ja das von dir geschilderte Verhalten kann die Konsequenz aus nicht ernst genommen Ängsten sein.
Ich weiß auch nicht wie ich diese Leute "abholen" würde. Mir hilft es halt mir die Relation und die Wahrscheinlichkeit vor Augen zu halten. Und halt mit anderen reden. Auch wenn es manchmal sehr schwer fällt.
Wer predigt denn von oben herab, dass Angst dumm wäre und entscheidet über alle Köpfe hinweg?
In meinem Umfeld und sicherlich hier im Forum auch gibt es Menschen, die sich anderen gegenüber als moralisch und intellektuell in verschiedenen Themen überlegen fühlen und dies immer wieder durch bestimmte Ausdrucksweisen, die das Gegenüber oft in eine eher zweifelhafte Ecke drängen, bestätigen.
Audrücke wie
Zitat:
Zitat von keko#
Mach´s kurz: "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen...".
Wieviele Jahre wird diese bescheuerte Karte eigentlich noch gespielt?
meine ich. Jens, der ja nun allein von Berufswegen Einblicke in verschiedene Kulturen hat und sich, wenn ich mich recht erinnere, sogar für die Asylsuchenden bemüht hat, hier indirekt in die rechte Ecke zu stellen, finde ich halt nicht in Ordnung. So etwas drückt für mich aus, dass man sich dem Gegenüber moralisch überlegen fühlt und man sich darauf begründet anmaßen kann, andere entsprechend einzuordnen.
Zitat:
Zitat von TriBlade
Wir müssen sie da abholen wo sie nunmal sind (in ihrer kleinen ängstlichen Welt). Wenn wir sie da nicht abholen, tun es andere, die tun es gern und auch ziemlich geschickt. Das ist das Problem, nicht die Anschläge an sich. Sondern die Furcht ist der Pfad auf die dunkle Seite.
Genau das wollte ich ausdrücken. Die Menschen haben Angst. Und wenn ich so jemanden sage, dass seine Angst dumm ist, weil es wahrscheinlicher ist von einer Kokusnuss erschlagen zu werden. Fühlt er sich verarscht und nicht verstanden. Ich muss den Mensch bei seiner Angst abholen, muss diese sehr individuell mit ihm aufarbeiten. Das schlimme am Terrorismus ist ja nun, dass man sich diesem kaum entziehen kann, wenn man weiter am öffentlichen Leben teilhaben will. Weiche Ziele halt. Hab ich Angst vor Haien, gehe ich nicht ins Meer. Aber ich kann dem Terrorismus nur ausweichen in dem ich mich in mein Schneckenhaus zurückziehe. Hier kann ich alle vier Jahre dafür sorgen, dass mein Staat dafür sorgt, meine Angst zu verkleinern und mein Schneckenhaus entsprechend zu vergrößern. Wer hier mit seinen Antworten den ängstlichen am besten abholt, bekommt das Kreuz. Und wenn ein Sigmar Gabriel in seiner patriarchischen Art sich ans Rednerpult stellt und wieder von einem bedauerlichen Einzelfall spricht, von dem man sich nicht Einschränken lassen darf und dann wieder zum Tagesgeschäft übergeht, ist keinem geholfen, außer den Rattenfängern mit einfachen Lösungen für komplexe Probleme.
Wir sprechen komischerweise immer wieder von bedauerlichen Einzelfällen, die sich aber langsam entsprechend häufen. Beim Doping hat das zu einem gewissen Generalverdacht gegenüber Sportlern geführt, die eine bestimmte Trainingsgruppe besuchen oder aus einem bestimmten Land kommen. Analog wird dieser Generalverdacht im Terrorismus entsprechend abgelehnt? Hat sich politisch denn etwas verändert im Umgang mit potentiellen Gefährdern?
Zitat:
Zitat von Trillerpfeife
Aber was sollte ich denn meiner Tochter sagen? "ja gehe auf keinen Fall raus auf die Strasse oder noch schlimmer auf Weihnachtsmärkte"
Tja, doofe Situation. Aber du sagst deiner Tochter sicherlich auch nicht, dass sie beruhigt im 5cm Minirock und nur nippelbedeckt durch die entsprechenden Gegenden laufen soll, weil wenn ihr jemand zu Nahe kommt, ja dieser das Problem ist, obwohl es selbstverständlich ist, dass ihr auch so niemand zu Nahe kommen sollte. Gefahrenanalyse und Bewertung ist ein sehr schwieriges Thema in das vor allem eigene Wahrnehmung und Erfahrung hineinspielt. Das merke ich immer wieder wenn ich (ich verdiene mein Geld als Polizist) mit Leuten unterwegs bin, die eher mit einer rosaroten Brille durch das Leben gehen, welche sich dann später immer wundern wie ich bestimmte Situationen in denen es zu Gewalt kommt voraussagen konnte bzw. aufgrund meiner Erfahrung im Umgang damit aus dem Weg gehen konnten.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Genau das wollte ich ausdrücken. Die Menschen haben Angst. Und wenn ich so jemanden sage, dass seine Angst dumm ist, weil es wahrscheinlicher ist von einer Kokusnuss erschlagen zu werden. Fühlt er sich verarscht und nicht verstanden.
da hast du recht, aber kapier es doch endlich mal. Das war nie die Absicht beim Vergleich mit anderen Möglichkeiten zu tode zu kommen.
Aber du interpretierst ziemlich viel. Wenn du die Beiträge durchforstest dann wirst du keinen finden der die Ängste als dumm oder unbegründet bezeichnet.
Zitat:
Tja, doofe Situation. Aber du sagst deiner Tochter sicherlich auch nicht, dass sie beruhigt im 5cm Minirock und nur nippelbedeckt durch die entsprechenden Gegenden laufen soll, weil wenn ihr jemand zu Nahe kommt, ja dieser das Problem ist, obwohl es selbstverständlich ist, dass ihr auch so niemand zu Nahe kommen sollte.
Gutes Beispiel. Zeig ganz genau um was es geht. Unterschiedliche Gefahrenbewertung.
Um dein Beispiel mal zu nehmen und dich als Polizist zu fragen. Wieviele sexuelle Übergriffe entstehen aus der Gelegenheit? Wieviele davon im Bekanntenkreis und wieviele sind es in Relation dazu hier bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen bzw. verletzt zu werden.
Man muss doch nicht blauäugig sein um verschiedene Risiken unterschiedlich zu bewerten und sich dementsprechend zu verhalten. Genau das ist doch der Punkt. Terror versucht mich dazu zu bringen mich so zu verhalten als ob ich ständig und immer vom Tode durch Anschläge bedroht bin.
wie würdest du sie denn abholen? Etwa mit den Sätzen: "Leute bleibt daheim, ist besser so" Sind die dann beruigter? Eher nicht.
Noam ich verstehe, was Du sagen willst. Ich sehe es auch so, dass oftmals Formulierungen unabsichtlich sehr unglücklich sind. Ich sehe darin aber keine Absicht, sich als "jemand besseres" oder herablassend zu äußern. Meist ist es eher Ausdruck der eigenen Meinung, die man mit solchen Nebenformulierungen an der falschen Stelle platziert. Es ist aber auch echt schwer, immer die richtigen Worte zu finden, die niemanden verletzen. Wir sind ja schließlich alle "nur" Menschen mit Macken und Fehlern.
Ich verstehe auch, wenn Menschen Ängste haben. Ich vermute, dass es eher die momentane Hilflosigkeit ist, die die Menschen an Tagen wie gestern deutlich spüren. Es wird immer sehr schnell nach Schuldigen gesucht und immer auch werden sie gefunden. Ich meine damit nicht den, der den LKW gefahren ist. Das ist hier der einzige Schuldige.
Ich bin mir auch sicher, dass die Behörde, das BKA und viele weitere Behörden tagtäglich intensiv mit der Terrorbekämpfung beschäftigt sind. Der normalo Bürger - wie auch ich - bekommt davon nichts mit. Das ist ja eigentlich das Ziel der Behörden. Nur hat es im gestrigen Fall nicht geklappt. Ich denke, dass wir den Behörden mehr Vertrauen schenken können und sie damit auch unterstützen.
Ich persönlich glaube, dass die Gefahr darin besteht, dass mögliche Täter gar nicht "beauftragt" wurden, für Organisation XY einen Anschlag zu verüben, sondern dass es Einzeltäter sind, die auf eigene Faust handelt, weil sie sich zu Organisation XY zugehörig fühlen. Organisation XY macht sich nach dem Alleingang die Tat zu Eigen.
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Ich muss den Mensch bei seiner Angst abholen, muss diese sehr individuell mit ihm aufarbeiten.
Ich denke, damit überfordern wir uns. Wir können nicht alles, wovor die Menschen eine subjektive Furcht empfinden, wie eine objektive Gefährdung behandeln. Und dann auch noch individuell für jeden Einzelnen, inklusive Aufarbeitung des Themas. Dann sind wir morgen im Irrenhaus. (no offense).
Der eine hat Angst vor einer Gefährdung im öffentlichen Raum, der andere Angst vor dem Verlust von menschlichen oder freiheitlichen Werten. Wir können nicht gleichzeitig beiden Seiten gerecht werden. Für eine Abwägung zwischen beiden Bedürfnissen schadet es nicht, auch Fakten als Argumente zuzulassen, und nicht nur Gefühle.
Was bedeutet es, Menschen bei ihrer Angst abzuholen und diese aufzuarbeiten? Es bedeutet nicht, bestehende Vorurteile und Fehleinschätzungen zu bestätigen. Es bedeutet, die Ängste durch die Fakten zu mildern.
Gutes Beispiel. Zeig ganz genau um was es geht. Unterschiedliche Gefahrenbewertung.
Um dein Beispiel mal zu nehmen und dich als Polizist zu fragen. Wieviele sexuelle Übergriffe entstehen aus der Gelegenheit? Wieviele davon im Bekanntenkreis und wieviele sind es in Relation dazu hier bei einem Terroranschlag ums Leben zu kommen bzw. verletzt zu werden.
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Konsequenz kann ich dir sagen: Terror kann überall passieren -keine Konsequenz.
Bei Vergewaltigung sieht es anders aus. Früher hat man uns vor dem bösen Mann, dem Sittenstrolch gewarnt und man war entsprechend verunsichert. Dann hat man in den letzten 20 Jahren ziemlich eindeutig berechnet, dass der Sittenstrolch sehr selten ist und man eher im persönlichen Umfeld aufmerksam sein muss, was ziemlich leicht machtbar ist. Das hat sehr beruhigt. Nun haben wir im Kreis Kleve eine Serie von Exibitionisten, Grapschern, versuchten Vergewaltigungen und Vergewaltigungsversuchen mit Körperverletzung. Alles durch Flüchtlinge, oder Leute die entsprechend so aussehen. Dies passierte morgens, mittags und abends - in der Stadt und außerhalb - oft auch bei Joggerinnen. Meine Tochter und Frau kann ich wunderbar im persönlichen Umfeld schützen, allerdings ist jetzt die Gefahr durch den ehemals legendären bösen fremden Mann sehr konkret geworden. Konsequenz; Verhaltensregeln, Verhaltensschulungen, Krav Maga Kurs, Pfefferspray etc. - alles keine Garantie aber Erhöhung der Chancen sich wehren zu können.
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OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und beim Einkaufen
Geändert von JENS-KLEVE (20.12.2016 um 17:29 Uhr).
Man muss doch nicht blauäugig sein um verschiedene Risiken unterschiedlich zu bewerten und sich dementsprechend zu verhalten. Genau das ist doch der Punkt. Terror versucht mich dazu zu bringen mich so zu verhalten als ob ich ständig und immer vom Tode durch Anschläge bedroht bin.
wie würdest du sie denn abholen? Etwa mit den Sätzen: "Leute bleibt daheim, ist besser so" Sind die dann beruigter? Eher nicht.
bei dem Versuch, Ängste/Risiken mit Statistiken zu relativieren, muss man leider sehr aufpassen, dass man andere nicht als blauäugig und dumm darstellt. Wie du richtigerweise schreibst, kommt es auf die Risikobewertung an. Die Bezugsgröße "Einwohner der BRD" taugt z.B. kaum für ein allgemeine Risikobewertung, weil, um auf das oben genannte Pilz-Beispiel zurückzukommen, nicht jeder selbstgesammelte Pilze verzehrt und eben nicht alle ca. 80 Mio. Einwohner auf den Weihnachtsmarkt gehen. Das leuchtet auch dem Ängstlichen ein. Wenn ich aber trotzdem solche Vergleiche ziehe, die der Ängstliche sofort als Äpfel-Birnen-Vergleich entlarven kann, kann es eben passieren, dass er das Gefühl hat, dass man ihn für dumm verkaufen will.
Der eine hat Angst vor einer Gefährdung im öffentlichen Raum, der andere Angst vor dem Verlust von menschlichen oder freiheitlichen Werten. Wir können nicht gleichzeitig beiden Seiten gerecht werden. Für eine Abwägung zwischen beiden Bedürfnissen schadet es nicht, auch Fakten als Argumente zuzulassen, und nicht nur Gefühle.
Und genau da kommen doch die Vorzüge unseres demokratischen Systems zu tragen. Der eine fühlt sich halt durch Partei A vertreten, die versucht die innere Sicherheit durch Einschränken der persönlichen Freiheit aufrecht zu erhalten. Für den anderen steht das in keinem gesunden Verhältnis und er wählt Partei B, die einen entsprechenden anderen Plan hat.
Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass sich viele Menschen gar nicht vorstellen können, was hinter den Türen hier in Deutschland so los ist. Und ich weiß nicht, ob es gut ist, dass das subjektive Sicherheitsgefühl noch relativ intakt ist oder ob es eben nicht gut ist.
Ich bin jetzt erst einmal gespannt, wie politisch reagiert wird. So traurig wie es ist, aber für die Behörden kann dies nur gut sein, da der Bereich innere Sicherheit nun sicher noch mehr zum Wahlkampfthema wird.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard