So, dann kommen wir mal zum Wettkampf.
In Podersdorf gibt es zwei Wechselzonen. Dass ich die Wechselzonen am Vortag penibel vorbereitet habe und mir Gedanken über alle Eventualitäten gemacht habe, könnt ihr euch sicher denken.
Am Wettkampfmorgen geht es dann zu 05:00 Uhr mit dem Auto zum Start/ Ziel Bereich und T2. Von dort mit dem Shuttlebus in T1. Bei den meisten Athleten gibt es nur ein Thema. Die Hitze. 36 Grad sind heute gemeldet. Komischerweise macht mir das ausnahmsweise mal keine Sorgen. Mit Hitze hatte ich eigentlich nie Probleme. Bei mir ist eher Kälte kritisch.
Um 06:00 Uhr dann die Ankündigung der Kampfrichter: 26,5 Grad Wassertemperatur. Kein Neoprenanzug. Ok, das kommt nicht unerwartet. Ich habe ja sowieso schon ein langsames Schwimmen eingeplant.
Irgendwie vergeht die Zeit bis zum Start dann doch noch. Um Punkt 07:00 Uhr geht es los. Wir laufen ins Wasser. 4 Runden werden geschwommen. Von den anderen Athleten weiß ich, dass die Strecke zwischen 3,6 und 3,7 km lang sein wird. Vom Testschwimmen weiß ich, dass meine alte Uhr ungefähr 3,5 km aufzeichnen wird. Solange ich im Schnitt also unter 02:00 Minuten / 100 m bleibe ist alles im Plan. Das kann ich, da bin ich sicher.
Die ersten beiden Runden gehen so weg, dann wird mir aber doch etwas kalt und die Bewegungen gehen irgendwie nicht mehr so flüssig. Nach 01:06 h komme ich aus dem Wasser. Direkt zum Rad, Kohlenhydrate trinken, zwei Flaschen in den Einteiler und Badekappe und Brille in den Wechselbeutel und knapp 01:30 Minuten später sitze ich auf dem Rad. Ich überlege kurz. Schwimmen knapp 4 Minuten schneller als das Minimum und Wechsel 01:30 Minuten schneller: Macht schon 5 Minuten, die Du vertrödeln kannst.
Auf den ersten Rad km ist mir noch etwas kalt und die Beine sind noch nicht so richtig da. Nach ca. 10 km wird es besser und eigentlich läuft alles nach Plan. Um die 240 W, Beine fühlen sich gut an. Am Anfang ist mir noch etwas übel, weil ich beim Schwimmen recht viel Wasser geschluckt habe, aber nach 20 km geht es auch ,mit der Verpflegung gut.
Ich fahre also meine Runden, 5 Runden plus Auftakt werden gefahren. Die Strecke lässt sich gut fahren und ist in meinen Augen auch nicht zu voll. Die Aeroposition kann ich problemlos halten und die Beine fühlen sich eigentlich ganz gut an.
Alle 30 km gibt es eine Verpflegungsstation, bei der ich probiere, zusätzliche Flüssigkeit aufzunehmen. Zwischendurch schaue ich mal aufs Tempo und mir wird klar. Du bis Sau schnell. 40,9 km/h stehen in der Regel nach den Runden im Schnitt.
Dann kommt die vierte Runde. Km 140. Es geht zurück Richtung Podersdorf und der Wind wird langsam doch etwas stärker. Auf einmal etwas im Feld. Rehe? Die werden mir ja jetzt wohl nicht vors Rad laufen. Was? Da ist ja auch was. Mitten auf der Straße? Was ist los. Ok, das ist nicht normal. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen.
Zu wenig Flüssigkeit?
Überhitzt?
Ich stellle fest, dass ich bereits aufgehört habe zu schwitzen. Das ist nicht gut. Ich trinke die Wasserflasche, die ich bei der letzten Verpflegung aufgenommen habe mit einem Zug leer und fahre weiter. Noch passt die Leistung. Irgendwann wird der Blick wieder klarer.
Bei km 148 an der Verpflegung nochmal eine Flasche Wasser über den Kopf, eine trinken und weiter geht es. Erst 15 km mit Rückenwind, aber irgendwie ist keine Leistung mehr da. 200 W, dann 170, 150, 140. Was ist da los? Ein Einbruch kann ja wohl sein, aber so übel? Mindestens 200 W kannst Du doch immer treten. Wiemann das sein?
Mein Schnitt sinkt auf 39,6 km/h. In der Wechselzone stelle ich mein Rad ab, leere meine Wechselflasche mit Kohlenhydraten und laufe los.
Ein Blick auf die Uhr, einer auf den Pace-Zettel, der auf meiner Laufflasche klebt und ich weiß: 04:40/km. So schnell musst Du laufen. Sollte eigentlich kein Problem sein. Aber eigentlich solltest Du auch nicht mit 130 W in die Wechselzone rollen. Ich erwarte also das schlimmste. Meine Erschöpfung, das Wetter. Die Mittagssone brennt, nirgendwo Schatten. Aber erstmal werde ich positiv überrascht. Die ersten 8 km gehen so weg. 04:35/km. Nur die Verpflegung klappt nicht mehr. Wegen der Hitze habe ich schon 10 g KH / Stunde weniger beim Lauf eingeplant, aber ich kriege einfach nichts aus meiner Gelflasche runter. Auch die Getränke an der Verpflegung sind brühwarm und ungenießbar

.
10,5 km, erste Runde geschafft. Es wird langsam schwerer. Km 12. Die Pace sinkt auf 05:30/km. Was? So langsam bist Du ja noch nie gelaufen.
Ich will aufgeben. Bei km 13 stoppe ich die Uhr. Ich drehe ich um, belieb zwei Minuten an der Verpflegung stehen, trinke Wasser und trabe langsam zurück Richtung Ziel. Fühlt sich doch gar nicht mehr so schlimm an. Stell wenigstens die Uhr wieder an. Also starte ich die Uhr wieder. Die Pace ist um 05:00/km. Ok, langsam aber nicht mehr so schlimm wie noch vor 10 Minuten. Du warst wohl richtig über dehydriert. Naja, jetzt bist Du umgedreht. Jede Chance auf Sub 9 ist dahin. Da schreit es in mir:
Failure is when you stop trying
Ich drehe wieder um und laufe weiter

. Außer Wasser und Salztabletten bekomme ich nicht mehr viel runter. Ich schwitze nicht mehr, aber ich laufe. 29 km mit 05:10/km. Nach 09:18 h komme ich ins Ziel.
Da steht es: 8. Platz
Was? Das wird ja wohl ein Fehler sein. Österreichische Meisterschaften, schnelle Radstrecke, etwas zu kurzes Schwimmen. Da wird es doch mindestens 10 Leute mit einer SUB 9 geben.
Langsam wird mir klar, wie übel die Bedingungen wirklich waren

. Als ich meine Sachen aus T2 abhole, höre ich irgendwo etwas von 38 Grad im Schatten. Mehr als 25 % der Teilnehmer haben am Ende des Tages ein DNF stehen. Zwei Freunde von mir mit über 20 Langdistanzen in den Büchern und vielen Sub 10 Finishes erleben heute ihr erstes DNF. In dem Moment freue ich mich vor allem, dass ich ins Ziel gekommen bin. Was bleibt, ist die Frage, wie ich so übel einbrechen konnte
Puh, das ist ein langer Text geworden und noch länger möchte ich nun nicht Mittagspasue machen. Reflektion folgt
