Nehmen wir mal ein konkretes Beispiel aus der Medizin. Luther und seine Zeitgenossen waren davon überzeugt, ein behindert auf die Welt gekommenes Kind sei das Ergebnis einer "Teufelsbuhlschaft", auf deutsch: Die Mutter habe mit dem Teufel Geschlechtsverkehr gehabt, oder der Teufel habe das ursprünglich gesunde Kind gegen eines aus seiner Nachkommenschaft ausgetauscht. Vergessen wir für einen Augenblick das unbeschreibliche Leid, das mit dieser Diffamierung hilfsbedürftigen Menschen im Namen der Nächstenliebe angetan wurde.
...
Sollten wir nicht aus ethischen Motiven von okkulten Weltbildern Abstand nehmen, wenn man bedenkt, wie viel Leid damit den Menschen angetan wurde? Niemand hat je mit dem Teufel Geschlechtsverkehr gehabt, Hexen erwiesen sich rückblickend allesamt als unschuldig und ihre Tötung war Mord, Ablasshandel war schnöder Betrug, und so weiter. Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt?
Grüße,
Arne
Du wirst schwerlich jemanden finden der die religiöse Sichtweise des 16. Jahrhunderts verteidigt, allenfalls historisch einordnet. Insofern muss man im 21. Jahrhundert als Christ gar nicht Abstand von diesem aus der Zeit gefallenen Weltbild nehmen, weil man es sich gar nicht zu eigen gemacht hat. Wissenschaftliche Erklärung und Religiosität schließen sich nicht aus.
Jedoch suggerierst Du, als hätte die Wissenschaft zu jener Zeit eine schlüssige Erklärung für das Phänomen der Behinderung gehabt, deren Sichtweise sich die Kirche verschlossen hat. Was war die Erklärung der Wissenschaft im 16. Jahrhundert für das Vorkommen der Geburt von behinderten Menschen?
Was sind die okkulten Weltbilder der Kirche (bevorzugt der evangelischen ) des 21. Jahrhunderts die Leid über Menschen bringen?
Wissenschaftlich Theorien haben immer Grenzen und Beschränkungen, wie jedes Modell. Ein Modell ist halt gerade nicht die Wirklichkeit.
Hier wurde ja auch schon gesagt Newton und dass man irgendwann herausfand dass Newton "falsch" ist.
Das ist aber überhaupt nicht der Fall. In weiten Teilen der Technik wird Heute immer noch mit Newton gerechnet. Nur die Modelle von Newton haben Grenzen, die man früher vielleicht nicht gesehen hat, bzw. nicht erreichen konnte.
Die Fallgesetze bzw. Bewegungsgesetze wird man bis in alle Ewigkeiten für entsprechende Geschwindigkeit mit Newton berechnen können, das wird sich nie ändern. Komme ich in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit geht das nicht mehr. Das macht aber Newton nicht falsch.
Ein Modell was, die Wirklichkeit nicht richtig beschreibt ist in meinen Augen falsch. Das ist doch reine Wortklauberei was du schreibst.
Erst mit der Beschränkung v<<c, wurde Newton auf den neuesten Stand gebracht. Ohne diese Einschränkung war Newton ganz einfach falsch.
Bemerkenswert ist, dass du die Beifungen "für entsprechende Geschwindigkeit" in deinem Text einfach reingeschummelt hast.
Im Gegensatz zu dir sehe ich aber genau das als Stärke der Wissenschaften an, dass sie in der Lage ist Fehlannahmen zu korrigieren. Will sagen ich finde es toll, dass Newton falsch war und problemlos korrigiert wurde. Das zeigt nämlich, dass die Wissenschaft zu diesem Zeitpunkt einwandfrei funktioniert hat.
Bir dir habe ich eher den Eindruck, dass du es als Makel ansiehst, und dass es dir als wisschenschaftlich denkender Mensch peinlich ist, dass Newton falsch war.
Dies ist eher die religiöse (gläubige) Sichtweise, die ständig versucht ist durch um- und neuinterpretation der früher unter dem Nimbus der Unfehlbarkeit gemachten Aussagen doch noch zu retten. Das hat die Wissenschaft eigentlich nicht nötig.
Sollte die Wissenschaft das nötig haben, wird es Zeit sich nach etwas neuem umzusehen.
Im Gegensatz zu dem Eindruck den das oben geschrieben bei mir hinterlässt schreibst du nun:
Zitat:
Zitat von MattF
Das Problem bei Diskussionen mit Wissenschaftsgegnern (ich meine jetzt keinen hier, es gibt ja ganz wild Typen wie Kreationisten) ist, dass sie eigentlich nicht verstehen was Wissenschaft wirklich macht. Dass sie Dinge behaupte, die Wissenschaftler gar nicht so behaupten. Insbesondere die Frage nach der Wahrheit.
Wissenschaft behauptet nicht dass etwas wahr ist, Wissenschaft sagt, dass es ein best. Naturphänomen einigermassen gut mit Formeln beschreiben kann.
Wissenschaft behauptet auch nicht es hätte einen Urknall gegeben, Wissenschaft sagt lediglich, nach allem was wir im Moment wissen ist dies oder das, das plausibelste Modell um das was wir Heute am Himmel sehen zu erklären.
Wissenschaft wird dann in der Technik ja auch einfach nur Mittel zum Zweck. Es geht garnicht darum Weltbilder aufzubauen, es geht darum den Mensch in Technik aber auch Medizin und anderen Wissenschaften weiter zu bringen.
MfG
Matthias
Auch diese Aussagen, dass die Naturgesetze immer und überall gelten, halte ich für sehr bedenklich.
Diese Aussage impliziert nämlich, dass wir die wirklichen, letztgültigen Naturgesetze kennen.
Wenn wir aber wissen, dass wir die wirklichen, letztgültigen Naturgesetzte noch nicht kennen, dann kann die obige Aussage nur bedeuten, dass wir glauben, dass es sie gibt. Und das ist garantiert keine wissenschaftlich Aussage, sondern eben reiner Glaube.
Wer sind wir, dass wir mit unseren 70 Jahren Lebendzeit auf unserer kleinen Erde sitzend in das "unendliche" Welall schauen und behaupten, dass irgendetwas immer und überall gilt?
edit:
"immer" heißt für mich auch vor dem Urkanall. Dann merkt man wie unsinnig das wird.
Ein Modell was, die Wirklichkeit nicht richtig beschreibt ist in meinen Augen falsch. Das ist doch reine Wortklauberei was du schreibst.
Eine Modell ist ein Modell und nicht die Wirklichkeit.
Ich erklär das immer so. Nehmen wir einen Architekten der einen Flugplatz plant. Der baut ein Modell des Flugplatzes dann nimmt er sich ein Flugzeug Modell im Masstab 1/x und schaut ob das Modell überall hinpasst. Oder es irgendwo mit irgendwas kollidiert.
Oder nimmt ein Parkhaus.
Zumindest könnte man das entsprechend machen, Heute würde man es am Computer simulieren mit entsprechenden Kollisionsprogrammen.
Das Modellfleugzeug kann aber nicht fliegen. Ein Flugzeugtubinenentwickler oder ein Aerodynamiker kann mit dem Modell nichts anfangen. Das macht das Modell aber nicht falsch für den Architekten, es ist aber ungeeignet für andere Bereiche.
Ein Modell beschreibt die Welt immer nur partiell (sonst wäres kein Modell sondern die Wirklichkeit selber).
Mir ist dabei auch nichts peinlich, wenn ich um die Beschränktheit der Wissenschaft weiß.
Aber:
Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Warum existiert das Universum und nicht vielmehr das Nichts?
De facto liegen Glaubensfragen außerhalb des Gegenstandsbereichs von Wissenschaft.
Der der Wissenschaftler nichts glaubt (zumindest solange er Wissenschaftler ist,im Privatleben glaubt er vielleicht auch) ist das natürlich eine Binsenweisheit.
Trotzdem kann eine Glaubensfrage natürlich zu einer Frage der Wissenschaft werden.
Wenn Christen glauben die Welt wäre vor 6000 Jahren entstanden können sie das gerne tun, nur wenn die Wissenschaft irgendwann ein Modell der Erdentwicklung erstellt, das sagt, dass das Universum 4 Milliarden Jahre alt ist, dann hat man als Gläubiger natürlich ein Problem und die Glaubensfrage wird schon zu einer Wissenschaftsfrage.
Das mag aber auch daran liegen, dass Glauben oder Religion sich natürlich nicht auf die elementaren Fragen beschränkt, die du genannt hast, sondern dass das Christentum und auch die Islam z.b. glaubt zu jedem Furz des Alltags was sagen zu müssen.
Das hängt natürlich damit zusammen, dass Religion als Machtinstrument missbraucht wird, um die Menschen ruhig zu halten.
Zugegebener Massen kann die Religion dafür nichts.
Das mag aber auch daran liegen, dass Glauben oder Religion sich natürlich nicht auf die elementaren Fragen beschränkt, die du genannt hast, sondern dass das Christentum und auch die Islam z.b. glaubt zu jedem Furz des Alltags was sagen zu müssen.
Das hängt natürlich damit zusammen, dass Religion als Machtinstrument missbraucht wird, um die Menschen ruhig zu halten.
Zugegebener Massen kann die Religion dafür nichts.
MattF: ich habe nichts dagegen wenn die Wissenschaft Dogmen zerstört. Ganz im Gegenteil. Die Erde kreist um die Sonne usw. oder wie heißt es doch so schön: "dem Gläubigen ist das Heilige wahr, dem Philosophen ist das Wahre heilig".
Keiner missioniert besessener als die Atheisten. Was für eine Verschwendung.
Wenn mir einer verständlich erklärt, was da war bevor die Welt da war, dann würde ich vielleicht nicht mehr an Gott glauben. Oder doch noch mehr....
Wer hat denn die Naturgesetze gemacht? Okay, der Bundesrat nicht, sonst wären die noch nicht durch. Aber warum zieht Masse an und stösst nicht ab? Wenn es so wäre, könnte das doch auch jeder Physiker logisch erklären. Wir wären dann natürlich nicht so bodenständig.
Ich versuche, soweit für mich möglich, nach dem christlichen Glauben zu leben, ob es einen Gott gibt oder nicht. Wenn es Ihn gibt, gut für mich, wenn nicht, habe ich nichts falsch gemacht und die Leute, die Kontakt mit mir hatten, hatten dann auch keine Nachteile.