Zitat:
Zitat von Kenmo
Im Paralleluniversum hat er vor kurzem in einem Beitrag von seinen Mavic Cosmic Carbon mit 1000 km Laufleistung berichtet. Einen Monat später hat er sie zum Verkauf angeboten und sie hatten auf einmal nur noch 400 km runter. 
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Wenn das alles so auf die Goldwaage gelegt wird, schreibe ich heute besser nix...
Aber der Reihe nach.
Heute war einer der Tage, wo ich so viel aufm Programm hatte, dass ich kaum weiss, wo ich anfangen soll und daher am besten die Hälfte erstmal schon beim Frühstück streiche oder ignoriere.
Fakt ist, dass ich zu meinem Mädel beim Steuermann musste, meine Unterlagen für die Steuer abholen, und zwar bis Zwölf.
Da ich meinen Desertbomber langsam mal wieder mit TÜV versehen wollte, sah das Lastenheft vor, den morgens TÜV-konform umzubauen, damit beim Steuermann die Unterlagen einzusammeln, die Plakette bei der Prüfstelle aufpappen zu lassen und ne Runde durchs Schwimmbad zu pflügen, bevor ich mich zuhause ne Runde den Bremsen meiner Dose widme, Laufen gehe und rechtzeitig zur Sendung wieder zurück bin.
Aber erstens kommts anders und zweitens als man denkt.
Der Umbau dauerte länger als geplant, weil ich noch n paar Kleinigkeiten vergessen hatte und die Farbmarkierungen des Risses in meiner Vorderradfelge entfernen musste und die Hütte nicht so arg geschmeidig anspringen wollte, nachdem ich das letzte Mal vorigen September damit übern Acker gehoppelt bin.
Das mit dem Anspringen iss vielleicht erklärungsbedürftig für jemanden, der sich ins Auto setzt unds Knöpferl drückt oder den Schlüssel dreht.
Das Ding ist ein Eintopf mit 600Kubik und besitzt keine Batterie, weil zum Starten ein Hebel vorhanden ist, der mitm rechten Bein tüchtig getreten wird und die gut 600cm³ auf gut Schnapsglasgrösse verdichtet, was ein wenig Schmalz im Haxn erfordert.
Weil dieses Komprimieren von nem üppigen, halben Liter Gas von etwas Anstrengung gekennzeichnet und ohne Schmackes nicht möglich ist, braucht man eine Möglichkeit, die Kompression zu überlisten, bis der Schwung zustandegekommen ist.
Dafür gibts ein Hebelchen, welches ein Ventil öffnet, durch das der Druck entweichen kann, bis die Sache rund läuft.
Normal wird dieses Hebelchen automatisch über nen Seilzug betätigt, wenn man den Kickstarter nach unten tritt, aber die Cracks machens lieber mit der Hand;- montieren also neben der Kupplung nochmal einen Griff, mit dem sie nach Belieben das Ventil im Motor öffnen können.
Klar, dass ich sowas auch hab...
Eigentlich eher hatte, denn beim zweiten Tritt und als ich mich gerade glücklich schätzte, dass die Kiste trotz der langen Standzeit noch so üppige Kompression hat (manchmal stehen die Ventile offen und setzen Flugrost an;- da kann man fast leer durchtreten), flog mal wieder der Nippel vom Deko-Zug weg.
Dann wirds ne Schinderei, die Kiste anzukriegen, wenngleich es diesmal klappte und ich fünf vor Zwölf beim Frolain vom Steuermann schellte (dass ich den Krempel nicht selbst mache liegt vielleicht ein wenig an meiner Faulheit, ganz sicher aber am Frolain, aber die weiss mich schon zu nehmen und dass ich regelmässig sehr bis zu spät mit den Unterlagen unterm Arm über sie komme, dafür aber auch keinen Tag zu früh die Zeche bezahle, womit ich aber immer noch überdurchschnittlich fix bin und ohne Mahnung auskomme, wenn ich den Ausführungen der Dame Glauben schenken darf...

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Ok, den ersten Besuch beim DetekTÜV erspare ich euch hier;- er hatte keine Zeit, zitierte mich aber für halb Zwo in seine heilige Halle und zum Glück hatte ich ja Schwimmsachen mit, um die Zeit zu überbrücken.
Hatte ich vorige Woche erwähnt, dass es mir nach mehreren hundert Jahren zum ersten Mal wieder gelungen war, das 25m-Becken zu durchtauchen? Goil!
Heute hats nicht geklappt, ebenso nicht, die Bahnen zu zählen, aber ich krieg schon wieder n paar Minuten am Stück hin.
Nach den ersten 20Minuten einschwimmen nonstop, bei denen mich ein Greis nervte, der die Sportbahn nutzte, um die halbe Bahn zu durchlaufen, bevor er mit einer unglaublichen Grätsche die restlichen 10 Meter "geschwommen" ist, konnte ich den mit ein paar Technikübungen vertreiben, nochmal ne Viertelstunde am Stück anhängen und mich mit ein paar Hanseln balgen, die mittlerweile dazugekommen waren und etwa meine GA2-Geschwindigkeit hatten.
Die Plakette anschliessend war dann ne reine Formalität, obwohl mir wirklich nie aufgefallen ist, dass ich keine Bremsflüssigkeit im Ausgelichsbehälter hab und dem TÜVtler bei den letzten beiden Malen nicht, dass die Hütte keine Kennzeichenbeleuchtung hat.
Diese ehemaligen Sportenduros, die nur auf Umwegen und nie offiziell in Dtld. verkauft wurden, sind ja immer etwas problematisch, wenngleich ich aufgrund guter Connections schon ziemlich viel in den Papieren eingetragen hab, was andere nicht für Geld und gute Worte schaffen, von der Gratwanderung zwischen Legalität und Praxisnutzen mal abgesehen.
Spiegel braucht man zB. eigentlich zweie, im Gelände bei ner Sturzorgie ist einer aber schon zu viel, dann fordert die StVZO gewisse Abstände für die Blinker, ne bestimmte Höhe für die Lichter, dazu Radabdeckungen, Kontrollleuchten oder Sicherheitseinrichtungen, die ein Losfahren mit ausgeklapptem Ständer verhindern sollen.
Gemeinhin also alles Dinge für Luschen und erst am Morgen ans Krad gewandert sowie im Geiste schon wieder demontiert.
Wieso ich trotz der ganzen sinnlosen Utensilien am Bock auf den Trichter kam, off the road nach Hause zu fahren, wissen die Götter, aber ein ganz klein wenig war der gerissene Dekozug auch schuld, da ich unterwegs noch nen Schnippel Brot organisieren wollte und mich dabei auf eine Filiale meines Lieblingsbäckers festgelegt hatte, wo ich die Kiste vorm Laden laufen lassen konnte.
Als ich dann so über Wirtschaftswege, Bahndämme und durch Gräben fege, kommt mir in den Sinn, dass ich mir ja mal die Filmausrüstung von unserm Stammtischguru ausborgen könnte, um ein "Riding The Hood" im Gäuboden zu drehen.
Natürlich mitm Motorrad, weil sicher niemand gerne n paar Stunden zuguckt, wie ich hier durch die Stille radle.
Also gleich mal n paar Locations auschecken und direkt nachm Bäcker unter die Brücke abbiegen (erinnert sich jemand?), wo ich der Kohlekiste fast die Lichter ausgepustet hätte, weil sie innerhalb von 2m im Wasser komplett mit Algen zu war.
Wäre keine schlechte Sache gewesen, wenn ich das Plasterad heute dabei gehabt hätte statt dem motorisierten Eisenschwein.
Ich denk mir noch "oh, ziemlich tief heute" und sitze im gleichen Augenblick bis zum Bauch im Wasser.
Aufm Motorrad, wohlgemerkt.
Das ist heikel, sehr heikel.
Wasser kann der Motor nämlich nicht wie Gas komprimieren, und da er mit ein paar tausend Revs am Touren ist, kann es ihn gepflegt in ein paar Teile zerhauen, wenn plötzlich Wasser in den Zylinder gerät.
Das ist ne Entscheidung von Sekundenbruchteilen, die man da richtig treffen muss: reichts und kommt man durch, oder reichts nicht? Mann oder Memme oder geht das Aggregat dabei drauf? Gas und durch oder in der Suppe stoppen, absteigen und die Kiste rausziehen?
Heute wurde mir die Entscheidung abgenommen, denn bevor ich begriff, dass ich bis zum Nabel in der Schice sass, war der Motor aus.
Kagge!
Und kein Werkzeug dabei, denn im Tascherl aufm Bürzerl transportiere ich aufm Weg zum TÜV das vorgeschriebene, "lose mitzuführende Schloss", wo sonst Schraubenzieher und Kerzenschlüssel verstaut sind.
Erste Sahne, 5°C und klatschnass bis zum unteren Rippenbogen, die Stiefel dafür voll bis oben und die Moppetn tot wie ein Stein.
Seitendeckel runter, Luftfilterkasten auf (geht ohne Werkzeug): Aquarium. Karre zur Seite geneigt: gluckergluckerglucker.
Udn zu allem Überfluss kann ich von rechts nix machen, weil am TÜV-Tag der Seitenständer links selbsttätig einklappt. Sagte ja bereits, dass das nur für Pussies ist.
Schiceschiceschice, was tun?
Kickstarter ist wie einzementiert, die ganze Hütte tropft und trieft.
Taschenmesser.
Nutzt bestenfalls, um die Sitzbank aufzuschlitzen;- beim Versuch, die Ablassschraube vom Vergaser zu öffnen, bricht jedenfalls elegant die Spitze ab.
Händi;- wozu hab ich das Händi?
Also erstmal alle Bekanntschaften abtelefoniert, aber natürlich aussichtslos. Arbeiten, Krank, ganz wo anders, Schwiegermutter krank, Geburtstag, oder sonst irgendne Katastrophe, gegen die die meine ne Lapalie ist.
Heimlaufen kommt in den Knobelbechern auch nicht in Frage;- mit meinen Endurostiefeln hätte ich keine Sekunde gezögert;- die haben schon gezeigt, dass sie 2,6km mitm Helm unterm Arm in 16Minuten packen (gut diesmal wärs weiter gewesen, aber der 100/100-Lauf stand auch noch aus...), aber im Moment gabs die Alternativen Verrecken oder nicht.
Also das Dickschiff untern Arm geklemmt und die Böschung zur Strasse oben hochgewuchtet.
Das weitere Programm iss nix für zarte Seelen die ihr Motorrad mehr hätscheln als fahren.
Zuerst die Kiste mit blockierter Hinterradbremse senkrecht aufrichten, damit das Wasser ausm Auspuff läuft und dann mitm Lenker nach unten quer zum Hang legen, damit der Vergaser komplett leerlaufen kann. Aufrichten, Kicker vorsichtig bewegen, bis sicher ist, dass die Auslassventile offen sind und das Programm nochmal, nur mit der anderen Seite.
Böschung runter, Benzinhahn auf, ohne Deko nach dem Ansaugtakt angeln, kicken, nix.
Nochmal.
Nix.
Nochmal.
Nix.
Immerhin wurde mir wieder warm davon.
Nochmal.
Nix.
Nochmal.
Nix.
Nochmal.
Läuft.
Wenn ich nicht eh schon klatschnass gewesen wäre, wäre ich nu klatschnass geschwitzt.
Vorsichtig Gas geben, aus.
Nochmal.
Nix.
Nochmal.
Läuft.
Gas geben, aus.
Ein weiteres mal ankicken, vorsichtig den Leerlauf höherdrehen. Stottert, dann aus.
Nochmal.
Nix.
Nochmal.
Nix.
Nochmal.
Läuft.
Anschieben, aufspringen, 1.Gang rein, mit der Kupplung spielen, 5 Meter, dann aus.
Also nochmal das Spiel, und nochmal, und nochmal, dann probiere ich, den Choke zu ziehen. Bleibt an, spotzt. Anfahren, 10m, aus.
Wieder ankicken, Choke rein, Gasgeben geht. Heissa, heureka.
Mit Hängen und Würgen bin ich ne Viertelstunde später zuhause.
Eigentlich genug Training heute, aber da war noch die 100/100-Aktion.
Da ich erst ein Brötchen vom Frühstück intus hatte, gibts erstmal ordentlich was zum Einpfeifen auf die Rippen.
Dann die Moppetn wieder herrichten und umbauen und weils mittlerweile finster war und kalt und fast schon zeit für die TS-Sendung, fix noch ne Probefahrt inn Supermercado.
Natürlich übern Acker;- sind ja keine Furten mehr drin.
Dummerweise hatte ich den Scheinwerfer noch nicht umgebaut.
Da war zwar ne extrem gesetzeskonforme H4-Leuchte drin, aber in nem Scheinwerfer, der vom Reflektor her nur H1 kann, also ausschliesslich Fernlicht.
Nu isses also so, dass alle Wege hier total aufgeweicht sind und weil die Bauernschaft dennoch aufs Feld muss, auch total verspurt.
Vielleicht hat der eine oder die andere schonmal die Berichterstattung zur Dakar-Rallye (jeder kann sich ne beliebige, andere aussuchen, die in der Glotze kommt) angeguckt und die Typen für total durchgeknallt gehalten, die mit Hundertirgendwas Klamotten durch verspurten Sand "rasen", wobei es die Kiste meterweit seitlich zu versetzen scheint.
Das ist in Wirklichkeit meist weniger, aber wenn die Jungs dennoch langsamer unterwegs wären, würden sie andauernd auf der Fresse liegen, weil die Geschwindigkeit die Fuhre über die rotierenden Massen (Räder, Getriebe-, Kurbel- und Ausgleichswellen) stabilisiert und der am Rücklicht klemmende Fahrerhintern dem Vorderrad rein aufgrund der Gewichtsverteilung ermöglicht, sich den Weg zu suchen, dem das Hinterrad und der Rest hinterherfährt.
Und nu kann man sich das mal vorstellen, wenn man nix sieht, weils mittlerweile finster ist wie im Grab und weil im Scheinwerfer die falsche Birne brennt, die bestenfalls den Luftraum aufm Anflug zum 'Straubing International Airport' irritiert.
Heute hab ich irgendwie wirklich das grosse Los gezogen;- dabei ist Freitag der 13. erst kommende Woche...
