Das sehe ich genau wie du, ziehe daraus aber andere Schlüsse. Bei Dir lese ich zwischen den Zeilen wieder raus, korrigiere mich wenn ich falsch liege, "So isse halt, die Kirche. Kennen wir ja..."
Für mich hat das vor allem damit zu tun, dass wir früher viel tierischer waren. Triebbeherrschung hatte im Kontext kulturell-zivilisatorischer Entwicklungen einen ganz anderen Stellenwert.
Der Flüchtling, der in Freiburg wegen Mordes angeklagt ist und schon in Griechenland auffällig war, soll ja überrascht über den Fahndungsdruck in Griechenland gewesen sein. Es wäre doch nur eine Frau gewesen... Unter der Annahme, dass vor 2000 Jahren auch in Europa weitaus mehr Menschen so gedacht und gehandelt haben als heute, macht die regide Einstellung der Kirche / der Bibel zur Sexualität eventuell mehr Sinn.
Wenn ich Dich richtig verstehe, war die Vergewaltigung einer Frau "in den alten Zeiten" keine große Sache, und deswegen musste die gute Bibel die Zügel etwas straffer ziehen.
Hier sind zwei Irrtümer am Werk:
Erstens: Es ist ja ausgerechnet die Bibel, welche die Frau geringschätzt und herabwürdigt zur reinen Gebärmaschine. Es ist nicht so, dass die Bibel dieses Übel korrigieren würde, sondern sie zementiert es und verstärkt es.
Die Bibel ist voller Sex. Da wird gezeugt und gepimpert, bis der Schlüpfer qualmt. Aber wie viele dieser Schilderungen sind keine Vergewaltigungen? Man zeige mir drei Bibelstellen, in denen einvernehmlicher Sex beschrieben wird (also zwei Menschen, die sich gegenseitig lieben und/oder den Sex beide gleichermaßen wollen). Der Standard in der Bibel ist die Vergewaltigung -- wenn's gut läuft ist es nur Unterwerfung (d.h. die gegebenen Machtverhältnisse werden zähneknirschend akzeptiert, etwa bei Sklaven).
Gott selbst schickt in einer Szene sogar einen Vergewaltiger zu einer Frau, um diese zu bestrafen. Sexuelle Erniedrigung und Gewalt sind völlig normal in der Bibel.
Man beachte, dass die Bibel nicht sexfeindlich ist. Sie ist lediglich frauenfeindlich. Sex gibt's jede Menge.
Zweitens: Woher kommt also die Sexualfeindlichkeit? Diese stammt aus einer viel späteren Zeit, nämlich von Augustinus (um das Jahr 400) und von Thomas von Aquin (um 1250). Sie ist ein Produkt der katholischen Kirche.
Wer bist du, das du das sagen kannst? Du überschätzt dich gnadenlos.
Nein, da hat er recht. Ein Christ ist laut der Bibel jemand, der glaubt, das Jesus stellvertretend für seine Sünden gestorben ist. Jemand der glaubt, dass er nur in den Himmel kommt, weil Jesus seine Schuld bezahlt hat. Nur wer mit dem Mund bekennt und mit dem Herzen glaubt kommt ins Himmelreich.
Jeder, der sich so seinen eigenen Gott strickt und sich aussucht was ihm gefällt hat mit dem Christentum der Bibel eigentlich wenig zu tun. Du magst an irgendwas glauben und spirituell sein, ein Christ im engeren Sinne bist du nicht.
Das trifft übrigens auf 98% der deutschen "Christen" zu. An Karfreitag kein Fleisch zu essen und Weihnachten in die Kirche zu gehen macht keinen zu einem Christen.
Die Kirchen trauen sich nur nicht, dass deutlicher auszusprechen, weil dann noch viel mehr austreten würden. Und wahrscheinlich auch, weil die Hälfte der Pfarrer selbst (aus gutem Grund) nicht mehr so recht glaubt was in der Bibel steht.
Vielleicht bin ja auch ich zu einfach gestrickt, was ja sehr naheliegend ist da ich mich ja als gläubig bezeichne.
Ich halte Dich keineswegs für einfach gestrickt, nur weil Du Dich als gläubig bezeichnest. Ich finde es nicht ganz fair, mir das indirekt zu unterstellen.
Haben wir bisher den falschen Gott diskutiert? Ich bin gespannt, etwas über den richtigen zu erfahren.
Polemik?
Steht bei mir irgendwo, daß es einen "richtigen" Gott gäbe oder geben könnte.
Eine solche Definition "richtiger / falscher" Gott widerspräche so ziemlich fundamental allen Auffassungen, die ich habe.
Noch am ehesten gibt es für mich sowas wie ein "falsches Leben der eigenen Religiösität", nämlich spätestens dann, wenn dieses darauf ausgerichtet ist, das Leben anderer negativ zu beeinflussen.
Aber ich glaube, da sind wir uns einig.
Aber zeige mir gerne die Stelle in meinem Post, auf die sich Deine Anmerkung/Frage bezieht. Die würde ich gerne korrigieren. Ernst gemeint!
Das vermute ich, weil Du die zentralen Glaubenssätze und Dogmen der kath. Kirche, deren Mitglied Du bist, nicht teilst.
Für Dich ist wichtig, dass Du als gläubig gelten kannst (die Gründe dafür habe ich mit Küchenpsychologie zu erklären versucht; ich behaupte nicht, dass ich damit unbedingt richtig liegen muss). Aber für die kath. Kirche ist nur ein ganz bestimmter Glaubensinhalt gestattet. Er ist schriftlich im sog. "Glaubensbekenntnis" festgelegt und im Katechismus weiter ausgeformt.
Ich will Dich übrigens nicht persönlich angreifen. Sondern wir debattieren über Inhalte und Argumente.
Du greifst mich auch nicht persönlich an. Ich wundere mich nur, warum du dich immer auf das offizielle 100%ige versteifst. Die Welt ist doch bunt und besteht aus Menschen.
Im Haus uns gegenüber wohnt eine muslimische Familie. Die Tochter trägt im Sommer oft Shorts und hat ein Tattoo am Fußgelenk. Willst du der Familie auch ihren Glauben und ihre Religion absprechen?
Es wäre doch interessant etwas über Dein Gottesbild zu erfahren, welches weder richtig noch falsch ist. Bitte entschuldige, wenn ich das etwas hölzern formuliere. Es ist nicht leicht auszudrücken.
Vielleicht bringt uns die Frage weiter, ob Gott nach Deiner Vorstellung Auswirkungen auf die Welt hat, oder ob er keine Auswirkungen auf die Welt hat.
Sofern er Auswirkungen auf die Welt hat, würde ich gerne wissen, welche das sind.
Du greifst mich auch nicht persönlich an. Ich wundere mich nur, warum du dich immer auf das offizielle 100%ige versteifst. Die Welt ist doch bunt und besteht aus Menschen.
Im Haus uns gegenüber wohnt eine muslimische Familie. Die Tochter trägt im Sommer oft Shorts und hat ein Tattoo am Fußgelenk. Willst du der Familie auch ihren Glauben und ihre Religion absprechen?
Erst heute hast Du mich dafür kritisiert, dass ich die sexuellen Schubladen so weit verwässern würde, bis sie keinen Wert mehr hätten. Dann sei jeder etwas schwul oder lesbisch.
Verwässerst Du hier nicht das Christsein?
Wenn ich Dich richtig verstehe, kann man nach Deiner Auffassung ein bisschen Christ sein, kein Problem. "Die Welt ist doch bunt und besteht aus Menschen", schreibst Du. Genauso meinte ich das oben mit den sexuellen Identitäten.
Willst du der Familie auch ihren Glauben und ihre Religion absprechen?
Nein, keineswegs. Aber wenn sie behaupten, dass sie einer bestimmten Ausprägung des muslimischen Glaubens folgen, der schriftlich fixiert wurde, dann kann man überprüfen, ob es stimmt.
Letztlich geht es doch überhaupt nicht darum, ob jemand glaubt. Sondern es geht darum, dass Menschen eine gewisse Autorität für sich einfordern und dies mit ihrem Glauben begründen. Erst dadurch wird eine Überprüfung erforderlich.
Im Bundestag wurde in der Debatte um die "Ehe für alle" mit dem "persönlichen Glauben" begründet, dass bestimmten Bürgern ihre Rechte verweigert werden sollen. Was erwarten die Gläubigen? Dass man es einfach so hinnimmt?
Das Wort "Glaube" darf kein Synonym sein für "Ätsch, meine Meinung ist unantastbar!". Denn dann würden wir alle unsere Meinungen (etwa über die Höhe von Kindergeld) aus unserem Glauben ableiten und uns jede Begründung ersparen. Ohne Begründung wäre aber jeder Diskurs unmöglich. Der Diskurs wird jedoch nicht aus Zeitvertreib geführt, sondern um die tatsächlich besten Vorschläge zu finden.
Man kann es den Gläubigen nicht ersparen, dass ihre Überzeugungen ebenso diskutiert und überprüft werden, wie alle anderen auch.
Nun gibt es erstaunlicherweise Leute, denen die Religiosität zu anstrengend ist. Es hat nämlich einen hohen Preis, und den will bei uns kaum noch jemand bezahlen. Man lebt lieber das moderne, freie Leben. Aber die Autorität möchte man behalten. Also gibt man sich als gläubig aus. Das fliegt natürlich irgendwann auf.