Aus aktuellem Anlass und als Beispiel großer Toleranz weise ich auf die jüngsten Entwicklungen der Ökomene hin, also der toleranten Annäherung von Katholiken und Protestanten.
Nach 500 Jahren wird als epochale Großtat gefeiert, dass die beiden obersten deutschen Vertreter sich gegenseitig bei einer Messe besucht haben. Feierlich betonten beide die Wichtigkeit der Annäherung und der Toleranz.
Dieses völlig bedeutungslose, jedoch pompös gefeierte und vom ZDF live übertragene Großereignis findet ihr klägliches Ende im gemeinsamen Abendmahl. Es gibt nämlich keins. Es haben nämlich noch höhere und noch bedeutungsvollere Vertreter klargestellt, dass es kein gemeinsames Abendmahl geben könne und dürfe, weder jetzt noch in Zukunft.
Weil nämlich die Apostel, mit denen Jesus speiste, hätte es damals bereits eine Kirche gegeben, unzweifelhaft in die römisch-katholische Variante derselben eingetreten wären. Folglich könne es überhaupt kein evangelisches Abendmahl geben! Allenfalls dürften die evangelischen Gläubigen zuschauen. Aber nur von draußen, denn laut Bibel gab es beim Abenmahl keine ungläubigen Zuschauer. Zu essen gibt‘s also für die Protestanten nichts. Nichtmal eine Oblate.
Heute ist der 4. Dezember! Juhu! Es ist Barbara-Tag!
Die Heilige Barbara wird angerufen bei Blitz und Donner, außerdem ist sie die Schutzheilige der Artillerie. Ferner ist sie eine Schutzheilige der Feuerwehr, Bergleute, Geologen, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Bauern, Metzger, Köche, Glockengießer, Totengräber, Hutmacher, Friseure, Waffenschmiede, Buchhändler, Bürstenbinder, Goldschmiede, Sprengmeister und Salpetersieder.
Hier ist die Geschichte (etwas gekürzt aus Wikipedia):
Barbara ließ sich gegen den Willen ihres Vaters taufen. Als ihr Vater davon erfuhr, beschloss er, seine Tochter zu töten. Barbara konnte in einen Felsspalt fliehen, der sich wie durch ein Wunder vor ihr öffnete. Sie wurde dennoch von einem Hirten verraten. Dieser wurde von Gott in einen Mistkäfer verwandelt.
Der Vater schlug sie und brachte sie zum römischen Statthalter Marcianus, der sie zum Tode verurteilte. In der Stadt wurde sie schließlich so grausam misshandelt, dass ihre Haut am Ende in Fetzen vom Körper hing. In der Gefängniszelle erschien ihr Jesus und heilte ihre Wunden. Der erbitterte Statthalter ließ sie in der Öffentlichkeit mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln foltern. Vor ihrem Tod betete Barbara, daraufhin erschien ein Engel und hüllte sie in ein schneeweiß leuchtendes Gewand. Letztendlich enthauptete der grausame Vater seine Tochter selbst. Er wurde kurz darauf vom Blitz getroffen und verbrannte.
Das allseits beliebte „Heiligenlexikon“ versichert, dass die magischen Kräfte von Frau Barbara inzwischen zweifelsfrei belegt wurden. Wodurch? Durch eine „Stimme vom Himmel“.
In Deutschland wurde das Gedächtnis an Frau Barbara jedoch herabgestuft und bekommt nur noch ein Gedächtnis 4. Klasse, d.h. das Gedächtnis ist nicht zwingend vorgeschrieben. Es handelt sich also um einen Gedächtnisschwund.
Wieso ist Frau Barbara die Schutzheilige für Friseure und Bürstenmacher? Weil, laut Wikipedia, das Wort „Barabara“ so ähnlich klingt wie „Barbarossa“. Und Herr Barbarossa hatte bekanntlich einen riesigen roten Bart.
JEs sagt uns, dass Gläubige zu allen möglichen Themen auch alle möglichen Meinungen haben. Wenn jemand sich bemüht, dann ist der Grund egal.
So hatte ich das gemeint. Und christlicher Glaube schließt dieses Bemühen nicht aus.
Du weist natürlich zu Recht darauf hin, welche moralischen Schwächen die Institution der Kirche und ihre Vertreter zeigen. Und insofern finde ich schwer verständlich, wie viel die gutwilligen Gläubigen ausblenden wollen und können. Letztlich blenden sie damit natürlich auch aus, dass sie insofern die institutionell angeordnete Intoleranz und sonstige fragwürdige bzw. ablehnungswürdige Kirchenmoral und -praxis unterstützen.
Ja, pauschal ist meine Aussage dann, wenn man das einzelne Individuum betrachtet. Dann wäre eine Verallgemeinerung unzulässig und auch falsch. Sicherlich gibt es Gläubige, der gerade aus ihrem Glauben heraus eine Diskriminierung anderer Leute ablehnen (oder die ihre ohnehin vorhandene Überzeugung in den Glauben hineininterpretieren).
Was sagt uns das? Es sagt uns, dass Gläubige zu allen möglichen Themen auch alle möglichen Meinungen haben. Wenn jemand sich bemüht, dann ist der Grund egal. Dem stimme ich zu.
Aber auch die Vogelperspektive ist zulässig, quasi der Blick auf die Gläubigen als „Population“. Und aus dieser Perspektive sind Gläubige nicht toleranter, offener, ehrlicher oder wahrheitsliebender als andere. Allenfalls nimmt man sie gegenteilig wahr. Beispiele hatte ich schon genannt.
Ist es nicht erstaunlich, dass dies auf alle großen Religionen zutrifft? Dass Religion „als solche“ stets ein Hemmnis und nie ein Antrieb für Toleranz war (jedenfalls in größerem Maßstab)? Das ist meine Begründung dafür, warum die Vogelperspektive interessant und aussagekräftig ist. Die Wirkung der Gläubigen „als Population“ überstrahlt die Wirkung des Einzelnen.
Ich stimme Deiner Argumentation als einer möglichen Sichtweise durchaus zu, finde aber, dass Du es Dir bei der Beurteilung der "Gläubigen-Population" etwas zu einfach machst. Denn wenn Du verallgemeinern und dabei seriös bleiben willst, musst Du zwangsläufig belastbare und nachprüfbare Daten für Deine Verallgemeinerung anführen.
Es reicht nicht zu sagen: mein Eindruck ist, dass " ... Gläubige nicht toleranter, offener, ehrlicher oder wahrheitsliebender (sind) als andere. Allenfalls nimmt man sie gegenteilig wahr."
Ja Beispiele hast Du genannt. Aber es sind Beispiele, an Hand derer Du eine Hypothese entwickeln kannst und die ist dann prüfen - aber nicht mit zahlreichen weiteren Beispielen, sondern mit empirischen Studien. Vielleicht gibt es ja solche Studien auch schon? Ich finde es jedenfalls nicht okay, seinen eigenen Eindruck oder Bekanntenkreis als BELEG für eine Theorie anzusehen und so zu tun als hätte man damit schon die Wahrheit seiner Meinung bewiesen.
Ich will ja keinen Running Gag endlos im Kreis schicken, aber einmal geht´s noch : das scheint mir ein rhetorischer Trick zu sein.
Hallo trithos! Gelten die offiziellen (aktuellen!) Schriften der zwei christlichen Kirchen in Deutschland als Beleg? Damit könnte ich die Rückständigkeit gegenüber dem Bevölkerungs-Konsens leicht belegen.
Ich könnte Dir auch Umfragen zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten vorlegen, in denen Christen gesondert ausgewiesen werden. (Einige davon waren beim Thema "Ehe für alle" bereits in diesem Thread zitiert.)
Du könntest diese Daten aber auch leicht per Google finden.
Nur damit ich Dich richtig verstehe: Du suchst nach Belegen für die These, dass die großen Religionen (und ihre Anhänger) vor allem durch Intoleranz auffallen, richtig?
Es reicht nicht zu sagen: mein Eindruck ist, dass " ... Gläubige nicht toleranter, offener, ehrlicher oder wahrheitsliebender (sind) als andere. Allenfalls nimmt man sie gegenteilig wahr."
Wenn müssten aber eigentlich die Vertreter der Gläubigen beweisen, dass sie toleranter, offener, ehrlicher oder wahrheitsliebender sind als andere.
Ich sehe das auch nicht, dass Gläubige bessere Menschen sind.