Und auch an SRAM! An einer Stelle stand, die Beteiligung bei Trek sei eher symbolisch. Selbst wenn das stimmt, ist die jahrelange Sponsorverbindung natürlich ein Faktor, für beide Seiten.
Schon mal jemanden sagen hören: "Ich bin geblitzt worden, ist aber meine eigene Schuld, ich hätte mich ja an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten können." Kommt sehr selten vor. Den Schluss daraus zu ziehen, alle Geschwindigkeitsbegrenzungen dann eben aufzuheben, weil sich der Großteil der Autofahrer daran nicht gebunden fühlt, ist gewagt. Und solche Beispiele kommen im Alltag zuhauf vor:
- Steuererklärung
- Parken auf dem Radweg
- Alkohol am Steuer
- Nicht vom Beckenrand springen
- Kein privates Internet-surfen im Büro
- "Schwalben" der Fußballprofis
etc., etc.
Da ist zwar was dran, aber so ganz paßt es für mich trotzdem nicht zusammen.
Bei den angeführen Beispielen geht es darum, daß irgendjemand gefährdet oder geschädigt wird und die entsprechenden Verbote wenigstens als gesamt-gesellschaftlich anerkannt gelten (auch wenn der Großteil davon als Kavaliersdelikt gilt).
Das kann ich bei Doping - im speziellen beim Fall von LA - nicht so sehen.
Gefährdet werden/wurden höchstens die Nachahmer. Aber die sind selber schuld.
Uns wer kommt als Geschädigte in Frage ?
Die Medien hatten Ihre Quote und die verkauften Werbezeiten muß keiner zurückzahlen.
Die Zuschauer + Fans waren bestens unterhalten, hatten also auch ihren Spaß, den sie nicht zurückgeben müssen.
Die Sponsoren hatten erstens Ihren Werbeeffekt und stehen zweitens (was ja der Oberhammer ist) nach wie vor hinter dem Betrüger. Die kommen ja noch nicht mal auf die Idee über sowas wie Schadensersatz auch nur nachzudenken.
Betreuer, Funktionäre und Verbände sitzen selbst mit auf der Anklagebank
Bleiben die Konkurrenten, die mutmaßlich sauber gefahren sind und so um Ihren möglichen Sieg+den damit verbunden wirtschaftlichen Vorteil betrogen wurden.
Von denen müßte aber doch wenigstens einer jetzt aufstehen und Anspruch auf die damals ausgelobten Siegprämien erheben. (2011 gab es für den Gesamt-Ersten 450.000 € und für einen Etappensieg immerhin noch 8.000 €).
Es meldet sich aber keiner - ich hab' jedenfalls nichts mitbekommen.
Stattdessen stellt sich LA hin und verkündet ''I know who won those seven Tours, my teammates know who won those seven Tours, and everyone I competed against knows who won those seven Tours.'' Und keiner der Konkurrenten sagt irgendwas dazu.
Die üblichen Verdächtigen sowieso nicht aber die vermeitlich Sauberen auch nicht.
Daraus kann ich nur den Rückschluß ziehen, daß es entweder keine Sauberen gibt oder aber daß sie zumindest nichts dagegen haben wenn die Doper gewinnen, sich als Sieger feiern lassen und die Kohle einsacken.
Unterm Strich bleibt für mich die Erkenntnis daß sich (beim System Radsport) keiner der Beteiligten an das Regelwerk gebunden fühlt. Und wirklich erste Folgen haben Regelverstöße auch nicht.
...dann versuch es doch mal andersrum: Was ist denn so schlimm an Doping? Vielleicht muß ein Doper gar kein abgrundtief schlechter Mensch sein. Schon mal versucht sich in die Lage eines angehenden Radprofis zu versetzen? Ich vertrete nach wie vor die Ansicht, dass Radfahrer keine schlechteren Menschen sind, warum denn auch?
[...]
Dann lass den einen von 10000 Triathleten doch dopen, da stehen wir doch drüber.
Klar sind Doper keine abgrundtief schlechten Menschen, das steht hier auch nicht zur Diskussion. Wie es zu so einer Einstellung und Denkweise kommen kann, habe ich in #323 ja auch versucht zu beschreiben. Was so schlimm an Doping ist: Vielleicht bin ich zu zart besaitet für diese Welt, aber ich möchte keine Profis tot vom Rad fallen sehen. Keine weiteren Fälle a la Birgit Dressel oder Andreas Münzer (ja, ich weiß, keine Radfahrer, aber besonders drastische Fälle, was man sich mit Doping antut). Klar, man könnte nun argumentieren, dass ja jeder selbst weiß, was er sich mit den Medikamenten, mit Hundeblut-Transfusionen, wenig sterilen Zentrifugen in Hotelzimmern, etc. antut und dass das alles auf eigene Gefahr passiert. Aber: Wie du ja selbst schreibst, kommt da auch ein gewisser Druck vom System, von Teamchefs, Teamkapitänen, auch Sponsoren sind sicher im einen oder anderen Fall darin involviert, da will man nämlich Sieger sehen, dann klappt das mit der Werbung gleich viel besser. Oder kennst du einen Fall, bei dem der Sponsor den dopenden Radprofi wegen Betrugs angezeigt hat und sein Geld zurück will?
Vor allem denke ich an den Nachwuchs. Was für ein Vorbild geben wir den Kindern und Jugendlichen da mit? (Ich habe selber 2 Jungs, der ältere treibt auch viel Sport) Soll ich meinen Kindern sagen: "Klar wird da geschummelt und der da macht seinen Körper kaputt, aber hey, was solls, gewinnen ist alles was zählt!" Mir geht es nicht um den einen von 1000 Triathleten, Radfahrern, was auch immer. Das wird man nie ganz verhindern können, so engmaschig kann man gar nicht kontrollieren. Aber mir geht es darum, dass solche flächendeckenden Systeme zerschlagen werden. Das sich auch in den Köpfen der Fans was ändert. Ich vermute mal, eigentlich weiß jeder spanische Radfan, dass Contador nicht zu viel 'verseuchtes' Fleisch gegessen hat. Dafür war die Ausrede einfach zu dumm. Und in den USA kommt vielleicht auch der eine oder andere Patriot ins Grübeln, ob Armstrongs Siege wirklich nur eine Willensleistung waren.