicherheit willst du, wenn nicht mit „teutschem Strrrromm von teutschen Daechern und teutschem Winde“, wie gewährleisten?
Mit russischem Gas? Amerikanischem LNC? Arabischem Öl?
Zum Glück gibt es da keine Abhängigkeit.
Ok, ich korrigiere "Brownouts" zu "lokal begrenzten Stromausfällen".
Dass es zwei unterschiedliche Qualitäten von Abhängigkeiten gibt, wirst du hoffentlich nicht bestreiten.
Während man bei der einen (wo kaufe ich mein Öl, mein Gas, meine Kohle ein?) Monate im Voraus planen kann und nicht auf einen einzigen Partner angewiesen ist, kann man das beim Wetter eben nicht.
Jetzt die Frage an dich: Warum spielst du die Abhängigkeitskarte, wenn doch...
...Lithium, Mangan und Nickel (Speicher)
...Seltene Erden (z.T. Windkraft)
...diverse Metalle aus der Halbleitertechnik
...95% des Kupfers
importiert werden müssen?
Natürlich gibt es auf der Welt Handel, und das ist auch gut so.
Täglich oder stündlich auf das Wohlwollen bzw. die technische Zuverlässigkeit der Kraftwerke anderer Länder angewiesen zu sein finde ich erstmal nicht so gut.
Mein Punkt hier war aber auch ein ganz anderer: Wir schalten Jahr für Jahr fröhlich alte Kohlekraftwerke ab, weil wir ja so viel EE produzieren. Dumm nur, dass zu manchen Zeiten es dann einfach nicht mehr genug konventionelle Kraftwerke gibt, um die Stromversorgung eigenständig gewährleisten zu können.
Wie soll denn nun unser Modell auf die Nachbarländer übertragen werden?
Mein Punkt hier war aber auch ein ganz anderer: Wir schalten Jahr für Jahr fröhlich alte Kohlekraftwerke ab, weil wir ja so viel EE produzieren. Dumm nur, dass zu manchen Zeiten es dann einfach nicht mehr genug konventionelle Kraftwerke gibt, um die Stromversorgung eigenständig gewährleisten zu können.
Wie soll denn nun unser Modell auf die Nachbarländer übertragen werden?
Statt Kohle setzen wir auf Gaskraftwerke, die wir mit grünem Wasserstoff betreiben können, falls wir eine Dunkelflaute überbrücken müssen. Eine bedeutende Rolle werden wohl auch große Batteriespeicher spielen. Auf diesem Gebiet tut sich aktuell eine Menge.
Wichtig: Wir hatten und haben zu jeder Zeit genügend Kraftwerke, um den gesamten in Deutschland benötigten Strom selbst zu produzieren. Das scheint mir Dein Hauptargument zu betreffen, indem Du das Gegenteil behauptest.
Jedoch ist es in der Praxis oft billiger, überschüssigen Strom auf dem europäischen Strommarkt zu kaufen, als ein eigenes Kohlekraftwerk hochzufahren. Dieser billige Strom stammt überwiegend aus erneuerbaren Energiequellen, weil sie am Strommarkt billig angeboten werden. Erst wenn dieser billige Strom vergriffen ist, importieren wir fossilen oder atomaren Strom zu höheren Preisen oder fahren eigene Kraftwerke hoch.
Wenn wir diese Importe verringern wollen, müssen wir die erneuerbaren Energien in Deutschland ausbauen, denn sie liefern den billigsten Strom, sobald die Netze dafür ausgebaut sind.
Was mir in Deiner Betrachtung insgesamt fehlt ist der Klimawandel. Wir können uns lange über Energiepreise streiten – am Schluss müssen wir von den CO2-Emissionen runter, und zwar dalli. Es nützt uns nichts, wenn wir feststellen, dass es mit Öl und Kohle irgendwie einfacher war. Zu den Erneuerbaren gibt es keine Alternative.
Was sich mir nicht erschließt, ist:
- man wird die Einspeisung privat erzeugten Stroms durch den gesetzlich erlaubten Eingriff von außen abregeln
- warum sagt man nicht: ich (Staat) subventioniere dem privaten Investor (PV-Anlagenbetreiber) einen Stromspeicher (sagen wir 10 - 15 kw)
Damit könnten viele Privathaushalte Autarkie (annähernd) herstellen, die Wochenenden fielen nicht mehr so stark ins Gewicht etc.
Meiner Meinung nach geht die Energiewende nur und ausschließlich über Speichersysteme. Und in die gilt es zu investieren, sowohl vom Staat als auch von privater Seite (sofern möglich)
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früher: sex and drugs and rock `n roll.
heute: betablocker, insulin und kamillentee