Zitat:
Zitat von Körbel
Früher trainierten Trias in der dunklen Jahreszeit Laufen und Schwimmen und am WE ging es aufs Rad, outdoor versteht sich. Rolle war out. Und zu dieser Zeit gab es auch schon arbeitende Menschen die sich die Quali geholt haben.
|
Zum Stichwort Hawaii-Quali oder allgemeiner: Die Spitze der Agegrouper. Hier ist das Niveau in den letzten 15 Jahren immer weiter angestiegen. Wer vor 5, 10 oder gar 15 Jahren seinen letzten ernsthaften Triathlon gemacht hat, hat diese Entwicklung möglicherweise nicht mitbekommen oder unterschätzt sie.
Man kann heute auf der Langdistanz in der M25 oder M30 eine Zeit von 8:50 Stunden hinlegen und trotzdem keinen Slot erreichen. Das muss man sich mal für einen Moment wirklich klar machen, was diese Leute für Splits auf die Straße knallen.
Selbst in der M50 – und das sind für fast alle Sportarten außer Sportschießen echte Tattergreise – liegt die Latte bei deutlich unter 10 Stunden. Teilweise in der Nähe von 9:30 Stunden. Bei den Frauen reden wir heute von Qualizeiten im Bereich von 10:00 bis 10:15 Stunden.
Diese Leute sind nicht nur körperlich extrem fit, sondern auch sehr kompetent. Die meisten von ihnen sind sehr gut informiert über alles, was schnell macht: Diverse Trainingsformen, aber auch beim Material oder der Wettkampfernährung. Sie lesen in Foren mit, informieren sich über unsere Sendung und sind Mitglieder in einschlägigen Facebook-Gruppen. Sie fahren schnelle Reifen, tragen schnelle Anzüge, flächendeckend Aerohelme und schnelle Laufschuhe der neuesten Generation. Manche testen sogar die Aerodynamik ihres Setups selbst, um noch ein paar Watt herauszuquetschen.
Ich sehe das auch an mir selbst. Früher haben wir unsere GA2-Intervalle mit einem Speed von 38 km/h durchgezogen. In Topform reichte es auch mal zu 39 km/h im Durchschnitt über 2 Stunden. Heute, als Tattergreis, stehen 41 km/h als Durchschnitt auf dem Tacho. Bei unserem Hammer-the-bike Trainingstag bin ich 150 Kilometer lang mit 41,5 km/h über die Straße gequalmt und konnte sabine_g damit nicht abschütteln.
Das Niveau ist einfach deutlich gestiegen.
Das berührt auch das Training. Früher war Standard: Als Langstreckler fährst Du im Winter 2x pro Woche, und im Sommer 3x pro Woche. Heute fahren die schnellen Leute eher 4x pro Woche, und zwar das ganze Jahr durch. Es ist keine leichte Aufgabe, da mitzuhalten und konkurrenzfähig zu bleiben. Mit einer Old-School-Attitüde, die sich darin ausdrückt, diese Entwicklungen zu ignorieren und als Akt der Verweichlichung auszusortieren, wirst Du heute gnadenlos abgehängt.
Natürlich gibt es immer noch die harten Jungs und Mädels, die diesen Sport betreiben wie vor 20 Jahren. Klickpedale am Commuter-Bike, eine starke Lampe und bei fast jedem Wetter 40 Kilometer zur Arbeit. Eine No-Excuses-Einstellung im Training. So war es früher: Die schnellen Jungs und Mädels waren genau diejenigen, die bei Mistwetter oder Kälte trotzdem zuverlässig am Treffpunkt standen. Rälph war einer von ihnen. Es war eine geile Zeit.
Der Sport hat sich aber weiterentwickelt. Früher konnte man sich einen Vorsprung erarbeiten, wenn man über den Winter auf dem Rad durchtrainierte. Heute machen das alle.