Der Energieverbrauch ist mehr oder weniger direkt messbar, die beiden anderen Größen muss man abschätzen.
Der Energieverbrauch ist aber auch nur Ergebnis der Fortbewegung. Du redest an mir vorbei. Das Wissen darum, dass ich 3,378kcal verbrenne, bringt mir gar nix. Das sagt mir naemlich weder, wie viel ich zufuehren muss, noch wie ich trainieren muss, um schneller zu werden.
Aus meiner persoenlichen Erfahrung ist Energiebereitstellung im Marathon nur ein untergeordnetes Problem. Das allein - und da komme ich Dir jetzt nur zuvor - heisst natuerlich nicht, dass es deshalb irrelevant ist. Es laesst sich aber mit einem Labortest auch nicht loesen.
Zwei Moeglichkeiten:
1. Du zeigst mir konkret auf, welchen Test ich machen sollte und was er mir bringen koennte. Ich nehme mich als Beispiel, da ich weder Fisch noch Fleisch bin. Zum Pro zu langsam, zum Finishen zu schnell.
2. Wir einigen uns darauf, dass wir unterschiedlicher Meinung sind.
Persoenlich waere mir Letzteres lieber, weil Ersteres wohl auch nur zu Letzterem fuehren wuerde.
Es geht um den Energieverbrauch einerseits und Energievorrat und -zufuhr andererseits. So kompliziert ist das nicht.
Der Energieverbrauch ist mehr oder weniger direkt messbar, ...
Da beschreibst du doch jetzt das klassische, uns wohlbekannte Energy Depletion Model. Mir ist noch nicht klar, welche Konsequenzen das Central Governor Model auf dieses und andere Modelle hat (z.B. Laktatschwellen usw.).
Zuerst dachte ich mir das ganze so:
Mein Körper kann im Wettkampf eine Leistung x erbringen, dabei behält er eine Reserve zurück um sich zu schützen. Durch "trainieren" meines Gehirns, z.B. viel Laufen im WK-Tempo, kann ich eben später im Wettkampf mehr von dieser Reserve angreifen, folglich mehr leisten.
Wenn man das jetzt auf eine LD und die begrenzten KH-Vorräte anwendet, dann bringt mir das ganze ja nur einen relativ kleinen Vorteil, denn der Hauptteil der verbrauchten Energie kommt aus den nachgeführten Kohlenhydraten und den praktisch unbegrenzten Fetten.
Und damit ist wieder, wie gehabt, das Energy Depletion Model für die LD alles entscheidend.
Kann das wirklich schon alles sein? Ich denke aus der CGT folgt noch mehr.
Das Gehirn sieht den drohenden Energiemangel voraus, ohne jedoch genau zu wissen, wie lange die Leistung noch aufrecht erhalten werden muss, um das Ziel zu erreichen. Deshalb regelt es Deine Leistung herunter, und zwar irrtümlicherweise auch dann, wenn tatsächlich noch genug Energie vorhanden ist.
Training bringt dem Athleten (dem Gehirn) bei, wie mies er sich äußerstenfalls fühlen darf, um die verbleibende Strecke noch zu schaffen. Mehr und mehr tastet man sich an die energetische Grenze heran.
Das hast Du richtig geschrieben. Wichtig ist aber, dass das Gehirn die abrufbare Leistung regelt, unter Berücksichtigung der energetischen Situation des Körpers. Das Gehirn sammelt alle Fakten und interpretiert diese.
Training ändert die Fakten (die körperliche Situation) und die Interpretation dieser Fakten durch das Gehirn. Es gilt also in gewisser Weise die Theorie von der Ermüdung durch Energiemangel, doch es ist das Gehirn, dass diese Ermüdung aktiv erzeugt durch eine Interpretation des Energiezustands.
Grüße,
Arne
P.S.: Ich kann mich leider erst wieder am Montag an diesem interessanten Thread beteiligen.
In the 1970s, Daniels and his colleague, Jimmy Gilbert, examined the performances and known V̇O2max values of elite middle and long distance runners.[4] Although the laboratory determined V̇O2max values of these runners may have been different, equally performing runners were assigned equal aerobic profiles. Daniels labeled these "pseudoV̇O2max" or "effective VO2max" values as VDOT values. According to Daniels, VDOT is a shortened form of V̇O2max, properly stated as "V-dot-O2max".
With the result of a recent competition, a runner can find his or her VDOT value and determine an "equivalent performance" at a different race distance. Given that runners with identical V̇O2max values may have differences in running economy/efficiency, biomechanics, and mental toughness, Daniels concludes that VDOT is, due to this holistic view, a better value from which to assess fitness and determine training paces.
Das Gehirn sieht den drohenden Energiemangel voraus, ohne jedoch genau zu wissen, wie lange die Leistung noch aufrecht erhalten werden muss, um das Ziel zu erreichen. Deshalb regelt es Deine Leistung herunter, und zwar irrtümlicherweise auch dann, wenn tatsächlich noch genug Energie vorhanden ist.
Das mit dem herunterregeln ist ja relativ leicht nachvollziehbar. Wie läuft das dann aber mit dem 'hinaufregeln'? Beispielsweise in den asiatischen Kampfsportarten, in denen schon immer die Erkenntnis im Vordergerund stand, das die letzten 30% Konzentrationsfähigkeit und Wille sind. Die Läufer im Central Park würden Härte sagen.
Ich durfte mal erfahren, was selbst schmächtige Menschen in der Angst im Meer zu ertrinken für unmenschliche Kräfte entwickeln. Die Theorie vom Central Governor gefällt mir, es ist aber auch nur ein weiterer Versuch über ein eher simples Modell dem immer noch geringen Wissen über das Zusammenwirken des Gesamtsystems gerecht zu werden.
BTW, passt hier nicht der Enstehungs-Mythos des Ausdauersports ganz gut? Hat der Bursche nicht einen Mörderlauf hingelegt und ist danach verreckt?
Geändert von schoppenhauer (11.02.2011 um 09:58 Uhr).
Das Gehirn sieht den drohenden Energiemangel voraus, ohne jedoch genau zu wissen, wie lange die Leistung noch aufrecht erhalten werden muss, um das Ziel zu erreichen.
Ich weiss doch wie lange es noch ist, wenn ich im Training feste Runden laufe und/oder einen Forerunner trage. Im Wettkampf gibt es Kilometerschilder.
Ist das vielleicht eine ableitbare Empfehlung: Kenne (und beschäftige dich aktiv) bei wettkampf-spezifischen Trainings die verbleibende Zeit / Entfernung.
Zitat:
Deshalb regelt es Deine Leistung herunter, und zwar irrtümlicherweise auch dann, wenn tatsächlich noch genug Energie vorhanden ist.
OK das mit dem Runterregeln ist klar, es werden weniger motorische Einheiten (und damit Muskelfaserbündel) angesteuert. Das alles geht vom Gehirn aus, daher Central.
Zitat:
Training bringt dem Athleten (dem Gehirn) bei, wie mies er sich äußerstenfalls fühlen darf, um die verbleibende Strecke noch zu schaffen. Mehr und mehr tastet man sich an die energetische Grenze heran.
Damit sind wir beim Thema "Leiden", engl. to suffer. Da gibt es auch noch interessante Ansätze wie man das einüben kann.
Matt Fitzgerald in Brain Training for Runners:
My primary goal in certain tune-up races is to suffer as much as possible.
Soll ich das mal ganz klassisch umsetzen, 10k-Rennen die ersten zwei Kilometer zu schnell angehen und dann langsam sterben? Also wenn das was bringen soll, müsste es wohl viel mehr gute Läufer geben.
Zitat:
Training ändert die Fakten (die körperliche Situation) und die Interpretation dieser Fakten durch das Gehirn. Es gilt also in gewisser Weise die Theorie von der Ermüdung durch Energiemangel, doch es ist das Gehirn, dass diese Ermüdung aktiv erzeugt durch eine Interpretation des Energiezustands.
Das ist die Antwort, der Zusammenhang zwischen Energy Depletion und Central Governor. So kapier ichs, danke.
Zitat:
P.S.: Ich kann mich leider erst wieder am Montag an diesem interessanten Thread beteiligen.
BTW, passt hier nicht der Enstehungs-Mythos des Ausdauersports ganz gut? Hat der Bursche nicht einen Mörderlauf hingelegt und ist danach verreckt?
Nein, das widerspricht dem sogar. Der Central Governor soll ja gerade den Verlust der Homöostase verhindern, damit man nicht jedesmal () Tod umfällt wenn man sich anstrengt.