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Referat Nr. 16 (Poster), Sitzung PO-1 (24.09.2009, 10:00 Uhr):
Effekt eines SmartCranks Fahrradergometer Systems auf die
Beinmuskelaktivität beim Fahrradergometertraining mit
unterschiedlichen Tretleistungen und Tretfrequenzen
Lochmann M1, Klam R2
1Institut für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,
2Institut für Biomechanik und Orthopädie, Deutsche Sporthochschule Köln
Einführung: In vielen Sportarten ist eine weitere Leistungssteigerung über erhöhte
Traningsumfänge auf Grund des Quantitätsgesetzes des sportlichen Trainings nicht mehr möglich.
Daher rückt die Qualität von Trainingsmaßnahmen u. –mitteln zunehmend stärker in den
Vordergrund. Im professionellen Radsport werden seit einigen Jahren verstärkt Kurbelsysteme im
Training verwendet, die ein akzentuiertes Training der Zug- u. Hubphase der Pedalierbewegung
ermöglichen sollen [1]. Welche Änderungen ein forciertes Training mit einem derartigen System
auf der Ebene der intermuskulären Koordination bewirkt, ist allerdings völlig unklar. In einem
Trainingswissenschaftlich-biomechanischen Experiment wurden daher die
Muskeltrainingseigenschaften eines sog. SmartCranks-Kurbelsystems untersucht.
Methodik: 10 männl. radsporterfahrene Probanden (26,1±5,6 Jahre) durchliefen hierzu einen
mehrfaktoriellen Versuchsplan auf einem Cyclus2 Fahrradergometer mit SmartCranks-
Kurbelsystem. Es wurde hierbei die Aktivität von 6 Muskeln des linken Beines (EMG, 3000 Hz) bei
ge- u. entkoppeltem System sowie bei unterschiedlichen Tretleistungen (100, 140, 180 W) u.
Tretfrequenzen (75, 85 rpm) erfasst u. ausgewertet [2].
Ergebnisse: Das entkoppelte Kurbelsystem führt in der Zug u. Hubphase des Tretzyklus zu einer
4,1-fach höheren Belastung des M. tib. ant. gegenüber dem gekoppelten System. Der M. rect. fem.
wird in der Hub- u. Schubphase bei entkoppeltem Kurbelsystem ca. 2 mal so stark belastet wie
unter Normalbedingungen. Die eingelenkigen Muskeln der Quadrizepsgruppe zeigen bei
entkoppeltem System eine deutlich höhere Aktivität in der Druck- u. Schubphase des
Bewegungszyklus.
Fazit: Die Ergebnisse belegen, dass das SmartCranks-Kurbelsystem ein akzentuiertes Training der
Zug- u. Hubphase der Pedalierbewegung ermöglicht. Allerdings ergeben sich unter Anwendung des
Systems massive Veränderungen der intermuskulären Koordination. Ein Benefit für die
Wettkampfleistung scheint daher fraglich u. müsste in Interventionsstudien untersucht werden.
Literatur: [1] Böhm, Harald; Siebert, Stefan; Walsh, Mark (2008): Effects of short-term training
using SmartCranks on cycle work distribution and power output during cycling. In: European
journal of applied physiology, Jg. 103, H. 2, S. 225–232.
[2] Klam, R.: Elektromyographische Untersuchung der Muskelaktivität beim
Fahrradergometertraining unter Verwendung eines SmartCranks-Kurbelsystems. Diplomarbeit am
Institut für Biomechanik u. Orthopädie der Deutschen Sporthochschule Köln, 2008.