Das ist die Darstellung von Ulrike Herrmann, dessen Buch wir oben diskutiert hatten. In der nämlichen Debatte nannte ich die Jahreszahl 1976 aus dem Buch. Sie soll veranschaulichen, dass wir im Falle einer verkleinerten Wirtschaft und geringeren Emissionen keinesfalls in Höhlen leben werden, sondern ungefähr so wie unsere deutschen Mütter und Väter im Jahr 1976.
Es wird übrigens nicht gefordert auf den technologischen Stand von damals zurückzukehren – ein häufiges Missverständnis unter Leuten, die das Buch debattieren ohne es gelesen zu haben.
Aber der Klimawandel passiert doch global, das weißt du doch alles. Der Anteil Deutschlands beträgt 2,5%. Wir reden also wahrscheinlich über verschwindend kleine Werte. Überzeugen tun mich nur globale Strategien (was natürlich nicht heißt, dass jeder einen Beitrag leisten kann).
Aber der Klimawandel passiert doch global, das weißt du doch alles. Der Anteil Deutschlands beträgt 2,5%. Wir reden also wahrscheinlich über verschwindend kleine Werte. Überzeugen tun mich nur globale Strategien (was natürlich nicht heißt, dass jeder einen Beitrag leisten kann).
Es braucht keine globale Strategie, bloss weil es ein globales Ziel ist. Am Ende muss jeder Richtung null gehen - welchen Teil des Werkzeugkastens er am besten in welchem Zeitrahmen einsetzt (aka Strategie) muss und kann man nur lokal entschieden.
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Daher werden Realppolitiker immer einen Weg finden, die Wirtschaft nicht massiv abzuwürgen und im Zweifelsfall wird man immer eher die Kllmaziele reissen als die Wirtschaft massiv zu beschädigen.
Mag sein, ja. Es ist denkbar, dass deutsches und europäisches Recht sowie internationale Verträge gebrochen werden. Und dass deutsche "Realpolitiker" genau das anstreben.
Jedoch: Nicht nur der Klimaschutz hat Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, sondern auch der Klimawandel. Wir werden uns ändern und anpassen müssen. Entweder jetzt unter vergleichsweise mildem Handlungsdruck. Oder eben später, wenn wir neben dem Umbau unserer Wirtschaft zusätzlich die Folgen des Klimawandels zu stemmen haben.
Falls man Ulrike Herrmann für inkompetent hält: kein Problem für mich. Sie hat ja keine Glaskugel, mit der man in die Zukunft sehen kann. Ihre Argumentation basiert auf Abschätzungen.
Da sich in diesem Forum geballter wirtschaftlicher Sachverstand konzentriert, können wir ja selber mal eine Schätzung wagen:
Wie viele Windräder und Solarpaneele können wir in den kommenden 20 Jahren aufstellen? Wie stark steigt parallel der Bedarf an elektrischer Energie, wenn wir die gesamte Wirtschaft und den Verkehr elektrifizieren? Allein die chemische Industrie braucht dann so viel Strom wie heute ganz Deutschland.
Aktuell liegt der Anteil erneuerbaren Stroms bei 8% unseres Primärenergiebedarfs. Wie weit können wir diese 8% steigern bis zum Jahr 2045? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für unsere Wirtschaft?
Ich bin gespannt, was die Wirtschaftsweisen des Forums dazu sagen.
Nach diesem Modell müssten bis 2050 4,5 % der Landesfläche für Solarpanelen verwendet werden. Theoretisch möglich ist es, es wird vermutlich an den gewählten Parteien und Mehrheiten scheitern. Ähnliches sehe ich für die Windparks.
Mag sein, ja. Es ist denkbar, dass deutsches und europäisches Recht sowie internationale Verträge gebrochen werden. Und dass deutsche "Realpolitiker" genau das anstreben.
Jedoch: Nicht nur der Klimaschutz hat Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, sondern auch der Klimawandel. Wir werden uns ändern und anpassen müssen. Entweder jetzt unter vergleichsweise mildem Handlungsdruck. Oder eben später, wenn wir neben dem Umbau unserer Wirtschaft zusätzlich die Folgen des Klimawandels zu stemmen haben.
Das ist leider korrekt. Ich sehe aber nicht die zwei Extremfälle "gar nichts machen vs. klimaneutral 2045", sondern wir werden irgendwann feststellen, dass wir meinetwegen nur bei 80,90 oder 95% des Ziels ankommen oder erst 2047 bei null sind. Ist das dann ein Erfolg oder ein Misserfolg? Ich fürchte, darüber werden die nachfolgenden Generationen richten müssen.
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Ist dort die Produktion, die wir ins Ausland verlagert haben, berücksichtigt?
Ja: The Ecological Footprint is derived by tracking how much biologically productive area it takes to provide for all the competing demands of people. (...) A country’s consumption is calculated by adding imports to and subtracting exports from its national production. https://www.footprintnetwork.org/resources/data/
Das sind auch die Daten, worauf sich Ulrike Hermann bezieht, wenn sie sagt: "Wir Deutschen tun derzeit so, als könnten wir drei Planeten verbrauchen. "
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Das Klimaschutzgesetz verpflichtet Deutschland, sich sowohl national als auch international für den Schutz des Klimas zu engagieren. Dabei geht es jedoch nicht um "irgendwelche Gesetze und Verordnungen", sondern um unser Grundgesetz sowie um internationale Abkommen.
Ich schreibe ja auch, dass es sinnvoll und notwendig ist sich, insbesondre international dafür zu engagieren. Ich bezweifle nur, dass das was aktuell gemacht wird hierfür zielführend ist.
Zitat:
Wir haben ein deutsches und europäisches Klimaschutzgesetz, ersteres mit Verfassungsrang.
Ja Klimaschutz hat Verfassungsrang, aber genauso haben andere Güter Verfassungsrang. Aber Klimaneutralität ist nicht Staatsziel Nr. 1. Es müssen immer verschiedene Güter gegeneinander abgewogen und gewichtet werden. Das Verfassungsgericht hat gerügt, dass das damals existierende Klimaschutzgesetzt, diesem nicht genüge getan hat.
Es gibt keine Gesetze oder Artikel im GG, die uns vorschreiben, dass wir wenn wir bis zum Tag x nicht Klimaneutral sind irgendwas abschalten müssen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Es gibt keine "Utopie vom Arbeiter und Bauernstaat", das ist wohl ein Missverständnis.
(...)
Ich halte es für sinnvoll, sich mit diesem Gedanken ohne Polemik auseinanderzusetzen.
Ulrike Hermann spricht halt selbst davon "Zum Beispiel werden viel mehr Beschäftigte in der Ökolandwirtschaft benötigt als in der heutigen industriellen Landwirtschaft, und auch die Wälder müssen wieder aufgeforstet werden, weil die heutigen Baumarten den Klimawandel nicht überleben werden." Klar ist da etwas Polemik dabei, aber ich halte den Vorschlag halt auch für so absurd und substanzlos, dass ich mich damit nicht ernsthaft auseinander setzen kann.
Wir sollten nicht so tun, als ob wir auf einer Insel lebten. Es muss definitiv Importe geben aus Regionen, die mehr Wind/Sonne haben.
Gewiss. Auf diese Idee von Energieimporten sind bereits andere gekommen.
Energieimporte haben aber einen Haken: Sie sind teuer. Zu den Herstellungskosten kommen noch die Transportkosten sowie die teils erheblichen Transformationsverluste. Dieser teure Strom konkurriert auf unserem heimischen Strommarkt mit vor Ort erzeugter Energie, die erheblich billiger ist. Das wird ein zähes Geschäft.
Dazu kommen globale Erwägungen. Viele sagen ja, Klimaschutz müsse global gedacht werden, sonst brächte er nichts. Nehmen wir an, wir wollten Solarenergie aus der Sahara importieren.
Afrika ist selbst erst mit 30% seiner Haushalte elektrifiziert und an ein Stromnetz angeschlossen. Man kocht auf Holzfeuern, verstromt Kohle und bewegt sich mit Dieselmotoren. Wollten wir etwas für’s Klima tun, müsste zunächst Afrika selbst elektrifiziert werden. Erst danach macht es Sinn, überschüssigen Strom unter enormen Effizienzverlusten nach Europa zu exportieren. – Von dieser logischen Zwickmühle abgesehen, gibt es keine Solarparks in der Sahara, die sich über tausende Quadratkilometer erstrecken müssten. Auch im Jahr 2045 – dem Jahr unserer Klimaneutralität – wird es sie nicht geben.
Möglicherweise können Energieimporte dennoch einen kleinen Beitrag zur Energieblianz Deutschlands leisten. Im Großen und Ganzen werden wir jedoch mit dem Strom auskommen müssen, den wir selbst erzeugen.