Passend zu Michels Bericht über sein "unbeabsichtigtes" 11-15-Stunden-Finish hier meiner mit Zielerreichung in genau diesem Zeitfenster
Vorgeplänkel:
Leider hatte ich die letzten zwei Jahre ziemlich mit Verletzungen zu kämpfen so dass meine Grundlagenausdauer und mein Speed etwas, naja, „unterentwickelt“ sind.
Darum wird alles was ich schreibe, besonders die Zeiten, vielen hier nur ein müdes Lächeln auf die Lippen zaubern (zB wenn ich bei nem 7er Schnitt noch von „Laufen“ spreche...).
Aber, in einem für mich persönlich schwierigem Herbst 2011 habe ich mir in den Kopf gesetzt in Regensburg endlich meine erste Langdistanz zu machen. Und so sollte es sein…
Pre-Race:
Ich bin schon am Freitag angereist um beim ersten Mal möglichst wenig Stress zu haben. Nach dem Unterlagen abholen und der Pasta-Party am Freitag gab es am Samstag dann den ersten Schock: Wahnsinn, war das heiß hier! Auf dem Weg vom Parkplatz zur Radabgabe war ich komplett nassgeschwitzt. Ich hab ja nix gegen Wärme, aber das war echt heftig…
Raceday:
Ich bin ja ein kleiner Schisser und lieber sehr früh in der Wechselzone, ned dass doch was kaputt ist am Radl, also war Wecken schon um Vier Uhr früh. Natürlich war das Bike in Ordnung und ich hatte noch ne Stunde Zeit für div. Angst-Pipis und den Versuch das Pre-Race-Feeling zu genießen. Leider ging das ned so recht, das Adrenalin kochte hoch…
Am Schwimmstart hab ich mich wie immer weit hinten eingereiht um der Hauerei zu entgehen, aber trotzdem: als ich ins Wasser bin ging erst mal gar nix: keine Luft bekommen, 3er Zug war unmöglich, teils musste ich sogar Brust schwimmen. Und zu allem Überfluss war auch noch die Brille undicht und ich musste 4 oder 5mal anhalten um Wasser rauszulassen. Zumindest blieben meine Linsen drin, ich hatte nicht wirklich Lust darauf in der WZ1 meinen Ersatz reinzufummeln. Das war am ganzen Tag eigentlich der einzige Moment wo ich überlegte ob ich nicht sofort wieder aufhören sollte. Aber dann dachte ich an die letzten Monate und dass ich das Ding unbedingt wuppen wollte. Und plötzlich ging es, ich suchte mir nen Platz außerhalb des Gewühls und hab mich nur auf meinen Rhythmus konzentriert der dann auch kam. Das Schwimmen machte dann sogar Spaß und war nach für mich akzeptablen knapp 1:20 auch schon vorbei.
Also ab in die Wechselzone und raus aus dem Neo. Ein Wechselmeister werd ich wohl nie werden, das liegt aber auch dran dass ich seit einer schlechten Erfahrung in beiden WZ’s dick Sonnencreme auftrage- bei meinem Hauttyp unerlässlich wenn ich ohne Sonnenbrand durchkommen will... Gottseidank konnte ich die Wechsellinsen unbenutzt im Beutel lassen und ab ging’s aufs Bike. Dort hab ich es dann nach ca. 15km bereut die Dinger nicht eingesteckt zu haben. Denn bei der ersten Abfahrt ist mir tatsächlich eine Linse rausgefallen und ich hab den restlichen Tag „einäugig“ bestritten… Ansonsten war das Radfahren aber völlig problemlos, auch hier hatte ich viel Spaß und fand die Unterstützung, gerade in der ersten Runde echt toll. Fast in jedem noch so kleinen Ort waren Biertische aufgebaut und Leute an der Straße. In der zweiten Runde war dann etwas weniger, aber das ist auch verständlich, ich bin ja erst spät durchgekommen. Beim Tempo hab ich mich komplett an die Vorgaben gehalten und bin immer so gefahren dass ich vom Gefühl her noch ne Schippe drauflegen konnte. Natürlich wurde ich sehr sehr oft überholt, aber das war mir auch egal, mir ging’s ja ned um eine Platzierung. Die Temperaturen waren auch kein Problem, deutlich kühler als noch am Samstag.
Dementsprechend war ich noch recht frisch als ich in WZ2 kam und wieder mal Sonnencreme schmierte. Leider waren in dem Beutel keine Ersatzlinsen, also ging es einäugig weiter. Oder besser gesagt es „lief“ weiter. Meine Beine fühlten sich toll an, kein Hunger, keine Magenprobleme, alles optimal. Allerdings war es schon sehr warm. Darum hab ich an den Verpflegungen konsequent meine Gehpausen gemacht und reingeschüttet was ging: Gel, Wasser, Iso, Eis ins Trikot, Schwamm drunter etc. Das viele Trinken wollte zwar auch wieder raus und hat mich diverse Male das Dixi besuchen lassen, ich bin aber überzeugt dass ich mit weniger nicht so gut durchgekommen wäre. Die Stimmung in der Stadt war echt toll, zwar nicht wahnsinnig viele Leute, aber alle gut gelaunt und mit super Anfeuerung. Und ein besonderes Lob an die Volunteers in den Verpflegungsstationen: sehr nett und hilfsbereit und auch für nen Spaß zu haben (auf der vorletzten Runde hatte ich an einer Station scherzeshalber ein Bier bestellt, das hat dann in der letzten auch auf mich gewartet-ich hab dann doch verzichtet…).
Das gute Gefühl wurde das ganze Rennen über nicht schlechter, ich musste (abgesehen von den geplanten an den Verpflegungen) keine Gehpause einlegen und hab‘ spätestens ab Runde drei mit Einsammeln angefangen. Wobei mir die Mitstreiter die da wandernd, wankend, kotzend oder im Gras liegend „unterwegs“ waren echt leid getan haben. Ich hoffe alle haben sich erholt! Sicherlich waren die Beine in der zweiten Hälfte schwer, aber sie haben dem Gehverbots-Befehl brav gehorcht. Und so hab ich es geschafft in 13:10 ein „Daylight-Finisher“ zu werden (OK, da kam mir der Sonnenuntergang um 21:15 zu Gute) und es hat wirklich Riesen-Spaß gemacht, das ganze Rennen über! Dass im Zielkanal wenig los war hab ich eigentlich erst danach mitbekommen, ich war auf den letzten paar hundert Metern komplett im Tunnel, da hätte ein Jet neben mir starten können.
Fazit:
Meine Beine haben mich auch noch brav zur Dusche und zur Massage zu tragen. Auf das Finisher-„Buffet“ hätte ich getrost verzichten können, von kaltem Leberkäse abgesehen war nix mehr da, aber das hat den Eindruck auch nicht geschmälert. Ich fand Regensburg ein tolles Rennen mit sehr netten Zuschauern und Helfern.
Von der etwas „schwierigen“ Beziehung der Einheimischen zum Ironman hab ich nichts mitbekommen. Ich kann das Rennen also wirklich empfehlen!
Mein Glückwunsch noch an alle anderen Finisher, v.a. an muzze für die Quali!
Grüße, Martin