Zur Infusionsfrage, die ja nicht nur Chrissie betrifft, habe ich was aktuelles erhellendes von der WADA gefunden.
Gepostet in IRONMAN - Sport ist Mord? #190
Dank für den Wada-Link. (Was du immer so alles im Web findest! )Wer das Dokument durchliest, der kommt unweigerlich zu dem Ergebnis, daß die großzügige IV-Verabreichung von Infusionen nach IMs i.d.R. gegen das WADA-Reglement verstößt:
“Intravenous infusions and/or injections of more than 50 mL per 6 hour period are prohibited except for those legitimately received in the course of hospital admissions or clinical investigations”==> bedeutet im Klartext: Wer nach einem IM eine Infusion erhält, dessen körperlicher Zustand muss so ernsthaft sein, dass er danach ins Krankenhaus eingewiesen werden muß?
"The treatment is administered by qualified medical personnel in an appropriate medical setting."
==> "appropriate medical setting" ist zwar ein dehnfähiger Begriff, aber wer nicht gerade aus der dritten Welt kommt und westlichen medizinischen Standard gewohnt ist, der wird die Feldlazarett-Bedingungen, unter dem viele "Ironmen" nach dem Finish oftmals an der Nadel hängen wohl kaum eine geeignete medizinische Umgebung nennen
"There is a well-established body of scientific opinion to confirm that oral rehydration is the preferred therapeutic choice, deemed by some authorities as being even more effective than the parenteral option."
==> im Klartext: auch bei starker Dehydrierung ist nach allgemeiner wissenschaftlich begründeter mediznischer Meinung für Sportler der Ausgleich fehlender Flüssigkeit durch orale Aufnahme zweckmäßig und ausreichend.
(P.S:: Kritisieren muss man in diesem Zusammenhang vielleicht nicht so sehr die Sportler, die all die Infusionen bekommen, denn wenn man die Profis mal ausnimmt, kann man von den Amateuren nicht erwarten, dass sie sich im WADA-Reglement so gut auskennen.
Viel mehr muss man hier manche Rennärzte kritisieren, die Infusionen als Serviceleistungen am Kunden ansehen oder, wie z.B. in Zürich schon erlebt, bewusst viele Infusionen legen, um anschließend teure Privat-Liquidationen zu verschicken)
...
Wäre ich Arzt und begibt sich ein Patient in meine Behandlung würde ich ihm bei Anzeichen einer Dehydrierung (zB Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen,...) sofort eine Infusion setzen, alleine um das persönliche Risiko zu minimieren. ...
Wenn du das machst, dann mußt du als Arzt gemäß der WADA-Regularien den Patienten anschließend ins Krankenhaus einweisen.
Wenn du das versäumst gibst du quasi indirekt zu, dass es sich nicht um einen extrem schweren Fall von Dehydratation handelt (und nur für diesen Ausnahmefall sind IV-Infusionen erlaubt!).
Wenn du das machst, dann mußt du als Arzt gemäß der WADA-Regularien den Patienten anschließend ins Krankenhaus einweisen.
Wenn du das versäumst gibst du quasi indirekt zu, dass es sich nicht um einen extrem schweren Fall von Dehydratation handelt (und nur für diesen Ausnahmefall sind IV-Infusionen erlaubt!).
Diese Lazarets bei den Veranstaltungen gehen wohl kaum als Krankenhäuser im Sinne des SGB durch. Danke Hafu, mein Englisch war da wohl etwas zu schwächlich.
Btw. Müsste Böcherer jetzt ein DISQ. bekommen?
Lg nik
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Failing Forward. Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht. (Rosa Luxemburg)
Geändert von niksfiadi (17.10.2011 um 15:24 Uhr).
Grund: Reparatur link
Bob Babbitt:
"In my mind, you define a champion by how they handle adversity. On Saturday October 8, 2011, Chrissie Wellington overcame anything and everything that stood in her way to win her fourth-and most impressive-Ford Ironman World Championship title. A week after race day she came on to go through the bike crash, her recovery, her race day challenges and what just might be the greatest win of her amazing career."
Heute - äh gestern - hab ich mich noch gefragt, ob wohl Chrissie noch in Kontakt zu ihrem Ex-Coach Brett Sutton steht. Einerseits haben sie sich ja gegenseitig enorm viel zu verdanken, andererseits gehören nun seine aktuellen Athletinnen zu ihren härtesten Konkurrentinnen.
Und damit kommen wir zum nächsten Teil der Hofberichterstattung, denn eben sehe ich, dass Chrissie ihm eine Mail geschickt hat, in der sie ihren höchsten Respekt für Caroline Steffen (= Xena) äußert.
Vielleicht nur ein schwacher Trost, nachdem sie ihre Konkurrenz vernichtender als je zuvor geschlagen hat - auch wenn das nicht an den Zeiten ablesbar ist. Aber mir scheint, sie meint das ernst.
Als Profi, der schon ein paar Jahre dabei ist, so eine Frage zu stellen, spricht entweder für Ignoranz oder ostentativ gespielte Naivität.
Jeder Profi bekommt von seiner NADA ausführliches schriftliches Info-Material, was medizinisch erlaubt ist (Stichwort: Positiv-Liste), was in Ausnahmefällen erlaubt (aber meldepflichtig und mit Attest zu belegen) ist (z.B. Infusionen bei absoluten Notfällen, bestimmte Asthmamittel) und was immer verboten ist.
Der Athlet muss unterschreiben, dass ihm diese Informationen bekannt sind, da er sich bei Problemen nicht darauf berufen darf, dass z.B. sein Hausarzt einen Fehler gemacht hat.
Das ist alles sicherlich richtig, aber einerseits hat sie die Unterlagen direkt nach dem Zieleinlauf vermutlich nicht dabei, um es nachzulesen - und da ist nachfragen, ob es erlaubt ist, sicher besser als sich ignorant einfach eine IV setzen zu lassen (falls sie eine falsche Antwort bekommen und sich eine IV geben lassen hätte, hätte sie das aber bestimmt nicht unschuldig gemacht - Unwissenheit schützt vor Strafe nicht).
Und weiterhin scheint das Unwissen bzgl der nicht erlaubten IVs bei den Pros ja schon einigermaßen verbreitet zu sein. Vor zwei Seiten wurde Andi Börcherer als Beispiel genannt, und im Sport ist Mord Thread gab es ja noch ein paar Beispiele. Es scheint also nicht jeder die ganze Liste auswendig zu kennen.
In jedem Fall finde ich es daher positiv, dass sie bei Unsicherheit lieber nachfragt und dann darauf verzichtet als sich ignorant was reinpumpen zu lassen.
In jedem Fall finde ich es daher positiv, dass sie bei Unsicherheit lieber nachfragt und dann darauf verzichtet als sich ignorant was reinpumpen zu lassen.
Ob sie die Infusion bekommen hat, wissen wir überhaupt nicht.
Es scheint eine Grauzone zu sein, die mehr oder weniger von den Antidopingorganen toleriert wird. Oder hat schon mal jemand etwas von einem Dopingverfahren oder gar einer Verurteilung deswegen gehört?
Im bereits diskutierten WADA-Schriftstück stehen ja auch die Gründe für das Verbot:
"IV infusions are included on the Prohibited List given the intent of some athletes to manipulate their plasma volume levels in order to mask the use of a prohibited substance and/or to distort the values in the Athlete Biological Passport. In events governed by weight categories, athletes may be encouraged to undertake significant, accelerated weight loss to qualify for a competition and then use IV infusion to rapidly rehydrate. This practice invokes issues of athlete health and safety."
In einer früheren Version wird noch etwas mehr genannt:
"A major justification for the inclusion of IV infusions on the WADA list has been the intent of some athletes to manipulate their haematocrit or haemoglobin levels in an effort to circumvent the “No Start” rules implemented by some IF’s for reasons of athlete health and safety. In addition, it is recognised that IV infusion could provide a potential route for the administration of prohibited substances."
Ich denke, all dies ist bei der Verabreichung durch den Rennarzt nach einem IM auszuschließen.
Nein, ich finde es auch nicht gut, wenn unnötigerweise Infusionen gegeben werden. Und völlig unangemessen scheint mir, dass beim IM Regensburg Infusionen immer noch angepriesen werden, als ginge es um alkoholfreies Bier (wie hier vor ein paar Seiten schon diskutiert).
Aber vielleicht sind die Grenzen zwischen notwendig, sinnvoll, und unnötig zu unscharf, um die Praxis wesentlich eindämmen zu können?
Plausibel erscheint mir aber auch, dass Infusionen nicht gegeben werden sollten, wenn ein Athlet noch ausreichend trinken kann, ohne dass es rückwärts wieder raus kommt. Aber muss man ihn zur Probe kotzen lassen, oder kann man ihm glauben, dass er nix mehr runter bekommt?