Zitat:
Zitat von glaurung
Was mich wirklich zornig macht und regelrecht ankotzt, ist die Tatsache, dass ständig immer nur von "Wachstum" die Rede ist - immer und überall. Die Wirtschaft muss wachsen, um jeden Preis!!!
Es kommt einfach nicht in den Köpfen an, dass es der Menschheit besser täte, mal ein wenig rückwärts zu wachsen, sowohl in der eigenen Anzahl als auch in punkto Wirtschaft.
|
Helmut Creutz ist einer derjenigen gewesen (er lebt leider nicht mehr), der sich über Jahrzehnte u.a. mit der Zinseszinsproblematik beschäftigt hat.
Er hat einen längeren Artikel zum Thema Wachstum (Wachstumszwang oder Wachstumsdrang?) geschrieben, den lese ich mir jetzt mal durch.
https://www.humane-wirtschaft.de/06-...stumszwang.pdf
Zitat:
Auch die Möglichkeiten des Staates zur Förderung der Kon-
junktur schwinden immer mehr, wie man an den rückläu-
figen Investitionen und dem eklatanten Abbau der Beschäf-
tigten im Öffentlichen Dienst erkennen kann. Und an diesem
Dilemma hat auch der ganze staatliche Schuldenaufbau in
den letzten 35 Jahren nichts verändert. Im Gegenteil! Denn
addiert man die aufgenommen Schulden und die in der glei-
chen Zeit gezahlten Zinsen, dann kommt man auf fast die
gleiche Summe von 1.500 Mrd. Euro! Das heißt, die aufge-
nommenen Kredite wurden weder für Investitionen noch für
die Beschäftigung öffentlich Bediensteter eingesetzt, son-
dern flossen in voller Höhe in den Zinsendienst! Das heißt
konkret: Die ganzen Verschuldungen haben unter dem Strich
lediglich die reichere Haushaltsminderheit, die ihr übriges
Geld dem Staat geliehen hat, auf Kosten der Mehrheit um
diese 1.500 Mrd. Euro reicher gemacht!
[...]
Diese zunehmende Umverteilung erklärt nicht nur die zuneh-
menden sozialen Probleme in den Ländern, sondern auch
den ständigen Ruf nach mehr Wirtschaftwachstum! Denn
nur wenn dieses Wirtschaftswachstum über die Zuwachsra-
ten der zu verzinsenden Kapitalbestände hinaussteigt, bzw.
in Prozenten gerechnet über den Zinssätzen liegt, wäre die-
sem sozialen Kollaps zu entgehen. Zweifellos gibt es auch
bei den Menschen einen Drang zu mehr Wachstum, vor
allem nach langen Zeiten der Entbehrung, wie das auch bei
uns nach dem letzten Krieg der Fall gewesen ist. Aber selbst
dabei kam es nach und nach zu Sättigungserscheinungen.
Nur durch eine Perversion des Marktgeschehens, durch
Umschalten von der Bedarfsdeckung – Sinn jedes Wirtschaf-
tens – auf die Bedarfsweckung, durch die Umerziehung des
Menschen vom Gebraucher der Ressourcen zum Verbrau-
cher, konnte damals jenes ständige Wachstum weiter for-
ciert werden. Dass man die Notwendigkeit dieses ständigen
Wachstums bereits in den 1960er und 70er Jahren erkannte,
zeigt nicht nur das damals installierte Stabilitäts- und Wachs-
tumsgesetz, sondern auch die eingangs zitierten Aussagen
führender Politiker: Man hatte also schon frühzeitig erkannt,
dass angesichts der zunehmenden Umverteilung von der
Arbeit zum Besitz der soziale Friede nur bei ständigen Wirt-
schaftswachstum gesichert werden kann! Bezeichnet für die
Übersättigung der Märkte ist, dass ein solches ständiges
Wachstum nur noch mit einer immer größeren Flut an Wer-
bung durchzudrücken ist, die alle Städte verschandelt, die
Briefkästen überlastet und selbst in allen Medien, sogar im
öffentlichen Fernsehen und im Sport, immer mehr um sich
greift. Dabei zeigt sich schon seit langem, dass ein solcher
„Ausweg“ aus dem Dilemma von den Menschen kaum noch
zu verkraften ist und schon gar nicht von der Natur!
Zitatende
Quelle: https://www.humane-wirtschaft.de/06-...stumszwang.pdf