Ich wundere mich immer wieder über Anhänger von Meisterlehren und Irrtümern und würde gerne zur Aufklärung beitragen.
Die ganze Menschheit wartet auf den Erlöser. Den einen, der die Wahrheit kennt.
(Meister-) Lehren sind oft bloß Ideologien.
Fortschrittsgläubigkeit leider auch.
Der Mensch ist energetisch offen und kognitiv geschlossen. Das Problem besteht daher meistens nicht im Erkennen der "Wahrheit" sondern in Ihrer Vermittlung und - vor allem - in der fraglichen intersubjektiven Gültigkeit.
@Mauna Kea: Fettes Sorry!
Ich wollte Dich nicht angreifen. Das war unglücklich formuliert von mir. Vielen Dank für Deine Antworten (nicht nur, weil ich es bzgl. Dehnen genauso halte) und generell für Deine fortgesetzte Neugier.
@Arne: Vielen Dank für das Engagement, die Geduld und die sachliche Argumentation. Hat Spaß gemacht.
Kann garnicht besser sein, ich glaub Arne hat mit diesem Film geschafft die Leute dazu zu bringen über ihr Training bzw. Training allgemein etwas nachzudenken und nicht nur an dem fest zu halten, was schon immer gemacht wird.
[quote=Raimund;508672]Manchmal ärgert es mich, dass ich so wenig Zeit hab...
Ich wundere mich immer wieder über Anhänger von Meisterlehren und Irrtümern und würde gerne zur Aufklärung beitragen.
Doch manchmal werde ich dem Kampf gegen (immer wieder neue) Windmühlen überdrüssig und bin froh, dass andere den Job übernehmen.
Ich interpretiere Deinen nächtlichen und polemischen Kommentar (möglicherweise fälschlich) so, dass nach Deiner Meinung der Sachstand eindeutig sei und sich unter den Wissenschaftlern eine klare Mehrheitsmeinung herausgebildet hat.
Dem ist aber bei weitem nicht so.
Eine entsprechend ordentlich und weltweit durchgeführte Genese bzw. Metaanalyse würde zeigen, dass es in der Vergangenheit und der Gegenwart nachwievor einen intensiven Diskurs gibt und man von einer Mehrheitsmeinung - weder pro noch kontra Statisches Dehnen - auf keinen Fall ausgehen kann.
Aus diesem Grund sollten sich - wissenschaftlich gesehen - weder die Meinungsvertreter der einen, noch der anderen Seite sich abwertend über die andere Meinung äußern, sondern ihre Argumente neutral vortragen. Das ist jedenfalls das Gebaren in der hochqualitativen Wissenschaft. Und auch gut so.
Tja, Wissenschaft, die Wissen schafft braucht eben leider Zeit...
Und nur solide (Reliabilität, Validität, Objektivität) Arbeit generiert eben auch anerkannten und akzeptierten Erkenntnisfortschritt.
Damit es zu dieser Erkenntnis kommt,
ist der Filmbeitrag von Arne samt Thread sicherlich sehr nützlich.
Allerdings ist aus meiner Sicht eine Diskussion in diesem Forum erst angestossen, nicht aber dauerhaft beendet.
Manchmal ist die Wahrheit eben nicht so schnell zu erfahren.
Möglicherweise auch nicht - wie in vielen Medien - schwarz und weiß bzw. für oder gegen Statisches Dehnen.
Und wenn, dann nur bei bestimmten Zielen oder Problemstellungen. Möglicherweise lautet die Empfehlung, vorsichtiger an manche Aussagen und Filmüberschriften heranzugehen. Andererseits ist dieses Forum ja kein Wissenschaftjournal und wir sollten die Ansprüche nicht zu hoch schrauben, sonst vergeht den Autoren die Lust am Formulieren. Ein bißchen Provokation kann ja auch sehr stimulieren und unterhaltsam sein.
Mal sehen, was die nächsten "ordentlichen" Untersuchungen nach wissenschaftlichen Gütekriterien an den weltweiten Hochschulen so ergeben. Vielleicht gibt es ja hier noch den ein oder anderen aktiven und fachnahen Wissenschaftler, der dieses Thema in einer BA-, Master-, Promotions- oder Habilitationsarbeit aufgreift und uns auf dem Laufenden hält. Raimund et al., wie wäre es?
Immerhin bist Du ja noch nah an der Quelle Sporthochschule.
Wir wären sicherlich interessiert.
Und dann könnte man ja noch mal einen Filmbeitrag 2.0 auflegen.
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and that is even better.
Tri addicted since 1987.
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speedskater, im Grundsatz stimme ich Dir zu, aber um es etwas konkreter zu machen: Welche größere Studie neueren Datums belegt nach Deinem Empfinden, dass statisches Dehnen bei Ausdauersportlern vor Verletzungen schützt? Oder die Leistung verbessert?
Mir liegen keine größeren Studien neueren Datums vor.
Ich bin froh, dass Du diese NEUE Studie in die Diskussion eingebracht hast. Insbesondere deshalb, da Du zu solchen Quellen scheinbar komfortablen Zugang hast. Den habe ich aktuell nicht so ohne weiteres und mir wäre - ähnlich wie Raimund - der Aufwand auch zu groß, mich in dieses Thema noch weiter auf wissenschaftlichem Niveau zu vertiefen.
Meine eigene Wissenschaft (BWL) ist mir in Forschung und Lehre aufwändig genug. Hut ab also vor allen Freiwilligen.
Bitte bedenkt, dass "NEU" aber nicht automatisch "GUT" ist.
Auch ältere Untersuchungen
- wenn Sie gut,
u.a. mit intensiver und hochqualitativer Literaturrecherche, sinnvollen Erhebungsmethoden, verzerrungsfreien Antwortmöglichkeiten, reproduzierbaren Ergebnissen und nachvollziehbaren Schlußfolgerungen etc. erarbeitet wurden,
können mindestens dieselbe Qualität wie neuere Studien aufweisen.
Ähnliche Vorsicht ist auch bei GROSSEN Fallzahlen angeraten.
Wenn hier andere Parameter nicht stimmen (siehe oben), sind deren Schlußfolgerungen möglicherweise aufgrund eines Bias (Verzerrung) nicht oder nur eingeschränkt zu gebrauchen.
Mein vermeintliches und bescheidenes Sportwissen basiert auf der eigenen verletzungsfreien und verletzten Sportpraxis (bis 1987 Sportmix, seitdem Ausdauer inkl. MTB, Speedskaten, Laufen, Tri, Du), Jahrzehnten intensiver und kritischer Leserschaft der Amateursportpresse (samt der dort vorgestellten Studien über Stretching) und vielen, vielen, aber ungezählten und kritischen Gesprächen mit Amateur-, Profiathleten, Orthopäden, Chirurgen, Apothekern, Physiotherapeuten , Heilpraktikern und Trainern. Ich selber praktiziere das Statische Dehnen vor und nach sportlichem Training und Wettkampf regelmäßig seit 1987 und bilde mir ein, dass es mir physisch und psychisch sehr gut tut. Ich bin allerdings nicht konservativ und suche ständig nach Besserem. Gäbe es also eine plausibl effizientere und effektivere Methode,
wäre ich wohl einer der Ersten, der sie ausprobieren würde.
In meinem hier auf dem Schreibtisch liegenden Sportordner habe ich dann über die Jahre viele Artikel z.B. über Stretching abgeheftet.
Ein Experte im wissenschaftlichen Sinne bin ich dadurch natürlich überhaupt nicht.
Von keiner praktischen und theoretischen Erfahrung und mangelndem Körpergefühl zu sprechen, wäre wohl aber auch verfehlt.
Vielleicht kennt ja jemand einen solchen Experten, der interdisziplinäre Erfahrung aus allen Gebieten (Verletzungen, Schulmedizin, Triggerpunkte, Leistungssport, Altersklassensport, Physio, etc.) mitbringt und sich auf das Thema Stretching seit langem spezialisiert hat. So jemand könnte man dann ja auch mal in die Sendung einladen.
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Nun zur physichen und psychischen Praxis:
1. Aktuell hilft mir das statische Dehnen wesentlich bei der Flexibilisierung der Schultern und des Fußgelenkes (Effizienz- und Effektivitätsgewinn beim Schwimmen; wurde hier und im tri-mag von Holger Lüning und Ute Mückel empfohlen)
und
2. wie mir von ts empfohlen wurde,
zur Heilung (aber auch Prophylaxe) von ITBS beim Radeln.
3. Vor dem Laufen, Skaten und Aerobic setze ich es (insbesondere bei kälteren Temperaturen) ein, um meine Muskeln, Bänder und Sehnen so zu aktivieren, dass sie bei abrupten Bewegungen (Umknicken, Stürze) vorbereitet sind und nicht nachteilig überrascht werden.
4. Vor dem Radfahren (insbesondere auf meinem neuen Zeitfahrrad) hilft es mir (und anderen), meinen durch vieles Sitzen verkürzten Oberkörper wieder zu strecken, lang zu machen und dadurch langgestreckter und komfortabler auf dem Rad zu liegen. Deswegen empfehlen ja auch viele Zeitfahrer, man solle sich erst mal ein paar Monate an das neue Zeitfahrrad zu gewöhnen.
5. Langfristig gesehen hilft es mir auch im Alltag und Alter nicht zu steif zu werden, nicht an verschiedenen Stellen zu verkürzen und im Umkehrschluß altersgemäß beweglich zu bleiben.
6. Gleichzeitig ist es gerade für mich als slow twitch Typ (Aschmoneit bezeichnete uns immer als Diesel) psychisch sehr angenehm zum Einstimmen und Runterkommen, hilft beim mentalen Training (z.B. Bewegungsvorstellung der Schwimmtechnik) und hat einen meditativen Charakter.
All diese Erfahrungen habe ich in den 23 Ausdauerjahren direkt oder indirekt (Medien) schon hunderte Male aus der Praxis berichtet bekommen.
Hinweis: Wenn statisches Dehnen also weder vor Vorletzungen schützen, noch einen Leistungsgewinn bringen würde, müßten nicht nur Holger und Ute umlernen, sondern Millionen von Sportlern. Eine echte Revolution!
Aber warum auch nicht?
Das Bessere ist der Feind des Guten. Und des Falschen sowieso.
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Geändert von speedskater (21.12.2010 um 00:05 Uhr).
@speedskater: Dass Dehnen die Beweglichkeit steigert wird von niemandem bestritten (Punkt 1 in Deiner Liste).
Punkt #3 wird bestritten. Dehnen macht die Anfälligkeit für Verletzungen durch abrupte Bewegungen größer. Das sickert auch langsam zu den Fußballern durch, wo das aufwärmende Stretching mehr und mehr abgeschafft wird, zugunsten einer federnden, dynamischen und sehr kurz gehaltenen Dehnungsgymnastik.
Punkt #4 zielt auf die Beweglichkeit und wird nicht bestritten. Bestritten werden jedoch die angeblichen Vorteile einer gestreckten Sitzposition für Triathleten, aber das ist ein anderes Thema.
Punkt #5 wird bestritten. Statisches Dehnen hilft langfristig nicht vor "Verkürzungen".
Aber wer sich gut dadurch fühlt – mir soll’s recht sein, das sage ich ohne jede Polemik. Jedem Tierchen sein Plaisierchen!