Bei der Ozeansenke kann ich das nicht erkennen. Bei der Landsenke siehst Du den Effekt gut auf der Keelingkurve. Im Fühjahr/Sommer geht die CO2 Konzentration sogar zurück. Und mit der Steigerung der Temperatur nimmt das weiter zu. Aber klar, hier wird irgendwann ein Gleichgewicht erreicht. Das ist aber deutlich in der Zukunft. Du schreibst, die Senken werden überschätzt. Wo werden sie denn überhaupt berücksichtigt? Das erschließt sich mir nicht.
Die Aufnahme von CO2 durch die ozeanischen Senken nimmt mit zunehmender globaler Erwärmung ab. Das liegt daran, dass die Ozeane wärmer und saurer werden.
IPCC Sixth Assessment Report, Working Group 1 (2021), Chapter 12, Section 12.6.2:
The ocean is a major carbon sink, absorbing about 25% of anthropogenic carbon dioxide emissions each year. However, the ocean's ability to absorb carbon dioxide decreases as the ocean warms and becomes more acidic.
In dem Bericht wird geschätzt, dass die Aufnahme von CO2 durch die Ozeane bei einer globalen Erwärmung von 2°C um etwa 20% abnehmen wird. Bei einer globalen Erwärmung von 3°C wird die Aufnahme voraussichtlich um etwa 40% abnehmen.
Frage: die Senken reduzieren das bodennahe CO2, klimaschädlich ist aber insbesondere das CO2 in höheren Atmosphären. Geht man davon aus, dass die Senken gleichermaßen auf CO2 in höheren Schichten wirken?
In dem Bericht wird geschätzt, dass die Aufnahme von CO2 durch die Ozeane bei einer globalen Erwärmung von 2°C um etwa 20% abnehmen wird. Bei einer globalen Erwärmung von 3°C wird die Aufnahme voraussichtlich um etwa 40% abnehmen.
Danke Dir. Das sieht interessant aus. Ich muss aber mal in die Annahmen schauen. Einiges habe ich in der Herleitung noch nicht verstanden
Dass die Landsenken über die Zeit abnehmen ist völlig klar. Beim Ozean scheint es entsprechend andere Einflüsse zu geben als den Druckausgleich. Die Versauerung ist auch klar. Da haste mir einen echten Klops mitgegeben. Das macht (leider) neugierig
Zitat:
Zitat von dr_big
Frage: die Senken reduzieren das bodennahe CO2, klimaschädlich ist aber insbesondere das CO2 in höheren Atmosphären. Geht man davon aus, dass die Senken gleichermaßen auf CO2 in höheren Schichten wirken?
Das wirkt gleichermassen. Wenn der CO2 Gehalt am Boden sinkt (Photosynthese an Land/Aufnahme durch das Wasser im Ozean) ist der Druck dort geringer. Das verteilt sich dann über die gesamte Atmosphäre. Umgedreht ist es ja ebenso. Wenn wir CO2 ausblasen, verbleibt dieses auch nicht am Boden. Das funktioniert in beide Richtungen.
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Dass die Landsenken über die Zeit abnehmen ist völlig klar. Beim Ozean scheint es entsprechend andere Einflüsse zu geben als den Druckausgleich. Die Versauerung ist auch klar. Da haste mir einen echten Klops mitgegeben. Das macht (leider) neugierig
Wenn du neugierig bist: technisch gesehen ist es so, dass man die Erdkugel horizontal und vertikal mit Zellen überzieht. Meines Wissens sind es Millionen. In jeder Zelle gibt es hunderte physikalische Parameter, die wirken. Eine Zelle wirkt sich auf die Nachbarzelle aus ("Randwertprobleme"). Eine Änderung des Parameters p1 in Zelle z1 kann also Auwsirkungen auf Zelle z2 haben. Dies alles ist zeitlich dynamisch und gekoppelt. Vielleicht kannst du dir nun vorstellen, warum Rechner im Petaflopbereich (10 hoch 15) schon mal mehrere Wochen brauchen.
Bei Wettermodellen kommt hinzu, dass sie sog. "chaotische Systeme" sind ("Anfangswertprobleme"): kleine Änderungen in den Anfangsbedinungen können "hinten" große Auswirkungen haben. Das ist der Grund, warum man bei der Wettvorhersage (z.B. "Temperatur für die nächste Woche") Grenzen nach oben und unten sieht, deren Spanne immer größer wird. Beim Klima spielen zusätzlich Meere und Eis eine größere Rolle. Hinzu kommt, dass Klimamodelle über einen längeren Zeitraum laufen.
Es ist daher wichtig und richtig, dass es weltweit verschiedene Forscher und konkurierende Klimamodelle gibt, denn so hat man die Möglichkeit, für das Klima wahrscheinliche Verläufe zu mitteln. Kritik ist ebenso erwünscht, dann somit macht man die Modelle besser.
Grundsätzliche Probleme enstehen, da man die Wirklichkeit mathematisch modelliert. Auch sind manche Gleichungen dabei bisher nicht bewiesen. Ein weiteres Problem besteht, da man nicht weiß, ob man alle physikalischen Parameter erwischt hat. Mathematisch gesehen ist es ein System partieller Differentialgleichungen als Anfangs- und Randwertproblem. Das lässt sich "geschlossen" (als Formel) nicht lösen. Es geht nur "numerisch" (zahlenmäßig). Mit Modellen errechnet man worst case und best case Fälle. Ebenso kann man signifkante Parameter errechnen, oder Paramter "gewichten" und sehen, was passiert. Man füttert die Rechenmaschinen nicht nur mit vergangenen Daten um "rückwärts" zu rechnen, sondern auch mit aktuellen.
Das alles ist der Grund, warum es immer mal wieder Änderungen in den Modellen geben kann. Das ist völlig normal. Ähnliche Techniken verwendet man bei Wirtschaftvorhersagen, Corona, Bevölkerungswachstum usw. Es hat sich bewährt und wird nicht ernsthaft in Frage gestellt.
Einer, der es wissen müsste, sagte mal (sinngemäß): "Jedes Modell ist immer nur eine mehr oder weniger schlechte Annäherung an die Realität. Aus einem weniger schlechten Modell lassen sich aber die richtigen Schlüsse ziehen."
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Einer, der es wissen müsste, sagte mal (sinngemäß): "Jedes Modell ist immer nur eine mehr oder weniger schlechte Annäherung an die Realität. Aus einem weniger schlechten Modell lassen sich aber die richtigen Schlüsse ziehen."
Amen
Danke für die Ausführungen, volle Zustimmung.
Nur eine kleine Ergänzung möchte ich zum Schlusssatz hinzufügen, was mich 33 Jahre in der Forschung gelehrt haben:
Aus einem weniger schlechten (unvollständigeren) Modell lassen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit richtige Schlüsse ziehen, aber dafür gibt es keine Garantie. Leider passiert es immer wieder mal, daß man aus einem guten Modell falsche Schlüsse zieht, oder sogar aus einem fehlerhaft angedachten Modell trotzdem richtige Schlüsse zieht. Neben dem Modell braucht man nämlich einen, der sowohl das Modell (und dessen Grenzen) als auch die Physik dahinter gut versteht, um richtige Schlüsse zu ziehen (Plausibilität), eines allein nützt oft wenig.
Darum habe ich es mir z.B. abgewöhnt, Modellierungsergebnisse direkt und unkommentiert beim Management zu präsentieren, zu groß ist die Versuchung von (unqualifizierten) Schnellschüssen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Nur eine kleine Ergänzung möchte ich zum Schlusssatz hinzufügen, was mich 33 Jahre in der Forschung gelehrt haben:
Aus einem weniger schlechten (unvollständigeren) Modell lassen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit richtige Schlüsse ziehen, aber dafür gibt es keine Garantie. Leider passiert es immer wieder mal, daß man aus einem guten Modell falsche Schlüsse zieht, oder sogar aus einem fehlerhaft angedachten Modell trotzdem richtige Schlüsse zieht. Neben dem Modell braucht man nämlich einen, der sowohl das Modell (und dessen Grenzen) als auch die Physik dahinter gut versteht, um richtige Schlüsse zu ziehen (Plausibilität), eines allein nützt oft wenig.
Darum habe ich es mir z.B. abgewöhnt, Modellierungsergebnisse direkt und unkommentiert beim Management zu präsentieren, zu groß ist die Versuchung von (unqualifizierten) Schnellschüssen.
Die Schnittstelle Techniker-Management ist ja legänder Da ist oft der Techniker, der Nerd und Freak, der ein 1a Produkt herzaubert und dann das Managment, das ganz andere Interessen verfolgt. Habe ich schon 1000x erlebt.
Ich zweifel auch weder ein Klimamodell noch einen Wissenschaftler an. Ich frage mich, warum wir kaum vorwärts kommen. Lange Jahre dachte ich, wir wären das Problem (also du und ich). Den Glauben habe ich längst verloren.
Das Problem sind nicht die Wissenschaftler oder deren Modellierungsrechnungen. Uns wurde im ersten Semester an der Universitaet bereits der Unterschied gelehrt: Wissenschaftler zeigen den Ist-Zustand auf, wie etwas ist ergo, Philosophen sagen was sein soll.
Jahrzehntelang glaubte ich an hierarchisch gegliederte Systeme, mit einem Abschoepfen nach oben und tendenzieller Ausbeutung nach unten (reich-arm) als Ursache, weswegen wir kaum vorankommen. Der Schnellschluss als simple Erklaerung waeren Verschwoerungstheorien. Oder auch simpel das System als solches selbst als Ursache. So einfach ist es nicht, schaut man durch die Brille von Psychologie, Philosophie und vor allem Anthropologie bzw. Ethologie. Es gibt eine natuerliche Erklaerung die nichts mit Verschwoerung zu tun hat. Um das abzukuerzen: man muesste die Welt von der Religion und auch der Metaphysik befreien und in die Wissenschaft ueberfuehren. Welche an Sittlichkeit und Moral gekoppelt ist. Mit anderen Worten stark vereinfacht: es gelingt uns einfach nicht unsere Unbewusstseit oder unser tierisches Erbe abzulegen. Das "Lustige" bei diesem Paradigma (dem Wissenschaftlichen) ist die Tatsache, dass niemand daran Schuld ist, dass uns das nicht gelingt. Wenn zudem bedacht wird wie lange die Evolution gebraucht hat als Konstrukteur so etwas wie kategoriales Denken (Aristoteles), ein animal rational und damit den Neokortex mit sechs Schichten hervorzubringen im Unterschied zum Primaten, dann kommt man je nach Massstab auf 10000-100000 Jahre. Sollten wir das Nach- und Nebeneinander von verschiedenen Modellen wie Religionen, Metaphysiken und der Wissenschaft ueberwinden, und den Weg zur Freiheit finden, welchen Habermas in einen freien Spiel vernuenftiger Kraefte sieht, so brauchen wir vor allem Zeit. Weil Evolution dauert. Damit meine ich das Ablegen des unseres tierischen Erbes. Dauert vllt nochmal 10000-100000 Jahre bis sich im Neokortex eine siebte Schicht bildet. Falls ueberhaupt. Somit liegt die Loesung gegenwaertlich mMn in der Ueberwindung des tierischen Erbes und damit des magischen Bewusstseins, und somit der Unbewusstheit, was in ein globales Achsenzeitalter (Jaspers) fuehrt. Momentan verhalten wir uns viel eher wie Affen und Ratten als wie Menschen weiter oben wie auch weiter unten in den gesellschaftlichen Systemen der zweiten Postmoderne. Diejenigen, die es ernst meinen mit der Wissenschaft sind leider viel zu wenige.
Wir alle wissen zwar was richtig ist (Vernunft), wegen des tierischen Erbes bleibt es in den allermeisten Faellen (globale Population) bei Vernunftbegabung oder Unbewusstheit. Halbzeit bei der Vertreibung aus dem Paradies waere eine Umschreibung des Istzustands. Oder pointiert im Narrativ: der Apfel, den Adam der Eva gab war fruehreif.
Als Wissenschaftler mit der Perspektive von aussen, also objektiv betrachtet aus dem Weltraum mit Blick auf die Erde als Frage formuliert: wird die Menschheit ihre Pupertaet ueberwinden koennen?
Wenn wir also in der Pupertaet stecken, wie ich versuchte anzudeuten, wer sind dann die Erwachsenen, die uns lehren? Und das ist exakt das Problem: es gibt keine.
Edith: zeitgemaesse, emazipatorische Interpretation des Bibelmythos: Adam gab der Eva? Richtig waere gewesen, bibeltreu quasi, dass Eva dem Adam gab. Wer wem gab vom Apfel spielt im Zeitalter von Gleichberechtigung imho keine Rolle. Beide, Adam und Eva haben vom Apfel gegessen als Fazit dieser Exegenese.
Geändert von Trimichi (25.08.2023 um 10:11 Uhr).
Grund: Edith