Ich fühlte mich gut vorbereitet. Also nicht sportlich, hatte aber bereits Mitte der Woche den Dreck des letzten Wettkampfes von meinem Radl gekratzt und meine Sachen immerhin komplett am Vortag gepackt. Bei vielen ist diese Vorgehensweise vermultich Standard!? ... bei mir nicht. Freitag früh ins Bett und nach einer nicht sonderlich langen aber eher gut geschlafenen Nacht ging es gestern Früh um kurz vor 6 Uhr los nach Sankt Peter Ording. Meine Family konnte ich trotz viel Guten Willens nicht mehr zum Mitkommen bewegen, also machte ich mich alleine auf den Weg. Alleine das stellt mich ja schon vor ungeahnte Herausforderungen...
Die Hinfahrt klappte problemlos, meine Sorge, dass ein Haufen übermotivierter Urlauber mir auch um diese Zeit das Leben schon schwer machen könnte, bestätigte sich zum Glück nicht.
Zeitiger als gedacht, um kurz vor 8, kam ich bereits in SPO an. ... und hatte Hunger! Der gefühlt einzige geöffnete Bäcker auf den letzten paar Kilometern sah mir nicht sonderlich einladend aus, und so spekulierte ich auf irgendwas Essbares beim Ort des Geschehens. Ja, ja, vorausschauenderweise hätte man sich sicherlich von zu Hause was mitnehmen können, aber soooooo vorausschauend war nun auch wieder nix für mich. However - noch gab es nix.
Entspannt schlurfte ich also erstmal zum Wasser. Wow!!! DIE WELLEN!!!!!!!!!!!! Meine Entspannung begann zu weichen. DIE hatten mal echt sportlichen Charakter. *schluck* schlurfte zurück. Noch immer nix zu essen. Ein olles Brötchen oder so würden ja schon reichen, aber nix. Schlurfte zum Auto, da hatte ich immerhin noch ein paar Bananen. Machte irgendwann die ersten meiner Vereinsmitstreiter ausfindig, war ja ein LaLi-WK.
Einchecken irgendwann, klappte problemlos. Aber ... wie machte man das nu eigentlich, wenn man keinen "Babysitter" mit dabei hatte mit zum Beispiel was zum Überziehen für anschließend? ... und der Start war ziemlich genau 1,5 km von der Wechselzone entfernt! Wie sollte ich das denn machen? Schuhe dort lassen ging ja wohl nicht. Sie jemandem in die Hand drücken war eher eine Zumutung. ... ich grübelte. Ein grinsender Mitstreiter neben mir gab mir den entscheidenden Hinweis: "Barfuß!" "Hääääääääääää?

" ... okay, das konnte gehen. Der Mitstreiter, bermerkte vermutlich meinen verwirrten Blick: "Oder bist Du nicht aus Norddeutschland?

" "Ja, ja, schon..."
schon mal was von Norddeutschen Weicheiern gehört!? Alles klar, also barfuß...
Was zu essen!? Von was Simplem wie Brötchen weiterhin keine Spur. Dann halt nicht. In der Not frisst der Teufel Fliegen, alternativ ein nicht sonderlich leckeres, dafür umso teureres Stück Käsekuchen... das immerhin seinen Zweck erfüllte.
Gegen 9.30 Uhr begann ich also letzte Vorbereitungen zu treffen, was zum Überziehen in die Wechselzone, Autoschlüssel an die Mutter einer Mitstreiterin geliefert, den Neo schon mal bis zur Hüfte anpellen. WK- Besprechung: 10.00 Uhr, Start 10.15. Oder 10.45!??? Wieder bei meinen Vereinsmitstreitern angekommen, erntete ich verwunderte Blicke. "... aber Du weiß schon, dass unser Start erst um 11.45 Uhr ist, oder!?" "Öhhhhm, nööööö...

" Das zum Thema ich fühlte mich hervorragend vorbereitet...
Irgendwann sind wir dann gemeinsam zum Start geschlendert. Immer am Strand lang, die Wellen, die im Laufe des Vormittages nicht weniger geworden waren, mit gemischten Gefühlen im Blick... spätestens hier wurde klar, dass zumindest das Schwimmen nichts für Weicheier oder Feiglinge werden würde... dass die Plörre nicht sonderlich warm war, wurde zunehmend unwichtig. Einmal mehr boykottierte ich das Einschwimmen. Es kam die Ansage: "Treibholz und Bleienten nach rechts!!!" Ich gehorchte brav. Damit wurde die Strecke zwar deutlich weiter, aber ich wollte mich neben den heftigen Wellen nicht auch noch mit den Mitstreitern unnötig prügeln.
Drei. Zwei. Eins. LOooooooooooooooooooooooos!
Mutige voran.
Gut 100m stumpf in die Nordss rein, links um eine Boje, rund 1200 m dann geradeaus und gut 100m wieder zum Strand zurück. Rein theoretisch eine der einfachsten Schwimmstrecken, die man sich denken kann... wir trabten also los. Zunächst war das Wasser ziemlich flach. Schwimmen ging noch nicht wirklich, laufen auch nur begrenzt. Das Wasser wurde tiefer, immer wieder kamen Wellen von vorne. Einige tauchten hindurch, andere hüpften einfach mit der Welle. Ich probierte mal so, mal so... im Schneckentempo ging es vorwärts. Und kaum hatte ich mich mal zwei Meter schnaufend vorgearbeitet, kam wieder so`ne Welle und spülte mich mindestens wieder einen zurück. Ich fluchte, schnaufte. Schnell wurde mir klar, dass dieser Wettkampf für mich nicht an Salzmangel scheitern sollte...

Zusätzlich galt es noch aufzupassen, die Mitstreiter nicht über den Haufen zu mähen, alternativ von ihnen über den Haufen gespült zu werden. WOW. Sowas hatte ich auch noch nicht mitgemacht.
Endlich hatte auch ich die erste Boje erreicht. Erkannte spätestens dort, dass es ein Fehler gewesen war sich beim Start soooo weit rechts einzusortieren. Ich war mittlerweile ziemlich weit hinten gelandet ... und überholte fast in einer Tour. Mist. Aber dafür hatte ich mich vielleicht etwas weniger prügeln müssen. Und auch das Schwimmen parallel zum Strand glich echt einem Abenteuer. Hätte der Veranstalter das Schwimmen abgesagt, hätte es ihm echt keiner Übelnehmen können. Die ganzen roten Badekappen vereiteilten sich über eine irgendwann riiiiesige Fläche und jedes Mal, wenn eine Welle kam, sah es irgendwie echt lustig aus... ich schaffte es tatsächlich relativ nahe an den Bojen zu bleiben, musste manchmal schon aufpassen, nicht zu weit wieder in Richtung Strand gespült zu werden. Irre. War ganz überrascht, dass ich die ganze Zeit relativ problemlos nach links atmen konnte (das ersparte mir bestimmt nochmal `nen getrunkenen Liter Salzwasser extra...). Zur Orientierung machte ich immer wieder ein paar Brustzüge, sonst hätte ich überhaupt nichts gesehen ... ließ micht nach besagten 1200m wieder zum Strand zurückspülen und atmete erleichtert auf, als ich nach rund 24 Minuten wieder festen Boden unter den Füßen hatte...