Auch ist zu bedenken, daß man häufig mehrere Sachen am Tag erledigen/anfahren will. Einmal die längere Zeit aufwenden tut man noch gerne, aber wenn ich noch zwei weitere Erledigungen unterbringen muß (Ergotherapie vom Sohn, Baumarkt, Theater, Einladung bei Freunden…) dann summiert sich die Zeit auf mehr als die Verfügbaren 24 Stunden, und man muß sich entscheiden, was man alles weglässt.
Ich geb dir da grundsätzlich recht, frag mich aber, ob man da den Lebensstil nicht dementsprechend anpassen kann.
Ich mein, wir sind in meiner Kindheit alle 1-2Wochen Samstag einkaufen gefahren. Den Plan, was wir in der Zeit alles brauchen, wurde vorher gemacht, also was sich wie lang hält und wanns was zu essen gibt.
Heute hasse ich mich schon, wenn ich mir kurzfristig überlege, um dreviertel Acht nochmal in den Supermarkt zu radeln um mir noch was für aufn Grill zu legen zu holen...
Ich weiss nicht, ob in den 70ern des letzten Jahrhunderts die Öfis wirklich besser waren als heute, aber der Chef hatte s Auto dabei (und ausser ihm auch niemand nen Führerschein, es zu fahren, wenn er (damals schon!) mitm Rad zur Arbeit ist), und wenn irgendwelche Arzttermine in der Stadt anstanden, wurde die Fahrt da hin (mitm Bus) halt mit anderen Besorgungen oder Aktionen verbunden.
Wieso geht das heute nimmer?
In erster Linie denk ich, weil Mütter nimmer nen halben Tag Zeit haben, mit den Kindern zum Arzt zu gehn und einzukaufen hinterher.
Müssen ja arbeiten gehn, damit die Kohle fürn Zweitwagen reicht, erstens um zur Arbeit zu kommen und zweitens, um, wenn die Kiddies mal zum Doc oder sonstwo hin müssen, nedd mit den Öfis rumgurken zu müssen.
Imho so n bissl ein Henne-Ei-Problem also, um nicht zu sagen eine Frage der Organisation.
Ich bin mal unversehends so n bissl in so ne Tiny-House-Filterblase gerutscht, diese Lebensweise hängt ja so n bissl mit Organisation und Verzicht zusammen.
Aber es scheint zu gehen, wenn man sich bewusst für nen bestimmten Standort entscheidet und seinen Tagesablauf vernünftig durchstrukturiert.
Wie sind wir hier jetzt eigentlich angekommen, wo es doch drum ging, nebeneinander zu radeln?
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Wie sind wir hier jetzt eigentlich angekommen, wo es doch drum ging, nebeneinander zu radeln?
irgendwo ab ca. Seite 7 - 8 ging es von der allgemeine Akzeptanz von neuen Regeln auf die Akzeptanz von Radlern durch Autofahrer, die Bedeutung von Autos bei der jungen Generation, dann um die Notwendigkeit von Autos...Hängt ja schon alles irgendwie zusammen, und das macht doch den Reiz mancher Diskussion aus, wenn man vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt.
Zitat:
Zitat von sybenwurz
Ich geb dir da grundsätzlich recht, frag mich aber, ob man da den Lebensstil nicht dementsprechend anpassen kann.
Da ist sicher vieles möglich, je nach individuellem Rahmen. Ich habe durch einen Teilzeitjob (24 h/Woche, wie meine Frau auch) eine relativ hohe Flexibilität - aber sogar da würde der Tag nicht für alles Reichen, wenn ich nicht für manches das Auto nähme. ich habe z.B. jetzt drei Wochen gebraucht, um einen Tag zu finden, an dem ich das Rad in die Werkstatt bringen kann, und danach nicht 7 km heim laufen muss (aktuell wegen Verletzung kaum möglich), sondern meine Frau mich von dort auf dem Heimweg heimfahren kann (ÖPNV dauert von dort über 1 Stunde). Einkauf gibt es einmal pro Woche (dazwischen zur Ergänzungen, die unterwegs nebenbei gehen). Termine verbinden ist in unserer Region schwer, da die meisten in jeweils anderer Richtung in jeweils andern Orten liegen (Arzt nach Westen, Arbeitsweg nach Osten, Kino nach Norden, …). Ich habe schon so manchmal festgestellt, daß ich sogar alleine nicht alles geschafft hätte mit dem Fahrrad, geschweige denn mit Frau und Sohn, die beide deutlich langsamer sind.
Zitat:
Zitat von sybenwurz
In erster Linie denk ich, weil Mütter nimmer nen halben Tag Zeit haben, mit den Kindern zum Arzt zu gehn und einzukaufen hinterher.
Müssen ja arbeiten gehn, damit die Kohle fürn Zweitwagen reicht, erstens um zur Arbeit zu kommen und zweitens, um, wenn die Kiddies mal zum Doc oder sonstwo hin müssen, nedd mit den Öfis rumgurken zu müssen.
Nun, heutzutage wollen so manche Mütter auch gerne in ihrem Beruf arbeiten, wie wir Männer auch, und Einkauf oder Kinder werden bei uns auch gleich aufgeteilt. Das alte Geschlechter-Rollenmodell greift halt nicht mehr.
Zitat:
Ich bin mal unversehends so n bissl in so ne Tiny-House-Filterblase gerutscht, diese Lebensweise hängt ja so n bissl mit Organisation und Verzicht zusammen.
Aber es scheint zu gehen, wenn man sich bewusst für nen bestimmten Standort entscheidet und seinen Tagesablauf vernünftig durchstrukturiert.
Verzicht ist ein gutes Stichwort; ich kann natürlich möglichst selten ins Kino gehen, mein Sohn muß nicht zwingend Reiten oder Logopädie bekommen (obwohl es ihm sehr gut tut), ich kann Heimarbeit machen (wenn auch Telefonkonfernezen weniger effektiv sind, als persönliche Diskussionen) - ist immer die Frage, wie man priorisiert, was man durch den Verzicht zu gewinnen glaubt. Ich halte nur die Ansicht, autofreies Leben sollte für alle gut möglich sein, für zu blauäugig.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)