Ich trainiere aktuell viel auf dem Laufband im Fitnessstudio. Grausamerweise steht das Band nicht mit Blick auf den Gymnastikbereich der Damen, sondern bei den Eisenbiegern.
Da man als Ausdauersportler mit dünnen Ärmchen und Beinchen aus der Sicht aller Anderen einem verschwitzten, aufrecht laufenden Käfer ähnelt, und auch sonst das Allerletze ist, kann ich meine Blicke während des Lauftrainings frei und unbemerkt schweifen lassen.
Befund 1: Viele Männer trainieren hart und konsequent, aber fast ausschließlich den Bizeps und den Brustmuskel. So sehen sie dann auch aus. Ein großer Brustmuskel auf zwei Beinen, flankiert von dicken Oberarmen. Alles andere scheint wie vom kleinen Bruder angeschraubt.
Befund 2: Aufstehen vom Gerät und ein paar Schritte durchatmen scheint nur mit seitlich breit ausladenden Armen zu gehen. Der innere Athlet scheint doppelt so breit zu sein wie der tatsächliche. Oder handelt es sich um eine Art Zeitverschiebung? Man läuft so breit durch das Studio, wie man in Zukunft zu sein gedenkt. Zumindest theoretisch.
Befund 3: Innere Versenkung und Konzentration. Bevor der Kraftsportler eine Hantel nach oben bewegt, versetzt er sich in eine Art Trance. In diesem Zustand stiert er durch alle anderen Menschen hindurch. Grüßen oder gar ansprechen sollte man ihn in diesem Zustand nicht. Ist die Hantel zur Hochstrecke gebracht und wieder hingelegt worden, schärft sich sein Blick: Wie aus weiter Ferne kommend, nimmt sein Geist wieder Kontakt zur Erde auf. Allerdings nicht immer. Oft geht er wie in Trance – und sehr breit – neben dem Gerät auf und ab, die Funktion der Gelenke kontrollierend. Eine Urgewalt auf zwei Beinen. Man unterscheidet zwei Typen: Der eine betrachtet sich heimlich durch die Augenwinkel in den getönten Spiegeln, der andere stellt sich frontal davor und betrachtet zufrieden sein Werk. (Hier wird der Unterschied zum gemeinen Ausdauersportler deutlich, der aus gutem Grund jeden Blick in den Spiegel vermeidet.)
So viel zu den Männern. Wenn ich Zeit finde, ergänze ich eine "Girls-Edition".
