Am Donnerstag habe ich das erste mal seit ich nach dem neuen Trainingsplan laufe, ein Training nicht so gemacht, wie es im Plan stand. Geplant war ja eine heftige Tempoeinheit mit 3x15 Min. in GA2, GA3 und dann wieder GA2 Tempo. Es fing aber morgens schon wieder an zu schneien und auch am Nachmittag waren die Bodenverhältnisse noch echt kacke. Ich bin dann schon gelaufen, aber nur eine Stunde locker durch den Wald getrabt. Ich hatte keine Lust auf die Rutscherei und hatte auch Sorge, so kurz vorm Halbmarathon umzuknicken oder so. Vielleicht ist das auch nur eine doofe Ausrede, Plansklavin, die ich nun mal bin, hatte ich jedenfalls ein schlechtes Gewissen, weil ich das Training nicht so gemacht habe, wie es geplant war. Als ich aber in der Dämmerung durch den Wald oberhalb des Baldeneysees lief und es wieder zu schneien begann, gefiel mir das alles ganz gut, denn es war eine ungewöhnliche Stimmung dort: Es war, als ob ich durch einen alten Film lief, durch eine Welt in schwarzweiß. Unten am See sah man vereinzelte Lichter von Häusern oder Laternen, durch den Schnee in der Luft und die Dämmerung waren sie aber gelblich und gedämpft. Es war ganz ruhig und kein Mensch war dort unterwegs. In dem Moment war ich sehr zufrieden.
Anstrengend waren die letzten Tage in der Klinik, weil die Patienten echt heftig drauf sind zur Zeit. Das liegt nicht zuletzt an Frau Sch., die völlig psychotisch über die Station turnt (und das übrigens dank meiner Intervention, denn ich habe sie zu Hause abgeholt und auf die Station gebracht, nachdem sie an einem Morgen immer wieder bei mir anrief, immer verzweifelter war und zu Hause Todesangst hatte). Jetzt auf der Station ist sie ein wenig ruhiger, aber noch genauso wahnhaft und dummerweise bindet sie die Mitpatienten in den Wahn mit ein. Das ist für die sehr anstrengend, vor allem für Frau I., die eh nicht belastbar ist und dazu eine prollige Junkie-Braut, wie sie im Buche steht. Es geht hoch her, dieser Tage. Glücklicherweise bin ich aktuell für Frau I. der "Engel", weil ich ihr zugesagt habe, mit ihr am 19. in den Knast zu fahren, wo sie einen Besuchstermin bei ihrem Freund hat, und als Gegenleistung habe ich von ihr eingefordert, dass sie immer hübsch freundlich ist (was ihr natürlich nicht gelingt) und dass sie versucht, für Frau Sch. aktuelle Situation etwas mehr Verständnis aufzubringen (was ihr auch nur ansatzweise gelingt, aber ich kann sie immerhin immer wieder daran erinnern).
Ich war jedenfalls sehr froh, als ich gestern Nachmittag, für einige Tage die Klinik hinter mir lassen konnte. Für einige Tage? Ja, klar! Ich lebe schließlich im Rheinland, am äußersten Rande zwar, aber mein Arbeitgeber heißt Landschaftsverband Rheinland und der sitzt im Zentrum des närrischen Treibens dieser Tage. Also habe ich an Rosenmontag frei. Und an Altweiber. Weil ich da aber gearbeitet habe, habe ich dafür am Dienstag frei. Und weil ich an diesem Wochenende nicht ins Altenheim muss, habe ich VIER Tage frei, Wahnsinn!
Das lange Frei habe ich gestern Abend damit begonnen, mal tanzen zu gehen und heute Morgen auszuschlafen, auf dem Markt Käse zu kaufen und bei der Gelegenheit den schönen rumänischen Schumacher zu besuchen, der aber in Eile, weil auf dem Weg nach Rumänien war.
Danach ging's um kurz nach 11 Uhr los zum Laufen. Auf dem Programm stand der erste 30 km Lauf seit Jahren. Ich glaube, dass ich zuletzt im Rahmen meines grandiosen Auftrittes beim Triathlon in Klagenfurt so lange gelaufen bin. Mit Laufen hatte das allerdings eher weniger zu tun, das Elend da.
Guter Dinge bin ich mit Björn gestartet, der hatte sein Handy mit so einer Lauf-App dabei, so dass ich nach 4 km angefangen habe, Zwischenzeiten zu nehmen.
Los ging's erst flach über die Bahntrasse zum Einlaufen. Dann am Friedhof vorbei in Richtung Mülheim, dort auf und ab durch das wunderschöne Rumbachtal und durch den Witthauser Busch zur Ruhr hinunter. An der Ruhr dann 15 km entlang über Essen-Kettwig nach Essen-Werden. In Kettwig hatten wir 21 km voll und Björn bekam auf einmal starke Luftprobleme, er hat ja seit einigen Jahren Asthma. Hinterher meinte er, dass es sicher auch eine Kopfsache sei, jedenfalls hatte er sein Spray mal wieder nicht dabei und ist ab da locker weiter getrabt, aber trotzdem mit fetten Problemen und ich habe ca. 5 km die Endbeschleunigung gemacht. Da hatte ich dann leider keine Kilometerzeiten in Ermangelung einer GPS fähigen Laufuhr, aber ich schätze das Tempo auf um die 5 Minuten pro Kilometer.
Dann traf ich Björn wieder, der echt fertig war und schlecht aussah. Weil wir gerade am Bahnhof in Werden waren und zufällig eine S-Bahn kam, haben wir uns spontan dazu entschlossen, zwei Haltestellen schwarz zu fahren, um Björn den langen Berg hinauf nach Rüttenscheid zu ersparen. Vom Stadtwald aus sind wir dann noch zu mir nach Hause getrabt. Ich bin gut 30 km gelaufen und habe inklusive ein- und auslaufen und sehr lockerem Traben nach der Endbeschleunigung 2:50 h dafür gebraucht. Angefühlt hat sich's eigentlich ganz gut.
Hier mal noch die Zeiten von km 5 bis 21:
- 5:30 Min.
- 5:19 Min.
- 5:30 Min.
- 5:27 Min.
- 6:02 Min. (Schlamm, bergauf)
- 6:13 Min. (Schlamm, etwas bergig, getrödelt)
- 5:58 Min.
- 5:15 Min. (bergab)
- 5:17 Min. (an der Ruhr angekommen und ab dort flach)
- 5:21 Min.
- 5:36 Min.
- 5:32 Min.
- 5:24 Min.
- 5:27 Min.
- 5:22 Min.
- 5:35 Min.
- 5:48 Min. (Björns Atemprobleme fingen an)
Danach habe ich keine Kilometerzeiten mehr.
ich bin weiterhin mal optimistisch für nächsten Sonntag, mal skeptisch. Und vor allem gespannt, wie es laufen wird. Wie ich laufen werde.
Bezüglich des Schwimmens habe ich mich für die 1500 m entschieden. Ich habe einfach Bock da drauf.
Und sonst? Werde ich nächste Woche hoffentlich jede Menge Urlaub buchen. Die New York Reise nämlich, die ja jetzt nicht in den USA verlängert wird, weil ich vorher nach Indien reise. Und die Reise nach Ibiza im Juni/Juli, wo die Freundin meines Bruders ein Haus hat und ich also nur den Flug und die Verpflegung zahlen muss. Ich freue mich riesig darauf, den ganzen Tag faul im Bikini am Strand zu legen und ein Buch nach dem anderen zu lesen. Hoffentlich will der Sohn meines Bruder nicht die ganze Zeit von mir bespaßt werden... Und hoffentlich gibt meine oft übellaunige und nicht immer kooperative Kollegin in der Klinik grünes Licht für meine Urlaubspläne. Schließlich liegt meine Indien-Reise ziemlich genau in dem Zeitraum, in dem üblicherweise eher sie Urlaub macht.
Und wenn ich, wie geplant, im Sommer tatsächlich mit meiner suchttherapeutischen Zusatzausbildung anfange (habe ich davon überhaupt schon berichtet?), bedeutet das für meine Kollegin in den nächsten drei Jahren 4 zusätzliche Wochen Vertretung. Oje... hoffentlich klappt das mit Ibiza und Indien...
So, ich liege zufrieden im Bett herum, habe eine Tafel von der köstlichen neuen Milka Schokoladensorte verspeist (am Donnerstag ist mein aktueller Schokostopp abgelaufen, den ich frühestens am Mittwoch nach meinem Frei wieder erneuere) und bin sehr zufrieden.
Ich hoffe, ihr seid auch zufrieden und ich grüße euch ganz herzlich!
J.