Zitat:
Zitat von Duafüxin
Och, in Hurghada und Sharm el Sheikh merkt man doch bestimmt nix von Unruhen. Und der normale Ägypter ist doch froh wenn Touries kommen *achtungironie*
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Ich müsste ja jetzt eigentlich in Ägypten sein, denn ich war während der letzten Unruhen zweimal dort, so dass ich mich schon gefragt habe, ob das Land in Aufruhr gerät, wenn ich dorthin reise oder wie.
Jedenfalls haben mir in beiden Urlauben ägyptische Mitarbeiter des Hotels am Roten Meer genau das gesagt, was Duafüxin ironisch sagt: Dass sie nämlich froh sind, wenn die Urlauber kommen.
Es handelte sich um (klar) Männer, die überwiegend aus Kairo und anderen großen Städten des Landes stammten und deren Familien auch dort leben, während sie dort in den Touristengegenden das Geld für alle verdienten. Während der Unruhen waren sie in großer Sorge um ihre Frauen, Kinder und Eltern. Ihre Sorge wurde dann noch größer, als immer weniger Urlauber kamen. Als wir dann kurz vor der Abreise waren, war das Hotel fast leer und den Mitarbeitern wurde mitgeteilt, dass sie in der folgenden Woche nach Hause geschickt würden. Dinge wie Lohnfortzahlung oder Arbeitslosengeld gibt es für sie nicht. Das Hotel schließt für eine Weile, alle müssen gehen und es gibt keine Kohle, fertig.
Sie hätten sich gewünscht, dass die Touristen weiter kommen, weil sie so nun zwei Sorgen haben, die um ihre Familien und wie sie sie ernähren sollen.
Ich weiß nicht, was richtig ist. Bin selbst immer zwiegespalten in solchen Fragen. Dieselben Fragen stellen sich ja, wenn man Länder bereist, die nicht demokratisch sind. Was ist mit Reisen nach Russland, Burma, die Malediven, Kuba, China oder so? Ich kenne Menschen, die sagen, dass es für die Menschen in solchen Ländern wichtig ist, dass Besucher von außen kommen. Gleichzeitig unterstützt man aber wohl auch die Eliten in diesen Ländern, die die Bewohner aussaugen. Ich las letztens in der Zeit eine sehr interessante Reportage über Nordkorea. Darin wurde gesagt, dass die Nordkoreaner durch die totale Abschottung des Landes bis vor kurzem glaubten, dass es ihnen mit am besten geht, dass die Menschen in anderen Ländern viel schlechter dran sind. Erst dadurch, dass Filme, Bücher und Menschen aus China ins Land kämen, werde ihnen bewusst, dass die Führung sie täuscht.
Meine Eltern reisten während des Bürgerkrieges in Ex-Jugoslawien nach Kroatien, wo ja nur ganz kurz Kampfhandlungen waren, der Tourismus aber trotzdem vollständig zum Erliegen gekommen war. Die Bewohner sagten damals, dass sie froh waren um jeden einzelnen Besucher, weil sie nicht wussten, wovon sie leben sollten.
Ich weiß es nicht, wie es richtig ist. Ich bin damals nicht gezielt nach Ägypten gefahren, als die ersten und zweiten Unruhen dort waren, aber ich fühle mich nicht schlecht wegen dieser Reisen.
Nachdenklich: J.