Aloha!
So, Hawaii 2011 ist Geschichte, ich bin wieder zurück und werde mal ein paar Gedanken frei lassen…
Zunächst mal: Ich bin so was von froh, dass ich dieses Thema nun zu den Akten legen kann, ich kann’s gar nicht sagen.
Seit Jahren hat mich dieses Hawaii-Gespenst gejagt und ich habe mitgespielt – hat ja auch Spaß gemacht, denn Ziele zu haben ist immer gut, besonders, wenn sie zwar schwer, aber eben doch erreichbar sind.
In Frankfurt zur Quali hatte dann endlich mal alles gepasst: Perfekte Beine, perfektes Ralf-Wetter, keine Panne und obendrein auch noch mein Geburtstag! Selbst die Slotvergabe fand diesmal nicht ohne mich statt.
Kona hat sich mir dann im Großen und Ganzen so präsentiert, wie ich es erwartet hatte: Ein von Triathleten belagertes Städtchen, nicht besonders hübsch, nicht besonders hässlich. Triathletisch teilweise etwas zu viel des Guten, aber gerade noch aushaltbar.
Die Tage vor dem Wettkampf, konnte ich also problemlos mit etwas Training, shoppen und faulenzen am „Strand“ (als Strände kann man diese kleinen Sandabschnitte fast nicht bezeichnen) verbringen. War alles sehr entspannt.
Vor meiner Reise hatte ich den Anspruch, meine best mögliche Leistung auf Hawaii abzurufen, schließlich hatte ich nach Frankfurt noch mal richtig hart trainiert. Und auch wenn es teilweise etwas schwer fiel, waren die Leistungen fast mit denen vor Frankfurt vergleichbar.
Dieser Anspruch wandelte sich allerdings in den Tagen vor dem Rennen. Ich erkannte, dass ich wohl nicht mehr hierhin zurückkehren würde. Für mich würde Kona vermutlich eine einmalige Sache bleiben, es sei denn, ich wäre eines Tages in der Lage (in welcher AK auch immer) ganz vorne mitzumischen, was allerdings mehr als nur unwahrscheinlich ist.
Ich beschloss also das Ding locker anzugehen und jeden Meter des Rennens zu genießen.
Das Schwimmen bereits hielt eine besondere Überraschung bereit. Auf dem Rückweg zum Pier bemerkte ich plötzlich eine große Gruppe Delfine. Sie schwammen langsam unter uns durch und schauten neugierig nach oben. Genial. Ich hielt sofort an, um sie mir genauer anzusehen, leider schwammen dann aber ständig Leute gegen mich, die sich nicht so recht dafür begeistern konnten. (An meinem letzten Tag in Kona hatte ich dann noch mal die Gelegenheit richtig mit Delfinen zu schwimmen, die ich vom Ufer aus entdeckt hatte)
Nach ungewohnten 1:05h im Wasser war das schwimmen dann erledigt.
Beim Schwimmen wurde bereits mit ziemlich harten Bandagen gekämpft, beim Rad fahren allerdings wurde es richtig unfair.
Ich glaube, ich habe in meiner Zeit als Triathlet noch kein so gelutschtes Rennen gesehen, besonders auf der ersten Hälfte bis Hawi. Kampfrichter gab es so gute wie keine und es war teilweise ein derartig ungeniertes Draften, dass ich fast lachen musste. Voll peinlich.
Wie auch immer, mir war’s egal. Ich fuhr zum ersten Mal hier entlang, genoss die Landschaft und landete mit einem recht entspannten 5:25h Radsplit in T2.
Dass ich trotzdem nicht zu langsam gefahren bin, zeigten mir dort meine Beine.
Autsch, was soll das denn? Die taten richtig weh! Vielleicht wegen der komischen Radstrecke, auf der geht es ja kaum mal einen Meter flach, ein einziger Wellenritt. Nie steil, aber ständig rauf oder runter. Oder meine Form war eben doch nicht mehr das, was sie in Frankfurt noch war. Wahrscheinlich beides.
Nach ein paar Kilometern lockerten sich meine Beine endlich und ich joggte (eigentlich hasse ich dieses Wort, aber das war es, was ich gemacht habe) recht entspannt den Alii Drive nach Süden und wieder zurück.
Als ich hinaus auf dem Weg zum Energylap war, wunderte ich mich schon etwas: Hmmm, ganz schön weit raus führt die Strecke hier nochmal! Aber egal, die Beine waren gut, überhaupt war alles gut.
Den Mann mit dem Hammer habe ich auch den Rest des Tages nirgendwo gesehen (zumindest nicht in meiner Nähe), dafür war ich wohl viel zu langsam unterwegs.
Meinen emotionalen Zieleinlauf hatte ich bereits einige Km vor dem Ziel:
Ich lief auf dem Qeen-K Highway, die Sonne stand schon etwas tiefer und mir ging’s richtig gut. Plötzlich war ich so dankbar, dass ich hier sein konnte, während meine Frau sich in Deutschland um unsere Töchter kümmerte und dass ich sportlich endlich wieder andere schöne Ziele anpeilen konnte. Ich hatte dieses Ding hier endlich gepackt. Ich musste mir fast eine Träne verdrücken.
Der eigentliche Zieleinlauf war dann unspektakulärer. Normaler Weise ist es ja so: Mann rennt ins Ziel und freut sich tierisch, weil man eine super Zeit oder einen super Platz erreicht hat. Und falls beides nicht zutrifft, dann freut man sich tierisch, dass endlich die brutalen Schmerzen aufhören und der Scheiß endlich vorbei ist.
Bei mir hat allerdings gar nichts zugetroffen. Die Zeit war egal, Platzierung erst recht und groß Schmerzen hatte ich auch keine. Ich war halt im Ziel, aber wenn’s noch ein Stückchen gewesen wäre, wär’s auch nicht schlimm gewesen.
Trotzdem genoss ich natürlich jede Silbe von Mike Reilly: „…You’re an Ironman!“
Einfach super der Typ!
Etwas lasch fand ich die Versorgung nach dem Wettkampf: Fast nix zum Essen, keine Dusche, keine Umkleide (die Amis wollten mich doch tatsächlich auf ein verkacktes Toitoi zum Umziehen schicken. Ich hab mich dann, auch auf die Gefahr hin verhaftet zu werden, öffentlich entblößt)
Dafür gab es eine ausnahmsweise wirklich sehr ansehnliche Medaille. Richtig schlicht und edel.
Mal schauen, vielleicht wird diese sogar irgendwo aufgehängt…aber nur vielleicht.
Fazit: Wenn ihr die Möglichkeiten mitbringt Hawaii mal zu machen, dann macht das! Es ist ein schönes Rennen und ein besonderes Erlebnis. Es fühlt sich nicht unbedingt besser an als Frankfurt oder Roth, aber anders. Anders gut!
Meine Endzeit von 10:39h ist natürlich mehr als bescheiden (in Frankfurt war ich bei Sauwetter nach 9:28h im Ziel), besonders, wenn man bedenkt, dass die Bedingungen an diesem Tag alles andere als schwer waren. Es war weder besonders heiß, noch besonders windig (außer bei Hawi). Ich muss weit zurück gehen, wann ich zuletzt so lange gebraucht habe. Aber mir war’s egal, ich war und bin happy, dass ich’s erlebt hab!
Mahalo!
Rälph