Ich esse ja auch kein Fleisch, was in der tiefsten bayrischen Provinz noch nicht so akzeptiert ist. Aber sowas sollte dich doch nicht stören, freue dich doch für deine Kollegen, dass sie ein schönes Mittag hatten. Das für dich ein schönes Essen etwas anderes bedeutet ist doch vollkommen egal.
Das kann ich nachvollziehen. Wenn ich irgendwo zu Gast bin, passe ich mich an deren Küche an. Ich würde dann dort auch Fleisch essen. Außer vielleicht beim Grillen, aber da kümmert sich ja eh jeder um sein eigenes Zeugs.
Ich passe mich ebenfalls an. Und ich hänge es schon gar nicht an die große Glocke. Wenn man in einem Restaurant ist, dann merken es die anderen teilweise ja gar nicht.
Trotzdem finde ich, man muss nicht immer alles essen was einem vorgesetzt wird und man kann auch aufgrund eigener Prinzipien ablehnen. Beim Fleisch handhabe ich das so. Ich finde das auch nur bedingt unhöflich. Aber ganz klar, das ist eine sehr persönliche Sache wie man damit umgeht.
Ich freue mich dass es hier mal wieder einen Ernährungsthread gibt, in dem angeregt und mit Tiefgang auf der Sachebene diskutiert wird. Ich habe hier gerne mitgelesen und würde nun meinen Senf auch mal dazugeben. Ich habe in meinem Leben von Junkfood über Vegetarisch, Paleo und ZeroCarb schon vieles ausprobiert, pendele jetzt seit Jahren nach meinem Empfinden irgendwo in der Mitte rum, mit leichter Tendenz zu „weniger Carb“. Mein persönliches Idealbild liegt tendenziell ungefähr bei 60% Gemüse, 20 Obst, 10 Fisch/Fleisch, 10 Nüsse/Milchprodukte/Getreide/sonstiges.
Für das Ernährungsthema habe ich mich erstmals begonnen zu interessieren als ich mich 2005 für meine erste Langdistanz vorbereitet habe. Während es damals allein darum ging die nötigen Kalorien aufnehmen zu können, hat sich das bis heute sehr vertieft und verbreitert. Ich habe mittlerweile verstanden dass es DIE EINE Ernährungsform, mit der alle Menschen gesund und nachhaltig leben können, nicht geben kann. Ebenfalls ist es meiner Meinung nach sinnlos, Getreide oder Soja anzubauen um es dann z.B. an Rinder zu verfüttern, insbesondere auch weil das gar keine geeigneten Nahrungsmittel für diese Tiere sind. Gegen Rinder, die z.B. in Argentinien im natürlichen Grasland der Pampas leben oder die im Allgäu, wo der Boden zum Ackerbau nicht geeignet ist, grasen, und dann deren Milch und Fleisch zu verzehren, habe ich wenig einzuwenden.
Die "anecdotal evidence" von der von MJ verlinkten Seite meatheals.com halte ich grundsätzlich schon für authentisch, allerdings kann man daraus auch nicht mehr (oder weniger) ableiten als von gleichartigen Schilderungen von Veganern wie z.B. Mauna Kea (von dem ich übrigens zahlreiche Beiträge hier im Forum sehr schätze). Formulierungen wie „wenn ein schöner tag darin besteht ein lamm umzubringen“ finde ich, neben orthographischen Aspekten, allerdings wenig hilfreich, um Verständnis für irgendwas zu wecken. Post 56 / Seite 7 allerdings und da insb. „Nicht alles, was ich zu mir nehme kommt auch wirklich an.“ trifft den Nagel auf den Kopf. Wenn ich mir einmal wöchentlich 150gr frische Rinder- oder Lammleber vom örtlichen Demeterhof hole ist das erstens voller Nährstoffe, zweitens extrem günstig und, so bin ich überzeugt, kommt zu sehr großen Teilen im Körper da an, wo es hingehört.
Leid und Tod möglichst weitgehend aus dem Leben gestrichen zu haben ist für viele Vegetarier/Veganer sicher ein wichtiger Punkt, auch wenn das meiner Meinung nach rein vordergründige Augenwischerei ist. Es gibt kein Leben ohne Tod, er ist das Ende des einen Lebens und der Anfang von neuem. Kein neues Leben ohne vorherigen Tod von etwas anderem, Tier oder Pflanze. Abgesehen davon, dass auch Pflanzen leben und sterben, können auch diese ein soziales Verhalten an den Tag legen, die populären Bücher von Peter Wohlleben geben hier einen Vorgeschmack. Das ganze tierischerweise auf vier Beine und zwei Augen einzugrenzen, wie es manchmal geschieht, hilft ethisch auch nicht weiter.
Dass Massentierhaltung und Hähnchenschenkel oder „Wurst“ für 29 Cent beim Discounter weder nachhaltig noch für den Esser gesund sein können, dazu dürfte es hier im Thread breiten Konsens geben. Die entstehenden Güllemengen sind ebenfalls ein echtes Problem, auch wenn natürlicherweise der Stickstoff nur über tierische Exkremente oder tote Tierkörper den Pflanzen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen können. Mineralischer Kunstdünger ist jedenfalls aufgrund seiner unglaublich energieintensiven Erzeugung keine Alternative und rein pflanzliche Maßnahmen sind stickstoffseitig viel schwächer.
Bei Nahrung pflanzlichen Ursprungs sieht es, insbesondere sofern sie industriell erzeugt wird, aus Tierschutzsicht auch nicht besser aus. Ein hypothetischer Veganer, der nur glyphosatgedüngtes Zeug zu sich nimmt, hat wohl auch wenig gewonnen. Aber auch beim Pflügen sterben Bodenbewohner, bei der Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln Insekten, beim Transport werden Lebewesen überfahren, Lagerung, Verpackung und Zubereitung verbrauchen Energie bei deren Erzeugung Schadstoffe entstehen die auf Umweltschäden und sogar Todesfälle (tierisch und menschlich) umgerechnet werden können. Wenn du essen willst muss irgendwo anders gestorben werden, ob direkt (Fleisch liegt auf dem Teller) oder indirekt (pflanzliche Kost). Es geht natürlicherweise nicht anders, Bio hin oder her. Diese Erkenntnis ist meiner Meinung nach ein wichtiger Knackpunkt in der ganzen Ernährungsgeschichte. Auf der anderen Seite der Skala steht die unsägliche Massentierhaltung, dazwischen können wir uns bewegen, aber es bleibt ein Dilemma.
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Grüße
Tri-K
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Auf der anderen Seite der Skala steht die unsägliche Massentierhaltung, dazwischen können wir uns bewegen, aber es bleibt ein Dilemma.
Inhaltlich kann ich leider nichts beitragen aber ich wollte doch zumindest schreiben, dass ich Deinen Beitrag gelesen habe und beobachten konnte, wie ich zustimmend nicke. Danke sehr für Deine Mühe!
ich denke ich hab sehr viel toleranz, denn die geschichten höre ich mir seit jahren an. sind auch 2 jäger darunter, die erzählen noch schlimmeres zeug.
sagen darf ich ja nichts, denn dann wäre ich ja direkt radikal.
Das ist ja nicht nur tolerant. Das ist dazu noch Respektvoll und Verständnisvoll gegenüber dem Lebewesen, das zum Beispiel viel lieber mit den Geschwistern über eine Wiese rennen würde, anstatt auf dem Drehspieß das Spanferkel zu sein.
Man kann Mauna Kea also genau das nicht vorwerfen.
Eher dem Besucher, der es möglicherweise nicht schafft zu akzeptieren und Ausnahmen zu machen. Es ist schließlich ein Besuch und kein Einzug.
Für mich war der tierethische Aspekt ausschlaggebend.
Heute, nach anderthalb Jahren, schätze ich die vegane Küche vor allem wegen ihrer leckeren Rezepte. Es ist für mich einfach eine leckere, ästhetische Sache. Die vegane Küche ist für mich persönlich saulecker. Zu einem panierten Schweineschnitzel mit Pommes drängt es mich heute nullkommanull. Vor einigen Jahren war das noch anders.
Ab und zu hole ich mir einen Fisch oder 12 Eier für zwei Wochen, um wichtige Nährstoffe aufzunehmen. Mir schmeckt das durchaus gut, aber mein Herz hängt nicht mehr daran. Es ist nicht viel mehr als ein Nahrungsergänzungsmittel.
Wenn ich mir etwas Leckeres koche, um mich zu verwöhnen oder zu trösten, ist das mittlerweile ein veganes Gericht. Saisongemüse auf dem Backblech, ein Thaicurry mit Kokosmilch und Wildreis, oder vegane Spaghetti Bolognese oder, oder.
Als Nachtisch gibt es ein zweites Glas Rotwein, oder etwas frisch aufgeschnittenes Obst mit ein paar Nüssen. Hey! Frisches Obst! Was für ein elender Dreck ist im Vergleich ein Mousse au Chocolat vom Penny Markt!
Diese Erfahrung würde ich gerne teilen: Dass man vegan sehr, sehr lecker kochen kann, sofern man bereit ist, etwas zu suchen und zu experimentieren. Dass man aber nicht in Extreme verfallen muss, in dem Sinne, dass man jeden Tag 100% vegan leben müsse.
Die vegane Idee wird von vielen als "Alles oder nichts"-Konzept wahrgenommen. Das ist ein Irrtum. Die vegane Idee ist auch dann wertvoll und attraktiv, wenn jeder für sich selbst bestimmt, wie weit er ihr folgt. Jeder vegane Tag ist ein Gewinn für Mensch, Tier und Umwelt. Wer unbedingt sein Schnitzel zum Grillen braucht oder den Braten am Sonntag, soll das halt machen. Es ist jedoch gut, im Rahmen des persönlich Möglichen mal Alternativen auszuprobieren:
Ich habe hier ein veganes Nutella, für das ich einen Mord begehen würde. Mir schmeckt Hafermilch im Müsli mittlerweile besser als Kuhmilch. Ich habe selbstgemachte Alternativen zum Käse, die auf Vollkorntoast hervorragend schmecken.
Das ist ja nicht nur tolerant. Das ist dazu noch Respektvoll und Verständnisvoll gegenüber dem Lebewesen, das zum Beispiel viel lieber mit den Geschwistern über eine Wiese rennen würde, anstatt auf dem Drehspieß das Spanferkel zu sein.
Ohh....schnief...da ist sie: Die Bambimentalität.
Der Haushund, der als Welpe aus dem Wurf genommen wird um danach überwiegend zur puren Freude und als Zeitvertreib seiner neuen Besitzer zu dienen würde auch viel lieber mit seinen putzigen und quietschfidelen Geschwistern über eine Wiese rennen und bei seiner lieben Mammi bleiben. Und was würden Hauskatzen ohne Freigang -ebenfalls meist nur Zeitvertreib / Lebenspartnerersatz ihrer Besitzer- dafür geben mal ne Nacht um die Häuser zu ziehen?
Das Ferkel wurde dazu geboren um am Spieß zu enden.
Man nennt diese Tiere auch Nutztiere.