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Zitat von Rassel-Lunge
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Die Frage ist aber doch ob er von sich aus die Meinung geändert hat oder ob da 37 Meinungsforscher, Staatssekretäre beteiligt waren und 14 Verhandlungen in der Koalition vorher stattgefunden haben.
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Da waren mit Sicherheit Berater, Staatssekretäre oder was auch immer beteiligt.
Koalitionsverhandlungen eher nicht (evt. eine informelle Absprache mit Merkel alleine), sonst wäre Seehofer von der Überlegung zur
Ausssetzung der Wehrpflicht (von
Abschaffung wird ja offiziell noch nicht gesprochen) davon nicht so überrascht, dass er erst mal nach Luft japsen musste und nicht wusste, was er genau dazu sagen sollte.
Das Bekenntnis zur Wehrpflicht ist im Parteiprogramm der CSU fest verankert. Logisch, dass sich bei öffentlichen Äußerungen jeder Politiker an das eigene Parteiprogramm zu halten hat.
Wenn er es nicht tut, muss er sich seiner Argumente und seiner Stellung in der Partei sehr sicher sein und eben auch Eier in der Hose haben.
Und den Vorschlag zum Insolvenzverfahren für Opel hatte Guttenberg seinerzeit als frischgebackener Wirtschaftsminister mit Sicherheit auch nicht mit der Kanzlerin oder v.a. den CDU- und CSU-Ministerpräsidenten abgesprochen, die ja gerade dabei waren milliardenschwere Rettungspakete zu schnüren. Das war zwar letzten Endes nur Symbolpolitik, da die Auto-Industrie letzten Endes ja trotzdem all die Milliarden und Kreditgarantien bekam, so dass sie nur ein Jahr später bereits wieder Rekordgewinne einfahren konnte, aber es war trotzdem auch im Nachhinein beeindruckend instinktsicher für das Gefühl, das damals in der Bevölkerung bei all den Weltwirtschaftskrise-Rettungsaktionen herrschte...
Ich will jetzt nicht in große Jubelarien für zu Guttenberg ausbrechen, denn mit der gefälschten Doktorarbeit hat er einen schweren Fehler begangen und bei mir viel Glaubwürdigkeit verspielt, aber man kann sich ja trotzdem, so wie Jahangir fragen, von welchen Politikern wir eigentlich regiert werden wollen: solchen, die immer nur so reden, wie es im Parteiprogramm drinsteht, sich jede Äußerung vom Kanzler(in)/Vorsitzenden/Ministerpräsidenten vorher abnicken lassen oder solchen, die auch nach Instinkt/ Bauchgefühl entscheiden, sich trauen unbequeme Wahrheiten auszusprechen (Stichwort Krieg, wo doch vorher jeder Verteidigungsminister immer nur der Öffentlichkeit erzählt hatte, dass die Bundeswehr zum Schulen und Brunnen-Bauen in Afghanistan ist!).
Ich hab' (bis jetzt) noch nie die Grünen gewählt, aber Joschka Fischer war mir immer irgendwie sympathisch (selbst als er mit dem Laufen wieder aufgehört hatte und wieder fett wurde), weil er auch so ein Instinkt-Politiker war, dem man abnahm, dass er so handelte, wie er redete (und umgekehrt) und das was er tat mit Leidenschaft und nicht aus Karrierekalkül verfolgte.