Du unterschlägst aber, dass in dem von Dir verlinkten Artikel nur auf die Stromproduktion fokussiert wird. Dieser macht aktuell ca. 18% der Primärenergie aus. Die relevante Planung Indiens sieht anders aus:
Erläuterst Du bitte noch durch welche westlichen Sanktionen Indien dazu genötigt wird?
Du bist doch ein Zahlenmensch und Dir sollten solche Zuwächse wie Du sie z.B. bei PV in China siehst zu denken geben. Vor 30 Jahren hätte ich auch noch den Kopf geschüttelt. Seit ich mit Pedelecs zu tun habe bin ich weitaus optimistischer.
Die Inder werden die Kohlekraftwerke nicht benötigen jedenfalls bei weitem nicht in dem Umfang der dort im Artikel angedeutet wird.
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PB
07.08.2011 2:10:31 Summertime Tri Karlsdorf KD
10.06.2012 5:03:16 Challenge Kraichgau MD
08.07.2012 10:38:13 IM FfM
12.03.2017 42:40 Bienwald 10K
12.03.2017 1:30:55 Bienwald HM
29.10.2017 3:15:05 FfM M
Also soweit ich das von Dir bisher mitbekommen habe, hast Du doch der Deutschen Sanktionspolitik vorgeworfen daß das Gas & Öl aus Rußland nun viel billiger für China & Indien geworden ist. Das müsste China doch eher aus der Kohle raus drängen.
Wir, D, Europa oder auch Amerika haben kein Öl/Gas, welches wir China vorenthalten können.
Beides ist tendenziell richtig. Öl und Gas sind für beide nicht billiger geworden. Sie sind "nur" relativ billiger geworden. Das ist aber in der Wettbewerbssituation der entscheidende Punkt.
Warum sollen nun China und Indien nicht aus der Kohle raus? Zum einen ist es ein temporäres Thema. Ich gehe davon aus, dass auch wir wieder auf russische Energieträger zurückgreifen werden. Zum anderen ist Kohle noch billiger. Das Zeug haben die vor Ort und haben "nur" die Förderkosten.
Zitat:
Zubau an PV in China China drängt massiv in PV & Windanlagen dazu werden natürlich auch Speicher kommen. Die werden ihre Kohlekraftwerke bald nur noch als Reserve halten.
Das ist ein Mythos. Die Chinesen haben doch ein ähnliches Problem wie wir. Auch dort scheint die Sonne nicht immer und die Windenergie ist ebenfalls nicht zuverlässig. Also wird man immer ein Backup haben. Je weniger das ausgelastet wird, umso höher sind die Kosten. Ich kann mir eher vorstellen, dass man dort lfr. mit Abscheidung arbeiten wird, weil dies unterm Strich preiswerter ist. Die werden weder einseitig auf erneuerbare setzen, noch einseitig auf Kohle. Die werden den ökonomisch sinnvollsten Mix anstreben. Und jetzt kommt ein Punkt, wo wir wahrscheinlich im Konsens sind. Der Einsatz der Erneuerbaren macht auch ökonomisch je nach Standort extrem viel Sinn. Aber eben nur bis zu einem gewissen Maß. Dann schlagen die Nachteile durch. Die sagen ja nicht zu Erneuerbaren ja und zur Kohle nein oder umgekehrt. Die sagen zu beidem ja.
Vllt sollte man in Anbetracht der Ausweg- und Trostlosigkeit auch erwähnen, dass die USA unter Trump wieder in die Kohleverstromung rein sind. Das entlastet natürlich unsere Regierung. Einer macht es vor. Ein anderer macht es nach? Wie natürlich auch Russland und China. Noch ist in DE der Zug nicht abgefahren. Wenn wir NS2 reparieren und 40 neue Gaskraftwerke bis 2040 bauen schaffen wir die Vorgaben einzuhalten. Was das dann für die Welt bringt ist wohl eher verschwindend, wenn die kohlebedingten CO2 Emissionen um 100 % allein in Indien bis 2030 steigen z.B..
Vllt macht ja der bargeldlose Zahlungsverkehr Sinn? An ein CO2-Konto pro persona gekoppelt. Wer sollte das weltweit durchsetzen? Funktionieren würde es? Und daraufhin verhungern Millionen Menschen im dreistelligen Bereich in Fernost? Oder verderben an Armut? Hat das schon mal wer durchgerechnet? Auf Vernunft in Pakistan, China, Indien oder Russland oder auch in den USA zu hoffen im Sinne der Klimaneutralität ist wohl sehr abwegig, wenn hier im reichen süddt. Raum hoher und höchster akademischer Bildung z.B. wir dieses als Einzlene und dt.sprachige Spitzenakademiker (als Mathematiker, Psychologen, Physiker oder Ingenieuere, Sportwissenschaftler usw.) nicht einmal hinbekommen!? Oder etwa doch? Möchte hier niemanden zu Nahe treten. Wer lebt denn hier von den Diskutierenden klimaneutral, wenn wir schon vom erhobenen Zeigefinger sprechen? Wir hatten das Thema schon tausendmal. Hinzu kommt der fortwährende Streit, auch hier. Wo ist die konkludente Einigkeit, wo der Konsens, wo das ja, so geht es, und so ist es richtg und so wird das jetzt gemacht? Eine Stimme? Leider nein? Viele Stimmen! Festzuhalten bleibt:
1. Bildung scheint kein Ausweg zu sein
2. Demokratie scheint die Lösung nicht in sich zu tragen
3. Autokratie macht alles nur schlimmer
Was wir also brauchen ist eine neue Gesellschaftsordnung und das ist 4. nicht die KI! (das sage nicht ich, sondern kein Geringerer als Locutus von den Borg).
5. Denkt nicht soviel nach Leute. Alles wird gut.
Geändert von Trimichi (10.04.2024 um 15:39 Uhr).
Grund: Rs
Das ist ein Mythos. Die Chinesen haben doch ein ähnliches Problem wie wir. Auch dort scheint die Sonne nicht immer und die Windenergie ist ebenfalls nicht zuverlässig. Also wird man immer ein Backup haben. Je weniger das ausgelastet wird, umso höher sind die Kosten. Ich kann mir eher vorstellen, dass man dort lfr. mit Abscheidung arbeiten wird, weil dies unterm Strich preiswerter ist. Die werden weder einseitig auf erneuerbare setzen, noch einseitig auf Kohle. Die werden den ökonomisch sinnvollsten Mix anstreben. Und jetzt kommt ein Punkt, wo wir wahrscheinlich im Konsens sind. Der Einsatz der Erneuerbaren macht auch ökonomisch je nach Standort extrem viel Sinn. Aber eben nur bis zu einem gewissen Maß. Dann schlagen die Nachteile durch. Die sagen ja nicht zu Erneuerbaren ja und zur Kohle nein oder umgekehrt. Die sagen zu beidem ja.
Du siehst das nur teilweise richtig. Die Back-ups mit fossilen Energieträgern heissen so, weil sie back-ups sind, d.h. die werden nur betrieben, wenn erneuerbarer Strom fehlt. Und diese Fahrweise folgt aus ökonomischen Gründen. Denn langfristig ist erneuerbar billiger, also wirst Du diese Anlagen auslasten. Da die Investkosten am Strompreis bei den fossilen weniger Anteil haben, dafür die Verbrauchskosten voll reinschlagen, ist fossil für Anlagen, die vielleicht 500 Stunden im Jahr laufen, interessant. Bei Erneuerbaren, die hohe Anfangsinvestitionen haben, aber geringe Betriebskosten, lohnt sich Back-up Kapazität eventuell nicht. Schlussendlich wird sich weisen, wie weit wir mit Erneuerbaren bei der Deckung des Bedarfs kommen und wieviel Anteil mit Back-ups per Speicher oder Fossil übrig bleibt. Abereins ist gewiss: die Chinesen und Inder können auch rechnen. Und bauen Wind und Solar.
Und was CCS angeht - niemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, würde das als ökonomisch oder ökologisch sinnvolle Option sehen. Thermodynamics is a bitch.
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Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
Du siehst das nur teilweise richtig. Die Back-ups mit fossilen Energieträgern heissen so, weil sie back-ups sind, d.h. die werden nur betrieben, wenn erneuerbarer Strom fehlt.
Das ist richtig. Du wirst ein Kohlekraftwerk aber nicht von jetzt auf hier anwerfen. Das funktioniert nur bei Gas und mittlerweile auch bei der neuesten AKW Technologie. Kohle ist hier komplizierter.
Zitat:
Da die Investkosten am Strompreis bei den fossilen weniger Anteil haben, dafür die Verbrauchskosten voll reinschlagen, ist fossil für Anlagen, die vielleicht 500 Stunden im Jahr laufen, interessant.
Die Fixkosten sind nur dann relativ gering, wenn der Kapazitätsfaktor hoch ist. Das müssen wir in der Rechnung berücksichtigen. Bei einer (normal angenommenen) Auslastung von 85% macht der Fixkostenanteil ca. 70% aus. Das ist nicht nichts. Bei einer Nullauslastung bleiben diese 70% stehen. Sie sind der Floor. Dazu kommen dann die Gestehungskosten aus Erneuerbaren. Und dann sieht es nicht mehr so rosig aus.
Zitat:
Schlussendlich wird sich weisen, wie weit wir mit Erneuerbaren bei der Deckung des Bedarfs kommen und wieviel Anteil mit Back-ups per Speicher oder Fossil übrig bleibt. Abereins ist gewiss: die Chinesen und Inder können auch rechnen. Und bauen Wind und Solar.
Hier sind wir ja einig. Sie setzen aber nicht ausschließlich darauf.
Zitat:
Und was CCS angeht - niemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, würde das als ökonomisch oder ökologisch sinnvolle Option sehen. Thermodynamics is a bitch.
Mag sein. Könnte man auch über saisonale Speicher sagen. Setzt man auf beides, landet man wohl eher einen Treffer
...
Die Fixkosten sind nur dann relativ gering, wenn der Kapazitätsfaktor hoch ist. Das müssen wir in der Rechnung berücksichtigen. Bei einer (normal angenommenen) Auslastung von 85% macht der Fixkostenanteil ca. 70% aus. Das ist nicht nichts. Bei einer Nullauslastung bleiben diese 70% stehen. Sie sind der Floor. Dazu kommen dann die Gestehungskosten aus Erneuerbaren. Und dann sieht es nicht mehr so rosig aus.
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Die Fixkosten sind fix - also unabhängig vom Kapazitätsfaktor. Drehe es einfach so herum: entscheide, was Du abschaltest, wenn Überkapazität vorhanden ist. Fossil oder Erneuerbar? Natürlich erstmal das, was Dich insgesamt weniger kostet. Bei beiden laufen die Fixkosten weiter - egal, ob sie produzieren. Bei Wind und Sonne kostet aber die Produktion an sich praktisch nichts. Bei den Fossilen sparst Du den Betriebsstoff, und das ist nicht unerheblich. Also stellst Du wann immer möglich diese ab.
Ideal wäre natürlich Gas als Back-up, weil billige Anlagen und schnell hochzufahren. Kohle ist halt derzeit politisch die opportune Lösung. Dauerhaft vermutlich nicht. Wenn die abgeschriebenen Anlagen mal ihr Lebensende erreicht haben, wird das in D keiner bauen. Was China und Indien machen... nun ja, dort ist auch nicht jede Entscheidung rational.
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Die Fixkosten sind fix - also unabhängig vom Kapazitätsfaktor. Drehe es einfach so herum: entscheide, was Du abschaltest, wenn Überkapazität vorhanden ist. Fossil oder Erneuerbar?
Ah, verstehe was Du meinst. Danke für's Nachfassen. Da stimme ich Dir zu. Es ging Dir um die Entscheidung jetzt, ob ich Option 1 oder 2 ziehe und damit mit dem jeweiligen Fixkostenblock konfrontiert werde. Hier haben wir keinen Dissens. Meine Anmerkung bezog sich auf:
Zitat:
Da die Investkosten am Strompreis bei den fossilen weniger Anteil haben, dafür die Verbrauchskosten voll reinschlagen, ist fossil für Anlagen, die vielleicht 500 Stunden im Jahr laufen, interessant.
Hier lag meine Kritik. Die Investivsten haben ja eben keinen kleinen Anteil, sondern einen gewaltig hohen. Sowohl bei Kohlekraftwerke als auch Erneuerbaren sind die Fixkosten der größere Block. Bei letzteren ist das - und da stimme ich Dir zu - nochmals deutlich stärker.
Mein Punkt war allerdings, dass Du selbst bei einer Nullauslastung der Kohlekraftwerke 70% von deren Kosten hättest und zusätzlich noch die Kosten der Erneuerbaren. Damit hast Du eine nahezu doppelte Infrastruktur, die Du zahlen musst.
*Anmerkung: Ich habe verstanden, dass es im Faden einige Schreibende gibt, die diese ökonomischen Komponenten für zweitrangig halten. Ich bin aber überzeugt, dass sich letztendlich nur durchsetzen wird, was sich auch rechnet.
Geändert von Genussläufer (10.04.2024 um 17:15 Uhr).
Grund: Ergänzende Anmerkung
Wenn die Russen, Inder und Chinesen weiterhin Kohle verbrennen, heißt das noch lange nicht, das wir das auch tun werden oder tun sollten. Wir haben unsere eigenen Werte und unsere eigenen Gesetze. Aus letzteren folgt ganz klar, dass wir in 20 Jahren keine Kohle mehr verbrennen. Auch nicht als Backup für irgend etwas.
In der EU sind Belgien, Österreich, Schweden und Portugal bereits aus der Kohle ausgestiegen. Außerhalb der EU haben Estland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Norwegen und die Schweiz den Kohleausstieg bereits hinter sich.
Die Slowakei, Großbritannien, Irland, Italien, Griechenland, die Niederlande, Finnland, Ungarn und Dänemark werden noch in den 2020er Jahren aus der Kohle aussteigen. Deutschland (Kohleausstieg 2038) gehört mit Polen zu den Schlusslichtern in Europa.
Auch hier erweist sich der angeblich einseitige, ideologiegetriebene Alleingang Deutschlands in der Klima- und Energiepolitik als ein Märchen.