"Er wollte über dem System stehen", sagt im "Spiegel" Lars Mortsiefer, der Chefankläger der Nationalen Antidopingagentur (Nada), und vergleicht den Mittelklasseläufer mit Lance Armstrong, dem Radfahrer und Jahrhundertdoper. "Man rennt ja nicht durch Zufall in eine Nadel rein."
Das ist schon bitter. So kann man eine Sportlerkarriere zerstören.
Umso wichtiger ist es, sich darauf zu besinnen, über welche Grundrechte wir eigentlich diskutieren, wenn wir hier Forderungen aufstellen usw. Es ist schlimm genug, dass auch so "Justizirrtümer" - warum auch immer - nicht völlig ausgeschlossen werden können. Eine Tat rechtfertigt niemals, das loslösen der Kläger von Menschenrechten, Grundrechten oder auch den Regeln des Fairplays.
"Im März 2019 ist Karus’ Sperre abgelaufen. Im Mai haben norwegische Wissenschaftler eine Studie seines Falls veröffentlicht. Das Ergebnis ist nicht überraschend. Es bestätigt das Gutachten von Perikles Simon ebenso wie den negativen Test aus Tokio. Die Suspendierung sei "unangemessen" gewesen, der Kölner Labortest "fehlerhaft", das ganze Verfahren "intransparent". "Für Athleten, die Opfer von Laborfehlern werden, sind die Folgen für ihre sportliche Laufbahn katastrophal, und ihr Recht auf Recht ist fast nicht vorhanden", so die Forscher."
Wenn eine Substanz, die nur durch Injektion in den Körper eines Athleten gelangt sein kann in der A-Probe und in der B-Probe von einem IOC-akkreditierten Labor mit einem zugelassenen etablierten Test eindeutig nachgewiesen werden kann, dann ist das Doping. Punkt. Alles andere, das in dem Text genannt wird, sind einfach nur Nebelkerzen. Doper können nett und bodenständig sein, sie können auch Spenden für Krebskranke sammeln (man denke nur an Lance Armstrong und seine Live-strong-Stiftung) usw.
Naja, um die dopinganalytische Fachkompetenz von Perikles Simon, der immer gerne "weltweit anerkannter Dopingexperte" genannt wird, abschätzen zu können, lohnt ein Blick auf dessen Publikationsliste: viele wissenschaftliche Arbeiten zu den Themen Genexpression, Sportprävention, ein paar Aufsätze über die Häufigkeit von Doping im Kraftsport, bei Studenten, die bereits diskutierte Fragebogen-Studie über Dopinghäufigkeit im Triathlon, aber keine einzige Forschungsarbeit über Dopingtests oder Dopinganalytik,
Wie er sich vor diesem Ausbildungs- und Forschungshintergrund für kompetent hält, Herrn Schänzer, der auf dem Gebiet der Dopinganalytik tatsächlich einen herausragenden Ruf hat und der sein ganzes berufliches Leben in diesem Bereich verbracht hat, der Anwendung mangelhafter Dopingtests zu beschuldigen, verwundert schon. Dass Herr Simon in seinem Gutachten die in der Analytik so wichtigen Fachbegriffe Sensitivität und Spezifität durcheinander bringt, passt ins Bild.
Das bei der Drittanalyse der Probe genutzte Analyseverfahren war nicht genau genug, um niedrige Darbepoietinkonzentrationen nachzuweisen, im Gegensatz zu dem in Köln genutzten von der WADA zugelassenen Testverfahren, so dass ein negativer Test mit diesem Verfahren argumentativ wertlos ist.
Dass Klosterhalfen ein großes Lauftalent ist, daran habe ich überhaupt keine Zweifel. Alina Reh hat wie du sicher weißt in den Jugendklassen ähnlich abgeräumt, was Titel und Jugendrekorde anbelangt. Deren Leistungsentsicklung läuft aber aktuell in nachvollziehbaren Bahnen.
Es war aber immer erkennbar, dass Reh nicht an Klosterhalfen ranreichen würde. Sie war einfach wesentlich früher aufs Laufen und dort auf die Langstrecken spezialisiert. Reh hat nicht die normale DLV-Ausbildung durchgemacht und Klosterhalfen hat noch ne Reihe anderer Sachen gemacht bevor sie so richtig leistungsmäßig angefangen hat zu trainieren.
Beispiel: Reh ist 2016 deutschen U20-Rekord in 15:41 gelaufen, paar Wochen später ist Klosterhalfen mal gelaufen und hat den direkt um 25 Sekunden auf 15:16 pulverisiert.
Rehs 1500m Bestzeit steht glaube ich auch immer noch bei 4:08, während Klosterhalfen schon 2017 3:58 gelaufen ist. Nicht zuletzt ist es nur eine Frage der Zeit, bis Reh auch die deutschen 10Km, 10.000m und HM Rekorde bricht.
Worauf ich letztlich hinaus will: Klosterhalfens Leistungsentwicklung ist enorm, aber es ist nichts was sich nicht schon lange vor dem NOP angedeutet hat. Eine so eindeutige Verbindung zwischen beidem herzustellen, ist in meinen Augen daher nicht richtig.
Zitat:
Wie man sich als talentierter und ambitionierter Sportler freiwillig in ein derartig zwielichtiges Umfeld begeben kann, ist mir absolut schleierhaft. Im Leistungssport geht es nicht nur um Leistung sondern stets auch um Glaubwürdigkeit (neudeutsch: Credibility)
Stimme ich einerseits zu, andererseits hat der Captain auch Recht: Bisher wurde soweit ich das überblicke noch kein Athlet von dem Projekt wirklich erwischt, auch wenn es Unstimmigkeiten gab.
Stimme ich einerseits zu, andererseits hat der Captain auch Recht: Bisher wurde soweit ich das überblicke noch kein Athlet von dem Projekt wirklich erwischt, auch wenn es Unstimmigkeiten gab.
Um einen Athleten zu sperren bedarf es ganz besonderer Voraussetzungen, insbesondere in der Regel auch positive Tests und selbst das wird dann nochmal gerne von "Experten" und Anwälten betritten und versucht zu widerlegen, wie man in dem oben diskutierten Darbepoioetin-Fall ja gut sehen kann.
It Appears Highly Likely” That 6 NOP Athletes Including Galen Rupp and Dathan Ritzenhein Violated Anti-Doping Rules
Wenn eine Institution wie die USADA in einem Land, in dem man von gewieften Anwälten, über die Nike mit Sicherheit verfügt, für alles auf Schadensersatz in großer Höhe verklagt werden kann, so eine Aussage verschriftlicht veröffentlicht, dann müssen sich die Ermittler schon sehr sicher sein.
Über Klosterhalfen sagt das zunächst mal konkretb gar nichts aus, da sie je erst seit einem Jahr dort trainiert, aber wer als Leistungssportler bei den bekannten Fakten freiwillig und aktiv so ein Trainingsumfeld sich aussucht, macht sich zwangsläufig zur Zielscheibe von Verdächtigungen.