Empfinde ich ähnlich. Man mag für manches zentrale Anordnungen für sinnvoll halten. Das ersetzt aber nicht ein persönliches Verhalten, das den selbst geforderten Zielen gerecht wird. Die Menschheit ändert sich nie durch staatliche Vorgaben, sondern nur durch die Vorbildwirkung der Nächsten (Eltern, Geschwister, Freunde...).
[…] Auf das Thema hier bezogen: jeder kann innerhalb seines Lebensumfeldes auf Ressourcenschonung achten; nur wer hier zuerst ansetzt, kann in seinen Rufen nach "großen Änderungen" ernst genommen werden. Wenn wir aber den Einzelbeitrag kleinreden, werden zu wenige die größeren Schritte ernst nehmen, fürchte ich.
Könntest Du ein, zwei Beispiele anführen, wo persönliches Verhalten zu gesellschaftlichen Änderungen in einem nennenswerten Ausmaß geführt hätte?
Frage mal einen Veganer oder eine Veganerin, ob deren persönliches Verhalten substanziell etwas an der Massentierhaltung geändert hätte. Oder ob stattdessen politisches Handeln, also Gesetze und Verordnungen her müssen, welche den barbarischen Zuständen in der Massentierhaltung Grenzen setzen.
Saurer Regen und Waldsterben durch FCKWs in Kühlschränken: Hat der persönliche Verzicht auf Kühlschränke etwas bewirkt, oder waren gesetzliche Regelungen zur Verwendung dieses Umweltgiftes ausschlaggebend?
Manche Probleme sind struktureller Art und können nicht von Einzelnen gelöst werden. Was könnte der Einzelne gegen die Inflation oder die Altersarmut ausrichten? Für solche Aufgaben haben wir die Politik und den Staat. Dort müssen wir ansetzen.
Bitte lieber Staat reguliere mich.
Verbiete mir endlich alles da ich selber nicht verzichten kann.
Ich ändere mich nur, wenn auch andere es tun...
Korrekt, genauso tickt der Mensch. Kann man an ganz vielen Beispielen anschauen, zuletzt noch schön im Rahmen der Corona-Pandemie. Das ist ganz tief verwurzelt Verhaltenspsychologie, die in früheren Situation das eigene Überleben gesichert hat. Jetzt gefährdet das gleiche Verhalten das eigene Überleben, da helfen eben nur allgemeingültige Regelung um das zu Vermeiden und zum Glück haben wir uns dafür ja ein Staatswesen zurecht gebaut.
Wirkliche Änderung geht über globale Regulierung.
Globale Regulierung geht über Konsens oder Zwang (Einfuhrzölle oder Embargos)
Zwang geht über staatliche Regulierung in einem hinreichend großen Einflussbereich (USA. EU, Indien, China)
Staatliche Regulierung geht nur über Verordnungen der dort gewählten Bestimmer
Die Bestimmer werden vom Volk gewählt oder beeinflusst
Letztendlich bestimmt der Quotient der Volksmeinung, wo die Kiste hingeht.
Ja und nein. Ich bin überzeugt, dass wir in erster Linie politisch handeln müssen, um den Klimawandel zu verlangsamen. Darüber besteht außerhalb der AfD auch politische Einigkeit, schließlich haben wir ein Klimaschutzgesetz. Es bezieht sich klipp und klar auf staatliches Handeln, nicht auf das Handeln des Einzelnen. Darüberhinaus gibt es internationale Verträge.
Um das zu verdeutlichen: In Deutschland beträgt der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr 11 Tonnen. Wir haben uns verpflichtet, ihn auf unter 1 Tonne pro Jahr zu reduzieren. Quelle: Umweltbundesamt.
Das ist auf der Ebene der individuellen Lebensführung oder des individuellen Verzichts nicht zu schaffen, auch nicht ansatzweise.
Bereits das Wohnen liegt mit 2.2 Tonnen pro Kopf beim Doppelten der künftig erlaubten Menge. Durch die Ernährung kommen weitere 1.8 Tonnen pro Kopf hinzu. Jetzt sind wir bereits beim Vierfachen der angestrebten Obergrenze. Legen wir den durchschnittlichen Konsum oben drauf, landen wir fast beim Achtfachen.
Es ist völlig ausgeschlossen, dieses Problem auf der Ebene der privaten Lebensführung anzugehen.
Staatliche Regulierung geht nur über Verordnungen der dort gewählten Bestimmer
Die Bestimmer werden vom Volk gewählt oder beeinflusst
Letztendlich bestimmt der Quotient der Volksmeinung, wo die Kiste hingeht.
Kann aber dauern. Und überall sind Störgrößen
So ist es doch. Der Staat sind wir. Und wenn jeder Einzelene nicht erkennt, dass er eine persönlichen Beitrag zur Klimagerechtigtkeit beitragen muss (weil das ja Aufgabe der Gesetzgeber ist) wird er auch nicht die entsprechenden politischen Parteien wählen.
Es braucht eine kritische Masse an individueller Änderung um politisch Änderungen zu machen.
In einer Demokratie vermutlich viel mehr als in Diktaturen.
Die Widerstände sind sonst evtl zu hoch.
Guter Stoff für nen Film mit guter Klimadiktatur und so Stinkerbanden die mit Motorrädern rumpoltern.
Eine Mischung aus Waterworld, Mad Max, Matrix und 1984.
Nach 2/3 wird es dann zu starship troopers nur, dass die Bugs gewinnen.
Am Schluss stellt sich raus, dass das ganze nur ein Film ist den ein Außerirdischer im Weltall findet 35000 Jahre nachdem die Milchstraßengalaxie in einem schwarzen Loch verschwunden ist..
Könntest Du ein, zwei Beispiele anführen, wo persönliches Verhalten zu gesellschaftlichen Änderungen in einem nennenswerten Ausmaß geführt hätte?
Wenn Du daran denkst, daß erwachsene Menschen sich innerhalb kurzer Zeit ändern - nein, das halte ich generell für unrealistisch. Die Welt/die Menschen verändert man schrittweise, indem das eigene Verhalten als Vorbild sich auf die Kinder und ggf. Umfeld teilweise überträgt. Alles andere kann man erzwingen, wird aber meist nicht "gelebt" und bleibt damit mäßig wirksam.
Beispiele: wenn ich relativ konsequent das Rad statt dem Auto nehme, wird es für meinen Sohn normal, es auch zu tun; unter den Kollegen lassen sich einige auch dadurch motivieren (zuletzt bei unserem Weihnachtsevent, abends, kalt, kam ein Kollege auch mit dem Rad, und meinte: wenn ich es tue, dann muß er es auch). Das gleiche bzgl. Helmtragen am Rad - da mache ich bewußt Werbung seit meinem Unfall 2012, so manchen konnte ich überzeugen. Meine Großmutter verbrannte noch alles im Kachelofen (auch Plastiktüten, es gab ja keine Müllabfuhr). Mein Sohn würde nicht auf die Idee kommen, weil wir selber es nie tun. Inklusion: der wahre Fortschritt ist, daß viele Eltern ihre behinderten Kinder in den letzten 20 Jahren zunehmend überallhin einfach mitnehmen, so wird die Anwesenheit von Behinderten normal. Vorschriften zu Barrierefreiheit bewirken (weil sie oft überzogen sind) oft sogar gegenteilige Reaktionen: Ablehnung. Nicht Vorschriften ändern die Menschen nachhaltig, sondern nur andere Menschen.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Frage mal einen Veganer oder eine Veganerin, ob deren persönliches Verhalten substanziell etwas an der Massentierhaltung geändert hätte. Oder ob stattdessen politisches Handeln, also Gesetze und Verordnungen her müssen, welche den barbarischen Zuständen in der Massentierhaltung Grenzen setzen.
Es ist keine sinnvolle Option, Massentierhaltung durch erzwingen von Veganertum zu bekämpfen, und es ist auch unrealistisch, daß Veganer ihr Vorbild allen nahebringen können. Sie tragen nicht zu Massentierhaltung bei - das sollte ihnen genügen. Ansonsten sind dort andere Hebel angebracht. Würden Betriebe wirtschaftlich agieren können mit anständigerer Tierhaltung, würden sie sicher viele Nachahmer finden - dafür müßte man Wege finden.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Saurer Regen und Waldsterben durch FCKWs in Kühlschränken: Hat der persönliche Verzicht auf Kühlschränke etwas bewirkt, oder waren gesetzliche Regelungen zur Verwendung dieses Umweltgiftes ausschlaggebend?
FCKW hat nichts mit saurem Regen und Waldsterben zu tun. Und ja, hier wurden technische Lösungen gefunden, die ähnlich gut funktionieren, ohne die schädlichen Nebenwirkungen. Die Vorschriften haben diese Entwicklung beschleunigt, ohne technische Alternativlösung hätten Verbote wenig Sinn gemacht.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Manche Probleme sind struktureller Art und können nicht von Einzelnen gelöst werden. Was könnte der Einzelne gegen die Inflation oder die Altersarmut ausrichten? Für solche Aufgaben haben wir die Politik und den Staat. Dort müssen wir ansetzen.
Natürlich gibt es solche Aufgaben. Das enthebt aber keinen von der Verantwortung, die er für sein Verhalten und seine Wirkung auf die Mitmenschen hat. Das sind unterschiedliche Ebenen, die aber zusammen wirken müssen.
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