N´Abend!
Eigentlich hatte ich mir vorgestellt, dasses heute alles ganz piano und easy abginge, aber dann hatte es ja gestern nochmal geschneit.
Schlechte Chancen, pünktlich zu nem gewissen Zeitpunkt meine Kurze in nem Kindergarten mehr als 300km weg abzuholen.
Die Hinfahrt war ganz drollig.
Seit die Spritpreise in den Keller gehen, ist vermehrt festzustellen, dass die Treiber dicker Geländewagen, SUVs und sonstiger Geldverbrennungsfahrmaschinen nicht mehr ganz so zimperlich mitm Gaspedal umgehen.
Ich steh ja prinzipiell nicht so drauf, meinen Kontostand mitm Auto abzubilden.
Die Kiste muss fahren, wird wenig geputzt und viel dreckig. Soweit möglich, muss alles selbst reparierbar sein. Keine Werkstatt, keine Handwerker, kein Ärger.
Dabei schadet es nicht, wenn die Karre geht wie Hölle und bremst wie ne Felswand.
Ich brate im Jahr rund 30tkm damit rum -alles auf eigene Kosten- da brauch ich nicht noch ungute Gedanken, um wieviel die Hütte mit jeder Fahrt weniger wert wird und auf Rechenspiele wie Finanzierungen, Leasing und all die Spässe, die letztlich nur zu Ärger mitm Finanzamt führen, hab ich erst Recht keine Lust.
Die aktuelle Karre ist schon die zweite von der gleichen Sorte.
Die alte ging schon ab wie Schmidt´s Katze, die "neue" hat noch mehr Rumms unter der Haube, kostet dennoch weniger Versicherung und dank eigentlich gleichem Motor genausoviel, wenn die Staatskasse Post schickt.
Der Bursche, dem ich das Ding für nen lächerlichen, dreistelligen Betrag abgehandelt hab, hat n paar Wochen vorher ne Stereoanlage eingebaut, die das Geld alleine schon wert gewesen wäre, dann aber vor ner leeren Batterie kapituliert und Türen, die man ebensogut hätte weglassen können, weil man problemlos auch durch die Rostlöcher rein- oder rauskriechen hätte können.
Natürlich kein Thema;- am "Alten" waren nur die Antriebswellen im Eimer, die Bremsen nicht weit davon entfernt (ätzend, da auf meiner Prioritätenliste extrem weit oben angesiedelt) und eigentlich war ich auch davon überzeugt, dass der Motor mit knapp 300000km (und davon die letzten Hunderttausend in meiner Obhut und mit ständigen Versuchen zur Standfestigkeit) allmählich etwas unkultivierter agieren würde, aber die Türen waren noch einwandfrei und sogar mit jeder menge elektronischem Schnickschnack gesegnet.
Bei Kaufabschluss war natürlich noch nicht abzusehen, dass der Hersteller unerwarteterweise verschiedene Kabelbäume verbaut und nicht in A- und B-Säulen erwartungsfrohe Stecker schlummern, die Fensterhebern und Zentralveriegelung Leben einzuhauchen in der Lage sind.
An sich steh ich ja nicht auf derlei elektronischen Firlefanz.
Nicht, weil ich die Funktionstüchtigkeit anzweifeln würde, sondern weil ein Elektromotor schlicht mehr wiegt als kein Elektromotor.
Aber irgendwo haben alle Umtriebe ein Ende und ich hatte ganz wenig Ambitionen, die Kurbeldinger in alle vier Türen umzubauen, zumal mir zeitgleich der Wärmetauscher, mithin das am tiefsten in den Tiefen eines Automobils vergrabene Bauteil, den Inhalt des Kühlsystems auf die funkelnagelneuen Laufschuhe sabberte und damit eh Lenkung, Heizung, Lüftung und dafür das Armaturenbrett sowie die Mittelkonsole raus mussten, um das Ding zu tauschen, und ich so problemlos auch gleich ne handvoll Strippen umbauen konnte.
Wie ich den Wärmetauscherumbau, für den die Vertragswerkstätten gute 7 Stunden kalkulieren, in knappen 2 geschafft hab, wäre mal ein Kapitel für sich (steht aber, meine ich jedenfalls, ziemlich am anfang dieses Blogs), jedenfalls stand der Rennsemmel in diesem Trimm heute einiges bevor und der drollige Teil des Tages ereilte mich nach anfänglichen Bedenken aufgrund der schneelastigen Witterungslage noch im ersten Drittel des Hinweges.
Offensichtlich hatte sich ein Bankerclan inklusive Cayenne und 2x M-Klasse drei Mann hoch zu ner Ausfahrt von München nach Frankfurt verabredet, und auf die lief ich kurz hinterm Nürnberger Kreuz auf.
Die haben nu nix mit den oben angesprochenen SUV-Treibern zu tun, die sich irgendwann aus ner Lifestyle-Masche den Dreitonner in die Garage gestellt haben, das Ding grad nimmer loswerden und sich stattdessen davon die Haare vom Kopf saufen lassen, aber irgendwie weiss man ja immer, wer man ist und es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Unsere drei Herren mit den glanzschwarzen und trotz üppigem Salzgehalt auf der Gasse gewienerten Brechern fanden sich also unvermittelt in der ungemütlichen Situtation vor, dass ich mit meiner taiwanesischen Furzkiste höflich von hinten anklopfte.
Nur zaghaft;- ich störe ja nicht gern in höheren Kreisen ohne eingeladen zu sein, hatte es aber ein wenig eilig, da ich 6 Minuten hinter meinem Plan lag.
Da ich nicht gerne drängele und hinter so nem Schiff eh nix sehen kann, ohne mit den linken Rädern im Grün (/Grau) neben der Leitplanke entlangzunageln, hab ich devot in den rechten, extrem leeren Bereich der Autobahn gewechselt, um dem Fortgang der Dinge zu harren.
Die drei flogen dicht hintereinander hinter der Kolonne her und ich halt relaxt, wenngleich eilig, daneben.
Nachdem es nicht lange dauerte, bis ein LKW darum bat, überholt zu werden, fädelte ich mich nach dem letzten Cayenne wieder nach links und freute mich, als nach dem Überholen die Kohorten vor unseren drei neuen Freunden auch mal die rechte Spur bemühten und es für n paar Meter flotter voranging.
Offenbar geziemt es sich mit solchen Karossen eher nicht so, die linke Spur freizugeben, also hab ich die Jungs träumen lassen und meinerseits den rechten Streifen bemüht.
Nu liegts in der Natur der Dinge, dass man da tunlichst nix überholen sollte, was sich links von einem bewegt, aber ich geh nu auch nicht sofort auf die Bremse, wenn sich die Linken in ihrem Fortkommen gehemmt sehen.
Ihr Pech, wenn links voll ist und rechts leer.
So konnten wir letztlich auch ein paar Mal gleichzeitig aufs Gas steigen und ich finds jedesmal königlich, wenn sich so n Geländeschiff verzweifelt unter Vollgas aus der Federung hebt, aber keinen Millimeter gutmacht.
Zwar dreimal so viel Leistung, aber auch dreimal so schwer undn Luftwiderstand wie ne Reihenhaushälfte inklusive Jägerzaun und Mülltonnenbox davor.
Also: irgendwann hatte ich die drei soweit, dass sie mich vorbeigelassen haben und ich mitspielen durfte, aber es kam natürlich, wie es kommen musste: sie mussten zum Tanken.
Ich finde das so nervig wie Neo anziehen, und wenn man nach zehn Minuten endlich drinsteckt, muss man pissen wie n Elch, hat aber noch 20 Minuten, bis man ins Wasser gelassen wird...
Die Jungs waren jedenfalls weg und auch sicher länger beschäftigt, während ich zu jeder Zeit genug Sprit an Bord hatte, um die komplette Strecke mitm Gaspedal am Bodenblech zuende zu fahren.
Da beisst sich die Katze irgendwie wieder in den Schwanz.
Was nutzt mir der ICE, der zwo Stunden von München nach Frankfurt braucht, wenn ich mit der Bimmelbahn nen halben Tag nach München anreise und auch in Frankfurt noch n paar Meter vor mir hab?
Hatte das Spiel mal vor vielen Jahren, als ich Samstag morgens 340km nach München musste, nachmittags den gleichen Weg zurück und nochmal 300km in die andere Richtung nach Aachen weiter.
Hab mir extra das schnellste verfügbare Pferd geliehen, stand aber alle 125-150km anner Tanke, um 17Liter Super einzufüllen.
Hätte ich mich auf meinen vollgetankten Reisedampfer gehockt und wäre mit konnstant 130Klamotten nach München gerudert, hätte ich ein Drittel des Treibstoffs verbraucht, wäre keine Sekunde langsamer gewesen und hätte die Kilometer in ner menschenwürdigen Sitzposition verbacht, statt mit steifem G´nack und Kinn aufm Tank.
So siehts nämlich aus.
Natürlich hab ich heute morgen tüchtig meine halbe Stunde zu Fuss runtergerissen.
Und bin nächtens mit der Kurzen nochmal aufn Nightride mitm Rad. Die hatte im tanzenden Scheinwerferlicht wie immer nen Heidenspass und ich hab wie immer gefroren dabei.
Sollte doch auf ne halbe Stunde begrenzen, sie fahren lassen und selbst laufen...
