Immer wieder nett anzusehen, wie Crissie sich dafür nicht zu schade ist, im Ziel eigenhändig die Medallien zu verteilen.
Wer unmenschliches leistet, der muss sich halt besonders bemühen, wieder menschlich zu wirken.
Als Person rund um den Triathlon finde ich sie lustig, aufgeweckt, herzlich und nett. Ihre sportliche Leistung ist für mich allerdings völlig unbegreiflich und unerklärlich.
So, wieder zurück aus Roth. Hier mein Wettkampfbericht.
Zunächst mal wieder Gänsehautstimmung am Schwimmstart, immer wieder aufs neue einfach nur schön. Ich war gespannt, wie sich die letzten 3 Nächte vor dem Start mit extrem wenig Schlaf aus verschiedensten Gründen auswirken würden. Ich hatte so eine Vorahnung, dass es nicht positiv sein würde, aber dazu später mehr.
Die ersten paar hundert Meter im Wasser war es doch eine ziemliche Keilerei, aber dann hatte ich meinen Rhythmus gefunden und einige Schwimmer aus vorangegangenen Startgruppen überschwommen. Recht entspannt bin ich mit einer 1:09 aus dem Wasser.
Dann auf´s Rad und die Beine haben sich gut angefühlt. So verflogen die ersten 70km bis Hiltpoltstein. Bei der Anfahrt auf die Zuschauerwand am Solarer Berg nehme ich gerne die Hände vom Lenker und klatsche dem Publikum zu. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Der ohnehin schon ohrenbetäubende Lärm wurde noch lauter und so flog ich förmlich den Berg hoch. Zwischen km 80 und km 100 hatte ich dann einen kleinen "Hänger". Da kam die Bifi-Roll zum Einsatz und entfaltete auch ihre Wirkung. Nach all dem Gel, Riegel-Zeug mal was anderes. Und ab km 100 lief es dann auf dem Rad wieder besser und ich konnte ganz gut Druck bis zum Ende machen. Allerdings frischte der Wind auf der 2. Runde doch deutlich auf. Bei der 2. Anfahrt auf Hilpoltstein mit 50-60 Sachen kam dann auch eine Windböe von der Seite und mich hätte es beinahe vom Rad geweht. Aber alles nochmal gut gegangen. Letzlich bin ich mit einer 5:25 vom Rad und war soweit auch ganz zufrieden.
Dann der Lauf. Zunächst locker losgelaufen. Die ersten 10km vergingen ziemlich schnell, ich hatte mich gut ernährt und war guter Dinge mein Ziel von Sub 10:30 zu erreichen. Und dann quasi von einem Meter zum anderen war der Ofen aus. Zwischen km 10 und km 14 konnte ich kaum laufen. Jeder Versuch vom Gehen ins Laufen zu kommen war jäh beendet. Ich vermute hier hat sich mein extremer Schlafmangel der letzten Tage zu Wort gemeldet. Bei km 14 ertappe ich mich dabei, mit dem Gedanken der Aufgabe zu spielen. Was sollte ich tun? Ich kann nicht laufen. Soll ich noch 28km in Ziel wandern? Ich wanderte die Rampe bei der Schleuse Leerstetten rauf und begann damit etwa 100m zu laufen, ein paar Schritte zu gehen, um wieder etwa 100m zu laufen. Das ging soweit ganz gut, so kam ich zumindest bis zur Lände, was ca. die Hälfte der Laufstrecke bedeutet. Und jetzt kamen Wadenkrämpfe dazu. Salzmangel kann es nicht gewesen sein, da war ich konsequent, allerdings hatte ich bei den Getränken ausschließlich auf Cola umgestellt. Also ab sofort Cola + Iso getrunken und die Krämpfe waren wieder weg. Die Laufphasen wurde jetzt immer länger und dank der Zuschauerunterstützung und der Stimmungsnester habe ich es tatsächlich bis ins Ziel geschafft. Im Zielkanal warteten meine beiden Töchter auf mich und so bin ich wohl emotional wie noch nie ins Ziel gelaufen. Trotz meines Einbruchs beim Laufen kam am Ende noch ein "Laufsplit" von 4:15 raus. Geplant waren eigentlich 3:40. Die Endzeit war 10:58.
Von der Endzeit her kann ich zwar nicht zufrieden sein, aber Zeiten sind Schall und Rauch. Ich freue mich trotzdem wahnsinnig darüber. So eine Achterbahnfahrt der Gefühle habe ich bisher bei noch keiner LD erlebt.
Alles in Allem wieder mal ein toller Wettkampf mit unermüdlichen Zuschauern und einer krönenden Finishlineparty mit Abschlussfeuerwerk. Roth, ich komme gerne wieder.
Anscheinend gibt es wieder neue Wundermittel für Ausdauersportler. Einfach lächerlich diese Zeiten: 8:18 Wellington, 7:41 Mr Raelert, Michi Weiss unter 8h, sogar Lothar Leder ist plötzlich wieder eine Stunde schneller als die letzten Jahre (das sind alles ganz spezielle Freunde). Auch die TdF steht wieder genau so da wie vor ein paar Jahren. Nebenbei noch ein Marathon in vernachlässigbaren 2:03.
Sieht wohl so aus, dass man den sauberen Sport im Spitzenbereich vergessen kann; entweder man akzeptiert, dass es so halt läuft und schaut sich die Show trotzdem an (7:41 ist ja auch wirklich geil keine Frage) oder man lässt es einfach. Im Zweifel ist es dann doch irgendwo egal, ist ja nicht mein Leben, aber ein komisches Gefühl bleibt dennoch.