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Zitat von speiche
bei allem Respekt, aber da hätten sie einen anderen anrufen müssen...
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Speiche, ich respektiere Deinen persönlichen Kampf gegen Doping; wir hatten ja auch bereits erfreulichen privaten Austausch zu diesem Thema. Doch ich fürchte, dass Du das Gegenteil dessen erreichst, was Du beabsichtigst.
Indem Du auf einem Auge blind bist oder es fest verschlossen hältst, siehst Du nicht die andere Hälfte der Wahrheit. Du sammelst Indizien und Belege für Doping bis in die Fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts hinein, beschränkst Dich dabei jedoch stets auf belastende, niemals auf entlastende Argumente. So entsteht ein einseitiges Bild, das nicht der Wahrheit entsprechen kann. Denn eine selektive Wahrnehmung, die stets nur die eine Seite der Wahrheit registriert oder gelten lässt, ist falsch.
"Tacheles reden" bedeutet nicht, mit markigen Worten das Doping bei den Amateuren möglichst drastisch anzuprangern. Oder vage Indizien und Verdachtsmomente wie Tatsachen zu behandeln. Es bedeutet, möglichst klar und scharf Wahrheit von Unwahrheit zu trennen. Sicher gibt es Doping bei Amateuren. Ich habe mich stets klar dagegen positioniert, ebenso wie alle anderen (wer ist schon für Doping?). Es gibt aber auch Anschuldigungen in den Medien zulasten der Amateure, die nicht korrekt sind.
Zum Beispiel wird Triathleten und Marathonläufern häufig in den Medien verbreitetes Doping unterstellt, und als Beleg die gewaltigen Pillenfunde am Zoll angeführt, sowie die gebetsmühlenartig zitierte Studie, nach der bei einem Marathon ein großer Teil der Sportler Schmerzmittel eingenommen hat. Was dabei verschwiegen wird: Beim Zoll findet man fast ausschließlich Schlankheits- und Potenzpillen, dazu in viel geringerem Maße Anabolika, die nahezu vollständig in der Fitness- (Mucki-) Branche landen. So gut wie nichts davon ist für den wettkampfmäßig betriebenen Ausdauersport.
Wichtig dabei: Wer keinem Sportverband angehört und keine Wettkämpfe bestreitet, unterliegt nicht dem Doping-Reglement. Demnach ist es kein Doping, wenn sich jemand rein privat, ohne an Wettkämpfen teilzunehmen, Anabolika für einen dicken Bizeps einpfeift. Der Anti-Doping Code gilt nur dann, wenn man sich ihm freiwillig unterwirft. Das unterscheidet die sportlichen Regeln von den Gesetzen, die stets für alle gelten. Kurz: Auch wenn man am Zoll zwischen all den Schlankheits- und Potenzmitteln Medikamente findet, die sich als Dopingmittel verwenden lassen, ist deren Gebrauch in den meisten Fällen kein Doping, weil der Konsument in den meisten Fällen nicht dem Anti-Doping-Reglement unterliegt.
Die bereits angesprochene Schmerzmittel-Studie ist erschreckend, aber auch hier handelt es sich nicht um Doping. Denn diese Schmerzmittel stehen nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen.
Mit diesen beiden Beispielen (Zoll/Schmerzmittel) möchte ich zeigen, dass Ausdauersportlern in den Medien oft zu unrecht Doping unterstellt wird. Keinesfalls möchte ich in der Weise missverstanden werden, dass ich Doping in den Altersklassen leugnete. Doch wenn wir durch eine einseitige Wahrnehmung den Eindruck entstehen lassen, dass ohnehin (fast) alle dopen, dann arbeiten wir dem Doping ungewollt in die Hände. Nach dem Motto: Wenn es ohnehin alle tun, kann ich ja wohl auch mal.
Es diskreditiert zudem die sauberen und fairen Sportler, die sich bei weitem in der Mehrheit befinden.
Grüße,
Arne