Da wird von den Homo Ehe Befürwortern Toleranz eingeklagt für die Entscheidung im Bundestag, tun sich aber mit Toleranz der konservativen Meinung extrem schwer. … Erst Jens Kleve, dann keko, zum Schluss Trimichi, jeder der etwas Kritik an der Entscheidung laut wird, wird auf heftigste für seine Meinung kritisiert.
Ich bin dafür, dass jeder seine Meinung äußern darf. Dementsprechend kritisiere ich niemanden dafür, dass er seine Meinung äußert.
Ich setze mich jedoch mit den Meinungen inhaltlich auseinander, denn genau dafür wurden sie ja in die Debatte eingebracht. Das bedeutet auch, dass ich an Meinungen eine inhaltliche Kritik übe und üben darf.
Dein Beitrag klingt für mich so, als würde bereits der reine Akt der Meinungsäußerung nicht toleriert. Das sehe ich anders.
Muss man jede beliebige Meinung tolerieren? Das wurde von einigen Diskutanten gefordert, beispielsweise von ricofino.
Machen wir gleich einen Test.
Ich behaupte testweise, ricofino hätte einen schlechten Charakter, und das sei nun mal meine Meinung, und die müsse man tolerieren.
Nehmen wir eine deutsche Schulklasse, mit einem spanischen Jungen. Die Lehrerin sagt, Spanier wären allgemein weniger klug als Deutsche, das könne sie sogar belegen. Der Junge wird daraufhin von seinen Mitschülern bis ans Ende der Schulzeit gemobbt; und auf dem Sportplatz herrschen nachmittags ebenfalls raue Töne (speziell in Bayern – ist aber nur Spaß!).
Ist das wirklich nur eine Meinung, die ebenso respektabel ist wie alle anderen Meinungen? Oder gibt es vielleicht doch Unterschiede?
Meinungen haben Konsequenzen. Wer eine Meinung äußert, ist für diese Konsequenz verantwortlich. Man kann ihn auch für diese Konsequenz kritisieren.
Wer nicht völlig verblendet ist, hat in den letzten Jahrzehnten bittere Schilderungen gehört von Homosexuellen, die sich ihr Leben lang verstecken mussten, die zur Einsamkeit verurteilt waren, oder die ein beliebtes Opfer für blöde Sprüche und Mobbing waren. Das ist eine Konsequenz dieser „Meinung“.
Natürlich kann man hier einfach selbstgerecht mit den Schultern zucken. Aber dann ist auch die Debatte zu Ende. Denn wenn die Konsequenzen egal sind, dann ist auch die Debatte egal.
Meinungen sind dann verwerflich, wenn sie üble Konsequenzen haben. Stammtisch-Parolen, wie sie hier von Trimichi vertreten werden, werden nicht kritisiert, um Meinungen zu unterdrücken. Sondern sie werden kritisiert wegen ihrer schändlichen Konsequenzen.
Die Behauptung, es handele sich hier nur um die aufrechte Meinung eines Bürgers, hat lediglich den Zweck, von den Konsequenzen abzulenken und nicht für die Konsequenzen zur Verantwortung gezogen zu werden.
Meinungen haben Konsequenzen. Wer eine Meinung äußert, ist für diese Konsequenz verantwortlich.
Diese Form von Sippenhaft traue ich totalitären Systemen zu, ich erwarte sie nicht in einer freien Gesellschaft. Wort und Tat werden unterschiedlich bewertet und das ist meiner Meinung nach gut so.
Willst Du für den nächsten ermordeten Priester verantwortlich gemacht werden? Naheliegend wäre das ja, wenn man Deiner Argumentation folgt. Vielleicht hat ein Aktivist in Deinen Posts gelesen, was für schlechte Menschen die alle sind, und schreitet zur Tat, um Menschen vor Schaden zu bewahren.
Wenn wir von Konsequenzen reden, sollten wir doch möglichst konkreten bleiben und nicht beliebig extrapolieren. Wenn jede Meinung, die schon einmal jemand als argumentative Grundlage für schändliche Taten benutzt hat, verboten wird, dann gibt es bald nicht mehr viel, was man - auch Du - noch legal sagen darf.
Diese Form von Sippenhaft traue ich totalitären Systemen zu, ich erwarte sie nicht in einer freien Gesellschaft. Wort und Tat werden unterschiedlich bewertet und das ist meiner Meinung nach gut so.
Das klang für mich zunächst sehr überzeugend. Aber sind Worte und Taten wirklich unterschiedlich? Vielleicht sind Worte manchmal auch Taten.
Ein Beispiel wäre "üble Nachrede". Hier wird nur geredet, niemand wird handgreiflich. Die Konsequenzen können aber schlimmer sein als bei einer Rauferei.
Komplizierter und gemeiner ist es beim Mobbing. Auch hier bleibt alles auf der verbalen Ebene. Jeder wirft zudem nur einen kleinen verbalen Stein, eine kleine Unrichtigkeit oder eine kleine Schmähung. In der Summe kann das aber beträchtliche Wirkung haben.
"Schwul", "Homo", "Schwuchtel" sind die Schimpfwörter Nummer 1 auf deutschen Pausenhöfen. Hinzukommt, dass jede Klasse oberhalb der Grundschule ihre WhatsApp-Gruppen hat, in der sich ein wichtiger Teil des Soziallebens abspielt. Natürlich auch Mobbing. Sei mal schwul in so einem Umfeld, als verunsicherter, pubertierender Mensch!
Worte sind Taten, zumindest können sie es sein. Darum finde ich es gut, dass wir uns untereinander austauschen. Nur so kommt man sich langsam näher.
Das will ich nicht prinzipiell bestreiten und manchmal mag das Wort schmerzhafter sein als das Schwert. Im Normalfall tut aber ein "am liebsten würde ich Dir auf die Fresse hauen" weniger weh als die Umsetzung dieses Wunsches.
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man im Zweifel lieber davon absehen soll, das gesprochene Wort zu verbieten. Zu viele böse Menschen greifen gerne genau auf diese Maßnahme zurück.
Einen passablen Anhaltspunkt dafür, wo die Grenze verlaufen könnte, gibt die Rechtsprechung. (Was nicht bedeutet, dass ich mit allen einschlägigen Urteilen zufrieden bin, aber man weiß zumindest in der Regel halbwegs, woran man ist.)
Wie man den Leuten den Gebrauch von "schwul" als Schimpfwort abgewöhnen soll, weiß ich leider auch nicht. Ich habe jedoch die starke Vermutung, dass es dafür keine juristische Lösung gibt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Darum finde ich es gut, dass wir uns untereinander austauschen. Nur so kommt man sich langsam näher.
Das sehe ich genauso. Zum Austausch gehört aber, dass man auch andere überhaupt zu Wort kommen lässt. Wenn jede denkbare schlechte Auswirkung als Entschuldigung dafür dient, Meinungsäußerung zu verbieten, dann entsteht nur noch mehr Hass und die verbale "Gewalt" wird ersetzt durch physische.
Willst Du für den nächsten ermordeten Priester verantwortlich gemacht werden?
Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Die Schüsse eines aufrecht Gläubigen in einer vor allem von Homosexuellen besuchten Disco in Orlando.
Ist nur der Mörder schuld, oder auch jene, die ihn aufgestachelt haben? Für mich liegt auf der Hand, dass ganz bestimmte Islam-Prediger und ganz bestimmte christliche Prediger mitverantwortlich sind.
Eben das ist der Unterschied zwischen einer „Meinung“ und einer ehrenrührigen Herabwürdigung. Die Herabwürdigung setzt auch die Hemmschwellen herab.
Das ist der Grund, warum Trimichi glaubt, er könne seelenruhig Müll über eine bestimmte Bevölkerungsgruppe auskippen: Erstens ist seine Hemmschwelle herabgesetzt, zweitens spürt er die Deckung, die ihm sein christlicher Verein dafür gibt. Er allein käme ja überhaupt nicht auf die Idee. Die Idee kommt von anderen.
Ist nur der Mörder schuld, oder auch jene, die ihn aufgestachelt haben? Für mich liegt auf der Hand, dass ganz bestimmte Islam-Prediger und ganz bestimmte christliche Prediger mitverantwortlich sind.
Ich kann mich Deiner Meinung insoweit anschließen, dass ich auch eine gewisse moralische Beteiligung sehe. Mir ist aber die Freiheit des Wortes so viel wert, dass ich meine, wir müssen das aushalten.
Wenn denn die Hetze so ausartet, dass sie strafrechtlich relevant wird, dann kann man einschreiten.
Zitat:
Zitat von Jörn
Das ist der Grund, warum Trimichi glaubt, er könne seelenruhig Müll über eine bestimmte Bevölkerungsgruppe auskippen: Erstens ist seine Hemmschwelle herabgesetzt, zweitens spürt er die Deckung, die ihm sein christlicher Verein dafür gibt. Er allein käme ja überhaupt nicht auf die Idee. Die Idee kommt von anderen.
Du scheinst mehr über ihn zu wissen als ich. Ich kann vielleicht deshalb Deine Einschätzung nicht teilen. Ich sehe Trimichi ziemlich isoliert angesichts seines recht kompromisslos vorgetragenen Standpunktes und erkenne auch keine offensichtliche Deckung, die sich ihm bietet.