Daraus: t-online: Herr Herrera, Sie haben in den zurückliegenden Tagen, Wochen und Monaten viele Superlative verwendet. Haben Sie schon mal so viele Rekorde erlebt, seit Sie Temperaturen verfolgen?
Maximiliano Herrera: Wir betreten absolutes Neuland, was die Wärmerekorde angeht. Nichts ist vergleichbar mit dem, was wir seit 2023 erleben.
Insofern ist Klimaschutz wie auch Umweltschutz in meinen Augen […] immer auch Teil des Verteilungskampfes um den erarbeiteten gesellschaftlichen Reichtum. Wer diesen Aspekt politisch klug aufgreifen kann, wird IMHO auch Mehrheiten für den effektiven Klimaschutz erhalten. Leider vernachlässigen ihn die Grünen (sozialer gerechter Klimaschutz), aber auch BSW.
Deinen ersten Satz kann ich nachvollziehen. Deutschland hat ein Restbudget von 6.1 Gigatonnen CO2, bis die Emissionen auf Null reduziert sein müssen. Es stellt sich die Frage, wie sich dieses Budget fair auf die Bürgerinnen und Bürger verteilen lässt. Wer mit dem Privatjet nach Sylt fliegt (oder mit der Lufthansa nach Hawaii) verkleinert das CO2-Budget für alle anderen. Ist das gerecht?
Bei Deinem letzten Satz scheint mir, dass Du die Möglichkeiten des Häufleins der Grünen in Deutschland überschätzt. Fast wirkt Deine Bemerkung so, als läge das schleppende Tempo beim Umweltschutz an den Grünen. Das stellt nach meiner Wahrnehmung die tatsächlichen Verhältnisse auf den Kopf.
Wie kommt es dann, dass die größten Einsparungen in Deutschland und Europa vor der heutigen Klimapolitik stattgefunden haben? Wie kommt es, dass der Grenzverbrauch jeder zusätzlichen Tonne CO2 in den letzten Jahrzehnten permanent abgenommen hat? Und wie kommt es, dass trotz unserer Politik, die Ausbeutung der fossilen Vorkommen immer in Richtung Maximum läuft? Und wie würdest Du das ändern können?
Was für eine Klimapolitik? Im Wesentlichen haben wir gar keine Klimapolitik. Wir haben ein paar kosmetische Maßnahme eingeführt, die aber bloß keinem weh tun dürfen. Die Reduktion der CO2 Emissionen ist kaum auf eine energische Klimapolitik zurück zu führen, sondern doch eher auf den Eliminierung der besonders ineffizienten DDR-Wirtschaft und kommerzieller Optimierungsmaßnahmen.
Es wäre jetzt endlich an der Zeit, in der Klimapolitik mal Gas zu geben.
Aus meiner Sicht sprechen vor allem die von vermeintlichen "Einschränkung", die jeglichen Klimaschutz blockieren wollen. Da wird ein Schreckgespenst an die Wand gemalt, das weder realistisch ist noch angestrebt wird. Es ist keineswegs anzunehmen, dass wir eine decorbanisierte Gesellschaft durch Verzicht von Einzelnen erreichen kann.
Es wird auch keine Planwirtschaft eingeführt oder sonst was. Das ist einfach Unsinn.
Wie ich oben schon geschrieben habe: ich habe nichts gegen Einschränkungen oder Regulierung unseres Staates. Entweder wir tun das, oder die Natur schränkt irgendwann sowieso ein. Ersteres wäre der besser Weg.
Mittel und Ideen gibt es auch. Wenn es allerdings so gemacht wird, dass die einen weiterhin aus dem Vollen schöpfen und die Masse eingeschränkt wird, hält sich meine Teinahme in Grenzen.
Was für eine Klimapolitik? Im Wesentlichen haben wir gar keine Klimapolitik. ...
Naja, ganz so schlimm ist es nicht. Aber die Altmeier-Narkose haben wir wirklich noch nicht vollständig überwunden.
Andererseits gibt´s viele Länder, die es noch weniger gebacken kriegen als D. Ich möchte da z.B. die Schweiz ausdrücklich nicht in Schutz nehmen, die Gerichtsentscheidung gestern spricht ja Bände.
__________________
Wenn Ihr alle die Zeit, die Ihr hier im Forum vertüdelt, fürs Training nutzen würdet...
Was für eine Klimapolitik? Im Wesentlichen haben wir gar keine Klimapolitik. Wir haben ein paar kosmetische Maßnahme eingeführt, die aber bloß keinem weh tun dürfen.
Und dennoch viel gekostet haben.
Zitat:
Die Reduktion der CO2 Emissionen ist kaum auf eine energische Klimapolitik zurück zu führen, sondern doch eher auf den Eliminierung der besonders ineffizienten DDR-Wirtschaft und kommerzieller Optimierungsmaßnahmen.
Genau darauf wollte ich hinaus. Das waren die los-hanging fruits. Die BRD hatte zu dem Zeitpunkt bereits ein deutlich energieeffizienteres Wirtschaftssystem. Das ist in modernster Form übernommen worden. Und auch danach stand die Wirtschaft nicht still. Das Wachstum ging eben nicht mit steigendem CO2 Ausstoß einher. Wir hatten sogar eine negative Korrelation.
Und natürlich wird das nicht reichen. Es war lediglich die Antwort auf Arnes Einwand:
Zitat:
Von den Maßnahmen, die zu einem sinkenden CO2-Ausstoß führen, hat sich keine einzige aus den Gesetzen des freien Marktes ergeben. Sie wurden alle politisch über Gesetze und Förderungen herbeigeführt.
Bitte beachte dies auch in diesem Kontext
Zitat:
Von den Maßnahmen, die zu einem sinkenden CO2-Ausstoß führen, hat sich keine einzige aus den Gesetzen des freien Marktes ergeben. Sie wurden alle politisch über Gesetze und Förderungen herbeigeführt.
Nehmen wir doch gerade wörtlich und planen neue Gaskraftwerken, die niemand bauen will