Da sieht man, daß wir die Dunkelflauten nicht über-, sondern unterschätzen. Die von Klugschnacker in Feld geführten Autoren wissen das meines Erachtens auch. Warum es nicht Bestandteil der Vorträge ist, weiß ich leider nicht.
Das systemische Risiko aus Dunkelflauten ist für uns eben nicht überzubewerten. Dazu empfehle ich einfach mal Nassim Taleb. Er beschäftigt sich nicht mit Klimathemen, aber mit Systemrisiken. "Der schwarze Schwan" ist relativ bekannt. Aber auch in "Antifragilität geht er gut auf systemische Risiken und den Umgang mit ihnen ein. In "Skin in the Game - das Risiko und sein Preis" kann man sehr gut die Gründe für die Igoranz dieser auf politischer Seite nachvollziehen.
Übrigens haben sowohl Quaschning als auch Kempfer viele gute und richtige Ansätze. Aber ein System abzusichern, ist leider völlig unterrepräsentiert.
Das systemische Risiko aus Dunkelflauten ist für uns eben nicht überzubewerten. Dazu empfehle ich einfach mal Nassim Taleb. Er beschäftigt sich nicht mit Klimathemen, aber mit Systemrisiken.
Das Buch behandelt Themen in Bezug auf Wissen, Ästhetik sowie Lebensführung und verwendet Elemente der Fiktion und Anekdoten aus dem Leben des Autors, um seine Gedanken zu entwickeln. Es war 36 Wochen auf der New York Times Best Seller List.
Es fällt mir schwer, das als Gegenposition zu Wissenschaftlern ernst zu nehmen, die sich seit Jahren mit der Energiewirtschaft in Deutschland beschäftigen. Das ist aber nicht persönlich gemeint.
Das Buch behandelt Themen in Bezug auf Wissen, Ästhetik sowie Lebensführung und verwendet Elemente der Fiktion und Anekdoten aus dem Leben des Autors, um seine Gedanken zu entwickeln. Es war 36 Wochen auf der New York Times Best Seller List.
Ich kenne wenige Risikomanager, die nicht dieses Buch gelesen haben. Er zeigt die Auswirkungen von von unerwarteten Ereignissen auf. Selbst die amerikanische Regierung lässt sich von Taleb zu diesen Themen beraten. Er ist zugegeben wirklich nicht der sympatischste Typ auf dem Planeten. Seine Bücher sind wiederum exzellent.
Zitat:
Es fällt mir schwer, das als Gegenposition zu Wissenschaftlern ernst zu nehmen, die sich seit Jahren mit der Energiewirtschaft in Deutschland beschäftigen. Das ist aber nicht persönlich gemeint.
Es ist keinesfalls die Gegenposition. Die auf die Dunkelflaute bezogene Fragestellung ist fachlich in dem von mit verlinkten Paper behandelt. Hier wird das Risiko einer Dunkelflaute und die zu überbrückenden Zeit völlig anders bewertet als von Quaschning und Kempfert.
Die Bücher von Taleb habe ich lediglich ins Feld geführt, um die systemische Einordnung der Fakten zu erleichtern. Das habe ich auch sehr deutlich geschrieben.
Ich bringe mal eine Analogie zur Corona Pandemie. Dort war Drosten sehr lange in der Kritik. Meines Erachtens völlig zu Unrecht. Er hat einfach seinen Job als Virologe gemacht. Nur war die Virologie nur ein Feld bei der Entscheidungsfindung von Maßnahmen. Wenn dabei Fehler passiert sind, sollte man diese nicht ihm anlasten.
Ebenso bilden Quaschning und Kempfert nur eine Aspekt des Themas ab. Interessant ist, daß sie nun auch zu Meinungsführern für alle gemacht werden. Das können sie nicht. Sehr sicher machen die einen guten Job. Das bedeutet aber nicht, daß sie in allen Bereichen Spezialisten sind. Vielmehr sind sie Generalisten im Bereich "Bekämpfung des Klimawandels".
Geändert von Genussläufer (16.05.2023 um 14:33 Uhr).
Grund: Mehr Infos zu Taleb
Da sieht man, daß wir die Dunkelflauten nicht über-, sondern unterschätzen.
Die Autoren behaupten, Deutschland müsse für eine Dunkelflaute von 86 Tagen gerüstet sein. Das bedeutet, dass über eine Zeit von drei Monaten weder die Sonne scheint noch Wind weht. Und zwar in ganz Deutschland.
Diesem extrem unwahrscheinlichen Szenario müssen die Ausfallwahrscheinlichkeiten der alternativen Technologien gegenüber gestellt werden:
Kohle: Der Kohleausstieg ist bereits beschlossen. Mit Kohle können wir weder die nationalen Klimaschutzziele erreichen, noch die des Pariser Abkommens. Kohlkraftwerke sind zudem als Ergänzung zu Wind und Sonne nicht geeignet, da man sich nicht schnell an- und abschalten kann.
Atomenergie: Steht nicht zur Verfügung. Schon gar nicht als kurzfristiges Backup für Flauten. Um Deutschland mehrere Monate lang mit Strom zu versorgen, bräuchten wir Dutzende Atomkraftwerke, welche die meiste Zeit nutzlos herumstehen.
Gas: Hier haben wir gerade eine Gaskrise hinter uns, die monatelang die Medien beherrscht hat. Damals hieß es, wir müssen unabhängig werden vom Gas. Als Rückversicherung, um mit Gas eine mehrmonatige Dunkelflaute zu überstehen, ist es ein denkbar ungeeigneter Energieträger. Zudem müssten wir erstmal massenhaft Gaskraftwerke bauen, welche alle paar Jahre vielleicht mal kurz gebraucht würden. Je nach Entwicklungsstand der sich rasant verbessernden Batterietechnik würden wir sie irgendwann wieder abreißen, ohne je genutzt worden zu sein.
Die Autoren behaupten, Deutschland müsse für eine Dunkelflaute von 86 Tagen gerüstet sein. Das bedeutet, dass über eine Zeit von drei Monaten weder die Sonne scheint noch Wind weht. Und zwar in ganz Deutschland.
Nein. Sie schreiben "Das gesamte maximale Energiedefizit". Diese kann sich über die Zeit aufbauen, auch wenn immer mal wieder die Sonne scheint und der Wind weht. Das ist auch sehr deutlich so beschrieben. Die Autoren schreiben hier auch lediglich von historisch nachvollziehbaren Daten. Aus der Brille des Risikomanagement müsste man hier noch einen Aufschlag machen. Auf Lücke zu arbeiten, könnte hier eine schlechte Idee sein.
Zitat:
Diesem extrem unwahrscheinlichen Szenario müssen die Ausfallwahrscheinlichkeiten der alternativen Technologien gegenüber gestellt werden:
Das scheint ja doch alle Jahre mal zu kommen. Klar ist das nicht wahrscheinlich. Aber es wird kommen. Und dann sind wir am A...
Zitat:
Kohle: Der Kohleausstieg ist bereits beschlossen. Mit Kohle können wir weder die nationalen Klimaschutzziele erreichen, noch die des Pariser Abkommens. Kohlkraftwerke sind zudem als Ergänzung zu Wind und Sonne nicht geeignet, da man sich nicht schnell an- und abschalten kann.
Atomenergie: Steht nicht zur Verfügung. Schon gar nicht als kurzfristiges Backup für Flauten. Um Deutschland mehrere Monate lang mit Strom zu versorgen, bräuchten wir Dutzende Atomkraftwerke, welche die meiste Zeit nutzlos herumstehen.
Gas: Hier haben wir gerade eine Gaskrise hinter uns, die monatelang die Medien beherrscht hat. Damals hieß es, wir müssen unabhängig werden vom Gas. Als Rückversicherung, um mit Gas eine mehrmonatige Dunkelflaute zu überstehen, ist es ein denkbar ungeeigneter Energieträger. Zudem müssten wir erstmal massenhaft Gaskraftwerke bauen, welche alle paar Jahre vielleicht mal kurz gebraucht würden. Je nach Entwicklungsstand der sich rasant verbessernden Batterietechnik würden wir sie irgendwann wieder abreißen, ohne je genutzt worden zu sein.
Keines dieser Argumente löst die Frage des oben beschriebenen Risikos
Edit: Es reicht einfach nicht aus, daß ein System aufgebaut wird, daß nur funktioniert, wenn alles nach Wunsch läuft. Das System ist dann so fragil, daß es uns ganz schnell um die Ohren fliegen kann.
Wir haben berechtigterweise viele Regelungen, um die Stabilität von Gebäuden, Brücken, technischen Anlagen, etc. zu gewährleisten. Und nun geht es im die Energieversorgung, dem Blutfluss unserer Volkswirtschaft. Und genau hier drücken wir ein Auge zu. Für mich liest sich das nicht sinnvoll.
Geändert von Genussläufer (16.05.2023 um 15:25 Uhr).
Das scheint ja doch alle Jahre mal zu kommen. Klar ist das nicht wahrscheinlich. Aber es wird kommen. Und dann sind wir am A...
Bei Dunkelflauten haben wir durchaus Strom, nur eben weniger als sonst. Schließlich wird erneuerbare Energie nicht nur mit Windkraft und Photovoltaik erzeugt, sondern auch mit Biomasse, Wasserkraft und grünem Wasserstoff. Daneben gibt es noch Stromspeicher.
Die Frage ist, ob der bei Dunkelflauten verfügbare Strom ausreichen kann, um den Strombedarf zu decken.
Bei dieser Abschätzung ist entscheidend, wie hoch man den voraussichtlichen Strombedarf ansetzt. Außerdem natürlich, wie stark die erneuerbaren Energien ausgebaut sind. Und ob wir Stromnetze haben werden, welche ausreichend Strom zwischen Gebieten mit hoher Stromerzeugung und Gebieten mit niedriger Stromerzeugung verbinden.
Zum voraussichtlichen Strombedarf: Hier kann man sich als Gesellschaft klug oder dumm anstellen. Wenn alle künftigen Elektroautos um 17 Uhr an die Steckdose kommen und randvoll geladen werden sollen, ist das in Zeiten knappen Stroms ein dummes Verhalten. Klug wäre es, wenn alle, bei denen es egal ist, mit dem Aufladen warten, bis ausreichend Strom verfügbar ist. Das wird über den Strompreis und smarte Steckdosen geregelt. Ist der Strom teuer, genügt bei vielen auch eine halb volle Batterie. Die Spülmaschine kann auch nachts laufen. Die Waschmaschine erst übermorgen. Ein Kühlschrank mit eingebautem Stromspeicher lädt in Phasen hoher Stromverfügbarkeit zu günstigen Preisen. Und so weiter.
Strom aus erneuerbaren Energien ist für die Wirtschaft sehr günstig. Sobald die Infrastruktur aus Windrädern und Photovoltaikanlagen steht, gibt es Strom zu unschlagbar günstigen Tarifen, sofern wir ausreichend Windräder aufstellen. Das rechnet sich auch dann, wenn in kurzen Phasen von Stromknappheit der Strom sehr teuer wird. Dann laufen sehr energieintensive Prozesse mal auf Halbgas, sofern das möglich ist. Dunkelflauten sind selten und kommen alle fünf Jahre für ein paar Tage vor.
Kurz: Der Bedarf an Strom lässt sich in gewissen Grenzen smart und flexibel gestalten. Wir müssen sparsamer damit umgehen, bis der Ausbau an erneuerbaren Energien ein ausreichendes Level erreicht hat. Außerdem brauchen wir ein leistungsfähigeres Leitungsnetz.
Die Abscheidung und unterirdische Einlagerung nennenswerter Mengen an Kohlendioxid ist derzeit nicht möglich. Es gibt auch nach zwei Jahrzehnten Forschung lediglich Versuchsanlagen, die winzige Mengen Kohlendioxid abscheiden und dabei sehr viel Energie verbrauchen.
Zitat:
Zitat von Nepumuk
Die Schwäche an deiner Argumentation ist, dass es die Technologie für den CO2-freien Betrieb von Kohlekraftwerken nicht gibt, jedenfalls nicht serienreif.
Was es alles nicht gibt ... (commercial ist mehr als nur Versuchsanlage...)
Statt so viel Geld in alte Technologie zu investieren, sollten wir das Geld lieber in Zukunftsthemen investieren und dort die noch vorhandenen Lücken (Speicher, Netze, intelligente Verbrauchssteuerung) zu schließen.
Genau, es war sicher auch ein Fehler, Katalysatoren und Diesel-Rußpartikelfilter zu entwickeln, statt gleich BEV zu pushen, damals eben mit Blei-Batterien...
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Bei Dunkelflauten haben wir durchaus Strom, nur eben weniger als sonst.
Genau, das ist die Definition von Dunkelflaute: es wird über eine gewisse Zeit weniger Strom produziert, als gebraucht wird. (analog zum Bäcker, der auch pleite geht, wenn er nicht produziert, auch wenn es ein gewisser Kinderbuchautor anders sieht).
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Schließlich wird erneuerbare Energie nicht nur mit Windkraft und Photovoltaik erzeugt, sondern auch mit Biomasse, Wasserkraft und grünem Wasserstoff.
Schau Dir dazu mal die aktuellen Anteile an. Wenn die Summe relevant ist, ist Wind auch bei weitem der dominante Anteil, ohne Wind ist die Summe karg.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Daneben gibt es noch Stromspeicher.
Ich dachte, das sei inzwischen angekommen, daß es keine Speicher in ausreichender Größenordnung gibt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die Frage ist, ob der bei Dunkelflauten verfügbare Strom ausreichen kann, um den Strombedarf zu decken.
Nein, keine Frage: wenn der Strom reicht, um den Bedarf zu decken, dann ist es keine Dunkelflaute.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Bei dieser Abschätzung ist entscheidend, wie hoch man den voraussichtlichen Strombedarf ansetzt....
... Klug wäre es, wenn alle, bei denen es egal ist, mit dem Aufladen warten, bis ausreichend Strom verfügbar ist. Das wird über den Strompreis und smarte Steckdosen geregelt. Ist der Strom teuer, genügt bei vielen auch eine halb volle Batterie. Die Spülmaschine kann auch nachts laufen. Die Waschmaschine erst übermorgen. Ein Kühlschrank mit eingebautem Stromspeicher lädt in Phasen hoher Stromverfügbarkeit zu günstigen Preisen. Und so weiter.
Kühlschränke, die eine Zeit ohne Strom überbrücken können, sind Kleinvieh, worauf es ankommt, ist daß die großen Verbraucher, Industrieanlagen, Heizungspumpen, Rechenzentren, etc. dauerhaft versorgt sind. Dieser Strombedarf wird nicht von einer höheren Instanz "angesetzt", dieser ist gegeben. Dein Modell führt zum euphemistischen "Angebotsorientierten Stromverbrauch", den ich aus meiner Kindheit kenne: unplanbar gibt es zeitweise Strom, und zeitweise nicht. Oder gibt es dann eine Instanz, die "klug" bestimmt, wessen Verbrauch "gerechtfertigt" ist, und wessen "entbehrlich"? Damit kann keine moderne Industriegesellschaft funktionieren.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
... Dann laufen sehr energieintensive Prozesse mal auf Halbgas, sofern das möglich ist.
ist bei den meisten solchen Prozessen (Aluminiumwerk, Papierfabrik) nicht möglich.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Dunkelflauten sind selten und kommen alle fünf Jahre für ein paar Tage vor.
Nein, eine Unterversorgung ist häufiger, und das System muß auch mit dem worst cast zurechtkommen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Außerdem brauchen wir ein leistungsfähigeres Leitungsnetz.
Das wäre sicher hilfreich, aber offenbar klappt es mit der Umsetzung nicht mal dabei, obwohl darin wirklich keine große neue Technologie steckt.
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