Heute - früher Nachmittag. Die Spannung stieg. Die letzten Vorbereitungen waren getroffen. Das Radl ein letztes Mal gecheckt, last but not least eine große Wasserflasche an selbigem befestigt.
Ich schwang mich also auf meinen Drahtesel und begann zu strampeln. Uff, nach gut einem Kilometer der erste Schreck, eine Steigung von 15,3 % wurde mir angezeigt, schon als ich die "Ankündigung" sah, war ich schweißgebadet...
Die Landschaft: etwas eigenwillig. Recht felsig, rötliche Felsen. Der Weg - sofern man ihn denn als selbigen bezeichnen mochte: eine mittelschwere Katastrophe. Egal. Eigentlich war es traumhaft und das eigentlich beste daran: ich war mutterseelen alleine unterwegs.
Gelegentlich schloss ich kurz die Augen. Mit geschlossenen Augen nimmt man Dinge ja noch einmal ganz anders wahr. Ich spürte also, wie mir der Schweiß mittlerweile aus jeder Pore floss, meine ganzen im Vorfeld getroffenen Vorkehrungen zum Abkühlen halfen gefühlt genau: NIX. Na gut, ich weiß natürlich nicht, wie es sonst gewesen wäre, ist auch eigentlich egal. Ich hörte Vögel. Öffnete immer wieder die Augen. Die Landschaft: weiterhin irgendwie trostlos. Felsig. Gelegentlich mal eine angetrocknete Pflanze. Fein, die gehörte da wohl einfach hin.
Wacker schuftete ich den Berg hoch, der irgendwie nicht enden wollte. Selten, dass es mal ein Stück bergab ging, meistens bergauf. Am Ende meiner Tour hatte ich eine durchschnittliche Steigung von 0,9% "auf der Uhr", gefühlt war es deutlich mehr. Egal. Ich genoss trotzdem jeden Moment, es war irgendwie gerade wie Urlaub. Dass ich nicht schnell war, war mir klar, letztendlich legte ich meine gut 26km mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 19,7 km/h zurück. Ich war zufrieden. Schwitzte. Genoss die karge Landschaft und kämpfte mich durch die steinigen Wege. Einsam. Das Vogelzwitschern war wieder da und wurde lauter.
Aber HALT! Was war das!?
Eine Kinderstimme unterbrach mich jäh in meinem Dahinrauschen.
"Mama, wann bist Du endlich fertig???"
Ich öffnete die Augen, blickte mich erschrocken um. Die Vogelstimmen - sie drangen einfach nur durch das offene Fenster zu mir. Der Fahrtwind: lediglich mein Ventilator, der brav seinen Dienst verrichtete. Die Kinderstimme: Unser großer Nachwuchs...
Verdammt, so war es, ich kam rasch wieder "im richtigen Leben" an. Ich hockte auf meiner Rolle. Vor mir der Bildschirm. Der felsige Weg - nichts davon echt, alles nur virtuell. Das einzig echte in diesem Moment: mein Schweiß, der in Strömen floss, die Schweißlache unter mir... mittlerweile eine stattliche Pfütze.
"Mama, wann bist Du endlich fertig?"
...
"Ja, eigentlich jetzt!"
...
Schweißgebadet schwang ich mich kurze Zeit später von meinem Drahtesel. Guter Laune. Ich war gerade meine erste Etappe der "Tour De Franci 2.0" gefahren. Die ersten Kilometer: Grand Canyon. Die ersten gut 26 Kilometer einer wunderschönen Tour mit insgesamt etwas über 2100 Kilometern.
To be continued, nicht mehr heute. Euch einen wundervollen Sonntag
