Ich glaube nicht, dass die Bedeutung des heutigen Tages in den rechtlichen Feinheiten begründet liegt, die Du beschreibst. Auch in den Bundestags-Reden kamen diese nicht vor.
Es geht darum, dass die Diskiminierung, also das Auf-Abstand-Halten, heute offiziell abgeschafft wurde, mit Brief und Siegel.
Darin liegt auch die Symbolkraft des Wortes „Ehe“. Es geht nur zweitrangig ums Heiraten. Erstrangig geht es um den gesellschaftlichen Stellenwert, den dieses Wort hat, und den eine „eingetragene Partnerschaft“ eben nicht hatte.
Deswegen war der katholische Flügel der CDU/CSU auch zu den allergrößten Zugeständnissen bereit (sogar die volle Adoption, obwohl es früher immer hieß: Denkt doch mal an die armen Kinder!), wenn es nur nicht „Ehe“ heißt: Macht, was Ihr wollt, aber nennt es nicht „Ehe“! Dahinter steckt die Idee, zur Not die rechtliche Gleichstellung akzeptieren zu müssen, aber nicht die menschliche. Aber eben diese menschliche Gleichstellung war das Ziel der Homosexuellen.
Ich habe heute auch in Radio gehört, dass ich irgendein Kirchenvertreter meinte, vor Gott in der katholische Kirche gilt nur die Ehe zwischen Mann und Frau.
Ich hätte ihn gerne zugerufen, dass vorm Staat ( und nur das zählt wirklich) die Eheschließung in Kirche überhaupt keine Bedeutung hat.
Du kannst 10 mal in der Kirche heiraten, den Staat interessiert nur die Vertragsschließung vorm Gesetz, sonst nichts.
Natürlich ging es hier um Diskriminierung und es freut mich wirklich von Herzen, dass diese Diskriminierung ein Ende hat.
Ich wünsche mir aber, dass die Diskriminierungen aller anderen Familienformen auch beendet werden.
Wenn ich im eheähnlichen Verhältnis lebe, werde ich bei jeder Gelegenheit zur Kasse gebeten, aber steuerlich und im Erbrecht diskriminiert.
Sorry, die Britten haben sich ins Abseits geschossen und wenn Du Dich erinnern magst, war da diese männliche Blondine ( ein Möchtegernalphamännchen), die für den Brexit geworben hat, dann aber nicht die Eier in der Hose hatte, sich der Präsidentschaft zu stellen.So ist diese Dame ins Amt gekommen.
Ich war am Abstimmungswochenende beim Celtman in Schottland. Oh, waren die Schotten sauer.
Die Bitten haben dafür gestimmt und jetzt wird das Ding durchgezogen.
Hallo Mikala, Deine ausführliche Erläuterung fand ich interessant. Diese enthielt auch neue Sichtweisen, die ich in Zukunft mehr im Auge behalten werde. Besten Dank!
In einem Punkt möchte ich jedoch eine andere Interpretation zeigen, nämlich in der Frage, ob Merkel sich taktisch klug oder unklug verhalten hat.
Klug wäre gewesen, wenn die CDU dem (womöglich unausweichlichen) Gesetz ihre eigenen Details hätte hinzufügen können. Beispielsweise hätte die CDU eine völlige Gleichstellung festlegen können, jedoch einen anderen Namen. Oder vielleicht geringfügige rechtliche Abweichungen. Vielleicht hätten sie das auch mit einer Verfassungsänderung festzurren können, sodass es auf absehbare Zeit nicht mehr änderbar wäre.
Die Homosexuellen hätten dann zwar rechtliche Gleichstelllung bekommen, nicht jedoch die Ehe. Es wäre enorm schwierig gewesen, dagegen zu klagen oder auch nur eine Mobilisierung der Gesellschaft zu organisieren. Das Thema wäre irgendwann versandet. Wen kümmert’s, wie das Ding heißt, wenn die Rechte identisch sind?
Aber genau diese Gestaltungsmöglichkeit hat die CDU verspielt. Stattdessen wurde das Schreckgespenst eines rot-grünen Gesetzesvorschlags beschlossen – inklusive des Namens „Ehe“. Genau das war jedoch der ultimative, nicht mehr steigerbare Alptraum der CDU.
Es ist also nicht so, dass Frau Merkel clever gehandelt hätte, sondern sie hat sich jeder Handlunsgmöglichkeit beraubt. Sie konnte am Ende nur zuschauen, wie die Titanic im Meer versinkt. Sie war Passagier und nicht Steuermann.
Du hast sicherlich Recht, dass selbst die meisten CDU-Wähler kein Problem damit haben. Aber die CDU-Deligierten auf den Parteitagen (also jenem Gremium, dem Frau Merkel ihre Position verdankt), werden das anders sehen. Hast Du schon mal einen CDU-Parteitag bei Phoenix live verfolgt? Oder einen der CSU? Da herrschen ganz andere Töne als in der Wählerschaft. Dort ist schwarz noch schwarz. Für diese Leute hat Frau Merkel eine Linie überschritten, die unantastbar ist.
Ich wünsche mir aber, dass die Diskriminierungen aller anderen Familienformen auch beendet werden.
Wenn ich im eheähnlichen Verhältnis lebe, werde ich bei jeder Gelegenheit zur Kasse gebeten, aber steuerlich und im Erbrecht diskriminiert.
Das kann ich nur voll unterstützen! Es wird Zeit, die Vielfalt der Familienformen zu berücksichtigen. So schwer kann das nicht sein.
darüberhinaus hast du anscheinend am Ende der Abstimmung schon vergessen wie das Gesetz überhaupt zur Abstimmung in den Bundestag gekommen ist und von wem die Initiative ausging, den Fraktionszwang aufzuheben.
Es war so: Die CDU-Fraktion hat geschlossen dagegen gestimmt, dass Merkels grandioser Elfmeter auf die Tagesordnung gesetzt wird. Frau Merkel hat ebenso dagegen gestimmt. Es liegt also auf der Hand, dass die CDU es nicht wollte, inklusive Frau Merkel.
Frau Merkel wollte, dass die CDU ein zukünftiges Gesetz selbst gestaltet, dort alle ihre verquasten Vorstellungen reinschreibt, und es dann zur Abstimmung freigibt.
Stattdessen wurde die CDU aus diesem gestalterischen Prozess herausgeschleudert, und andere haben das Steuer übernommen. Nun wurde ein Entwurf der Grünen zur Abstimmung gestellt, und Frau Merkel schaute blöd aus der Wäsche. Sorry, aber so war‘s.
Vergessen wir mal die Laiendarsteller in der Kickbox-Operette, durch die sie ins Amt geschwemmt wurde. Denken wir einfach an ihre geniale Strategie in Sachen Brexit und schon fragt man sich, welcher der Typen vorher es denn wesentlich schlechter hätte machen können.
Was ich damit sagen will: Dummheit und Arroganz sind keine geschlechtsspezifischen Merkmale.
Hier ist ein Kommentar eines CDU-Politikers, der aus meiner Sicht viele gute Gedanken ausspricht:
CDU-Politiker Heilmann Warum ich als Konservativer für die Ehe für alle bin
In der Union ist die gleichgeschlechtliche Ehe hoch umstritten. Der Berliner CDU-Politiker Thomas Heilmann unterstützt das Vorhaben - und fordert die Gegner in seiner Partei zum Umdenken auf. http://www.spiegel.de/politik/deutsc...a-1154998.html