was mir in letzter Zeit öfter über den Weg gelaufen ist ist die Aussge, dass man die Leute, insbesondere Kinder, einfach das essen lassen soll worauf sie Appetit haben, der Körper würde schon die entsprechenden Signale geben dass das ganze unter dem Strich ausgewogen ist.
Nach meinem Verständnis von Ernährung und bei dem, was ich um mich herum so sehe, funktioniert das höchsten sin Ausnahmefällen.
Wie kann man auf diese Aussage geschickt reagieren bzw. gibt hat irgendjemand dazu schon mal etwas zusammengeschrieben?
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Grüße
Tri-K
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Man sagt Tieren ja auch somatische Intelligenz nach. Sie würden nur das Essen was Ihnen gut tut oder ähnliches. Da muss ich immer an unseren Hund essen, der frisst was er auf der Straße findet. Wenn er dann Druchfall hat, hat er Durchfall und fräße den nächsten Tag wieder den gleichen Müll. Da ist null Lerneffekt.
Ich bin mir auch hundertpro sicher, dass er sich eine 300er Tafel reinziehen würde, welche vermutlich sein sicherer Tod wäre.
So etwas kannst du antworten, wenn du möchtest, dass Kinder sich nach anderen (deinen?) Vorstellungen von gutem und schlechtem Essen ernähren sollen, und einer Fragen dazu stellt, warum du sich nicht einfach lässt.
Ein weiterer Punkt ist, dass der Körper sich nur das holen kann, was er kennt. Wenn er "gutes" nicht kennt, weiss er nicht, dass es dieses gibt und holt es sich nicht. Ich glaube nicht, dass ein echter Fast-Food-Fresser Lust auf frisches Gemüse entwickelt.
Das Problem ist, dass Kinder zu dem Zeitpunkt, zu dem sie selbst ihr Essen auswählen könnten, meist schon total "verdorben" sind.
Ich habe tatsächlich auch schon von diesen Versuchen gehört, bei denen man Kindern die freie Wahl in einem Raum mit riesiger Auswahl lässt. Aber das sind Idealbedingungen, die sich nicht auf das reale Leben übertragen lassen. Was sollen die Kinder denn anderes essen als das, was ihre Eltern kaufen? Und wie gesagt, wenn sie dann in einem Alter sind, wo man sie fragen könnte, sind sie in der Regel bereits "geprägt" - von schlechten Vorbildern, Werbung, der eigenen "Süß"erfahrung usw.
Wo ich mich aber auf jeden Fall dran halten würde, ist, die Kinder nicht zum Essen zu drängen, wenn sie nicht wollen. Leider Realität in den meisten (!) Familien!
Guy Claude Burger (Burger 1993) stellt die These auf, dass jedes ursprüngliche, geruchlich wie geschmacklich anziehende Nahrungsmittel für unseren Organismus nützlich sei und umgekehrt.
Wird ein Lebensmittel aber mechanisch, thermisch, durch Chemikalien, oder durch künstliche Auslese denaturiert oder konsumieren wir Tiermilch und deren Derivate, so setzt dies unsere natürlichen Instinktmechanismen außer Kraft, die uns im Falle natürlicher Nahrung zielsicher leiten würden, wie dies auch bei wilden Tieren funktioniert.
Nach Burger kann jedes Nahrungsmittel während des Verzehrs (sobald der körperliche Bedarf gedeckt ist), unnütz oder gar schädlich werden. Ein und dieselbe reife Banane kann für den einen in einem bestimmten Moment himmlisch duften, während sie für eine andere Person nach gar nichts, oder gar abstoßend riecht.
Nach Burgers Theorie führt uns unser Instinkt in diesem Augenblick dazu, von der Banane zu essen, weil wir die in ihr enthaltenen Nährstoffe gerade brauchen würde, während eine andere Person, auf einen Happen instinktiv verzichten würde, weil die Banane ihre individuellen Bedürfnisse gerade nicht befriedigen kann. Im Falle natürlicher Nahrung schlägt, sobald die individuellen Bedürfnisse befriedigt sind, die Geschmackswahrnehmung oder der Geruch plötzlich um oder löst sogar unangenehme Empfindungen aus (saurer, herber, beissender, brennender, bitterer Geschmack, rauhe, trockene, klebrige Konsistenz o.ä.). Dieses Phänomen nennt Burger „instinktive Sperre“.
Mit Hilfe der Kochkunst vermögen wir diese Instinkte auszutricksen, indem wir das, was für unseren Körper schlecht ist, so zuzubereiten, dass es für den Gaumen gut wird. Die instinktive Sperre wird durch die entstehenden molekularen Veränderungen der Nahrungsmittel, auf die unser Stoffwechsel nicht oder nur unzureichend adaptiert ist, unterlaufen und der vermeintliche Genuss gerät zum Irrweg. Kaum jemand hat sich schon mal an Gurken, Kohlrabi oder Äpfeln regelrecht „überfressen“. Bei Pizza, Schweinshaxe, Tiramisu, Kartoffelchips, Pommes, Schokolade, gerösteten Erdnüsse und ähnlichem gibt es für viele keine Sperre, bis dass der Magen randvoll ist und man sich am liebsten nur noch hinlegen würde. Das Gefühl, nach rohem Thunfisch, Radieschen, Kopfsalat und Walnüssen süchtig zu sein, kennt wohl kaum jemand – die Sucht nach Süßkram und Knabberzeug prägt hingegen den Alltag nicht weniger Zeitgenossen.
Wer jemals geraucht hat, teilt die Erfahrung, dass die erste Zigarette alles andere als ein Genuss ist. Im Gegenteil: Der Körper der meisten Menschen rebelliert milde bis heftig gegen das Inhalieren von Tabakrauch. Jedoch hebt der Körper – ohne dass dadurch das Rauchen an sich gesünder würde – die Toleranzschwelle für die ihm zugemuteten Fremdsubstanzen an, so dass die unangenehmen Anlaufbeschwerden mit jeder weiteren Zigarette weniger werden. Zusätzlich baut sich – möglicherweise durch die Sucht nach körpereigenen Endorphinen, die der Körper im Zusammenhang mit der Kompensation der Fremdstoffe produziert, möglicherweise hormonellen Interaktionen – ein Suchtpotenzial auf. Jeder, der das Rauchen aufgegeben oder dies zumindest versucht hat, kennt auch dieses Phänomen.
Burger zufolge, verhält es sich nun mit dem Konsum denaturierter Nahrung nicht anders, nur dass wir uns in der Regel nicht an die anfänglichen Abwehrreaktionen unseres Körpers erinnern können, weil wir noch im Säuglings- oder Kleinkindalter steckten, als uns unsere Eltern erstmals gekochte Nahrung einflößten. Nicht wenige Eltern verbringen vor Sorge schlaflose Nächte in dieser Lebensphase ihrer Kinder, weil die Kleinen die ihnen zugeführte Nahrung nicht bei sich behalten wollen und sind erleichtert, wenn dann doch irgendwann der Knoten platzt: Das Kind habe sich aber nur vermeintlich an die gekochte Kost gewöhnt. Die Toleranzschwelle sei lediglich so weit angehoben, dass die anfänglich heftigen Abwehrreaktionen ausblieben.
Gesund sei ein Lebewesen dann, so Burger, wenn es in der Lage sei, auf Fremdstoffe zu reagieren – also wie der Körper „nützliche Krankheiten“ durchstehe. Gesundheit sei hingegen nicht gleichzusetzen mit der Abwesenheit von Krankheit.
Denaturierte Nahrungsmittel zu verzehren, fordert unseren Stoffwechsel heraus, der vor allem ausgezeichnet an naturbelassene, rohe Nahrungsmittel adaptiert ist. Manche fordern ihn weniger, manche fordern ihn mehr – manche aber überfordern ihn auf lange Sicht. Früher oder später wird jedem von uns die Rechnung präsentiert werden. Ich bin dafür, dass unsere Rechnung aufs Haus gehen wird. Aber dazu müssen wir die gewohnten und tradierten Trampelpfade des Denkens und Handelns verlassen.
Das Problem ist, dass Kinder zu dem Zeitpunkt, zu dem sie selbst ihr Essen auswählen könnten, meist schon total "verdorben" sind.
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Was sollen die Kinder denn anderes essen als das, was ihre Eltern kaufen? Und wie gesagt, wenn sie dann in einem Alter sind, wo man sie fragen könnte, sind sie in der Regel bereits "geprägt" - von schlechten Vorbildern, Werbung, der eigenen "Süß"erfahrung usw.
Wo ich mich aber auf jeden Fall dran halten würde, ist, die Kinder nicht zum Essen zu drängen, wenn sie nicht wollen. Leider Realität in den meisten (!) Familien!
Zum Essen gedrängt werden die Kinder bei uns eher nicht, der Teller muss nicht leergegessen werden, allerdings müssen die Reste zB in einer Tupperdose in den Kühlschrank geräumt werden. Wenn sie nach Pizza schreien und ich das aber nicht will und ihnen Obst anbiete, dann müssen sie das nicht essen, was anderes gibts aber in dem Moment dann auch nicht.
Wenn ich meinen Kindern (9 und 12) die komplett freie Auswahl lasse, ohne irgendetwas vorzugeben, dann würde sich das alles im Bereich Nutellabrötchen, Cornflakes, Nudeln, Pizza und MCDoof abspielen. Wenn sie es entsprechend vorgegeben bekommen, geht auch ein Wurstbrot und dazu etwas Karotten und Paprika oder Apfel, Birne, Banane. Gurkensalat. Rührei mit Spinat (Achtung: Paleo!). Spinatrisotto. Germknödel. Das wars dann aber auch schon fast. Fischstäbchen. ChickenNuggets sind ok, Hühnerfleisch ansonsten aber nicht.
Meine Frau hält nichts von Paleo oder LCHF, bevorzugt für sich und die Kinder das, was man landläufig halt für 'normale ausgewogene Mischkost' hält, ziemlich DGE-orientiert. Und dann halt auch gerne das Zitat "Der Körper sagt den Kindern schon was er braucht". Da sie mittags in der Schulmensa essen ist ein strenges Einhalten von irgendwelchen Vorgaben sowieso ausgeschlossen, aber ein bisschen mehr "Verstehen" würde ich da schon gerne reinbringen. Das genannte Zitat ist da ein ziemliches Totschlagargument und Freifahrtschein und daher würde ich das gerne irgendwie entkräften, weiss aber noch nicht richtig wie.
Das was PP berichtet bzgl. instinktiver Sperre ist interessant, trifft in meinem Fall aber nicht genau den Punkt, weil meine Kinder eher die Figur eines Besenstiels haben und meine Frau (und ich auch) eigentlich gerne hätten, dass sie etwas mehr auf den Rippen hätten.
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Grüße
Tri-K
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... weil meine Kinder eher die Figur eines Besenstiels haben und meine Frau (und ich auch) eigentlich gerne hätten, dass sie etwas mehr auf den Rippen hätten.