Nein. Nicht die Toleranz muss begründet werden, sondern die Intoleranz. Wo sie sich nicht begründen lässt, versuche ich, tolerant zu sein, so gut ich kann.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Werte und Moral entstehen von selbst dadurch, dass Menschen miteinander interagieren. Diese Interaktion bringt von selbst Strukturen hervor, wie Kooperation, Aggression, Besitzverhältnisse und so weiter, aus denen sich dann die Moralbegriffe von selbst entwickeln.
... und sich in abstrakteren Gebilden wie Glaube, Religion und Gesetzen verfestigt haben.
Ich weiß was Du meinst, und ich gebe Dir ein Stück weit recht. So funktioniert in vereinfachter Form die wissenschaftliche Methode.
Nehmen wir einmal an, diese Methode hätte ihre Grenzen. Ist damit gesagt, dass religiöse Offenbarungen diese Erkenntnislücke füllen können? Mir ist keine einzige religiöse Offenbarung bekannt, die dafür infrage käme. Gibt es eine Stelle in der Bibel, die aus Deiner Sicht ein wissenschaftlich unerklärliches Phänomen erklären würde?
Es kommt mir nicht so sehr darauf an, ob Religionen oder gar die Bibel irgendetwas besser erklären können, als die Wissenschaft.
Ich denke vielmehr, daß eine religiöse Erklärung einer wissenschaftlichen gleichwertig ist, solange letztere nicht zweifelsfrei bewiesen ist.
Und es gibt eine Menge an Phänomenen, die wissenschaftlich gesehen keineswegs zweifelsfrei bewiesen sind - auch wenn viele das gerne glauben wollen.
Ich denke vielmehr, daß eine religiöse Erklärung einer wissenschaftlichen gleichwertig ist, solange letztere nicht zweifelsfrei bewiesen ist.
Nehmen wir als Beispiel die Erzählung, Jesus habe über Wasser gehen können. Die Wissenschaft kann nicht zweifelsfrei beweisen, dass er es nicht konnte. Sie hat aber sehr überzeugende Argumente dagegen.
Bist Du der Meinung, beide Hypothesen
- Jesus konnte über Wasser laufen
- Jesus konnte nicht über Wasser laufen
seien gleich wahrscheinlich, solange die Wissenschaft keine hundertprozentigen Beweise vorlegen kann?
Zweites Beispiel: Ich behaupte, unter meinem Haus wohnen unsichtbare grüne Feen. Ist diese Behauptung gleich wahrscheinlich wie ihr Gegenteil, solange kein eindeutiger Beweis vorliegt?
Damit will ich ausdrücken: Wenn zwei Hypothesen beide nicht bewiesen sind, sind sie deshalb noch lange nicht gleich wahrscheinlich.
Wenn ich Dich richtig verstehe, bist Du da anderer Meinung?
Es gibt doch sicherlich auch Beispiele, mit denen man sich gegenseitig Respekt zollen könnte, meinst Du nicht auch?
Sterbehilfe:
Die Wissenschaft behauptet, den Lebenswillen eines Komapatienten feststellen zu können und daraus abzuleiten, ob eine Beendigung der lebenserhaltenden Maßnahmen von ihm gewünscht ist.
Die Religion behauptet, daß Gott das Leben erschaffen hat und deswegen kein Menschen das Recht hat über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden.
Für mich sind diese beiden Standpunkte als ebenbürtig zu betrachten.
Die Religion behauptet, daß Gott das Leben erschaffen hat und deswegen kein Menschen das Recht hat über das Leben eines anderen Menschen zu entscheiden.
Wie wird diese Behauptung begründet, und ist diese Begründung plausibel? Die Behauptung alleine reicht nicht aus. Es ist die Begründung, die zählt.
Was ist mit den zahlreichen Religionen, die dieser Behauptung (Gott habe das Leben geschaffen und hätte dem Menschen bestimmte Rechte zugebilligt) widersprechen? Welcher der zahlreichen Religionen sollte man folgen, und warum?
Dass Gott das Leben geschaffen hätte, steht nicht in der Bibel. Woher das Leben kommt, wird in der Bibel nicht beschrieben. Es steht nur drin, dass er den Menschen geschaffen habe. Dass Gott einen Rechtsanspruch auf menschliches Leben erhebt, steht ebenfalls nicht drin.
Ich hätte nicht gedacht, daß es mit dem Beweis meiner o.g. These über das Dogma der Wissenschaft so schnell geht.
Bedeutet das, dass die Religionen ihre Behauptungen nicht zu begründen brauchen?
Der heilige Paulus, auf dem das Christentum ganz wesentlich beruht, sagt das Gegenteil. Er macht es von ganz konkreten Begründungen abhängig, die, wenn sie falsch wären, das Christentum zu Fall brächten. (1. Korinther 15,14-17)
Gerade in Bereich der persönlichen sexuellen Entfaltung ist doch die Kirche sehr restriktiv, während unsere moderne Gesellschaft liberal ist.
Es darf nicht sein, dass man die Kirche von aussen zwingt, ureigene Poitionen in gewissen Dingen aufzugeben und mit aktuellen, liberalen Werten zu ersetzen. Keiner wird gezwungen Christ zu ein. Wir haben das GG als Basis.