… halte ich neben sowas Komischem. Irgendwie sieht es aus, als sei es ein Trekkingrad mit vernünftiger XT-Ausstattung. Ist es aber nicht, irgendwas ist seltsam an dem Ding. Dann sehe ich ihn, den riesigen Akku, den die Konstrukteure hinter dem Sattelrohr „versteckt“ haben: Hier ist ein Pedalelec am Start. Pilotiert wird es vom offensichtlichen Standardkunden für solche Maschinen, einem Mittvierziger mit leichtem Bauchansatz, Jeans und Funktionshemd. Helm? Fehlanzeige!
Mir schwant gerade Böses, da wird die Ampel auch schon Grün! Mit der mir als altem Rennradfahrer eigenen Selbstverständlichkeit trete ich kurz an & fahre meinen Weg. Der bösen Vorahnung wegen werfe ich bei lockerem Tritt – die Sonne steht günstig – einen kurzen Blick auf den Asphalt hinter mir und da isser, der Pendler! Nu ja, denk ich, schau mer mal!
35, 38, 40, irgendwann 45 Sachen (Dokumentation zu Beginn des 2. Splits dieser Ausfahrt): der Schatten bleibt da. Als ich mich dann auch mal traue, den Kopf weiter zu drehen, sehe ich, wie man es sich auf so nem Ding auch jenseits der 40 Sachen bequem machen kann: Noch immer sitzt Mr. Pendler stocksteif & aufrecht mitten im Wind. , während ich tief über den Unterlenker gebückt dahinhechle. Wer das von außen sieht, muss sich doch fast totlachen.
Mit irgendwas um 45 Sachen rasen wir auf den Schafrichter dieser Passage zu, vor dem es mir ordentlich graut: Die Autobahnbrücke über die A 66. Meine Radlerehre zwingt mich dazu, hier noch einmal Vollgas zu geben, denn überholt werden: Das ist nicht! Es kann ja nicht sein, was nicht sein darf! Auch um nur noch einen flüchtigen Blick zurück (im Zorn) zu werfen, fehlt mir jetzt die Kraft. Es wird bloß noch geballert. Smart ist anders, keine Frage. Als ich dann, immer noch irgendwo jenseits der 36 Sachen den Scheitelpunkt der Brücke erreiche isser… 5m weg! Welch ein Triumph!
Leider aber sind es noch gut 1,5km bis zur Kreuzung, wo er abbiegen wird. Ja, er muss abbiegen, denn sonst überholt er mich und habe versagt. Also weiter in die Pedale treten, das wenigstens muss er ja auch. Ich schneide noch kurz einen sich etwas unvorsichtig aus einer Nebenstraße heraustastenden Autofahrer, der nicht mit meiner wahnsinnigen Geschwindigkeit gerechnet hat und… biege links ab. Laut schnaufend lasse ich es in den Ort reinrollen und erblicke beim ängstlichen Blick zurück (voller Erschöpfung), dass mein Gegner nach rechts abgebogen ist. Glück gehabt! Gerade noch mal so nicht von nem Oppa zerlegt worden.
Ich rolle weiter nachhause & überlege dabei, ob ich nicht doch einen befreundeten Inge-nieur fragen soll, ob das doch sehr voluminöse Sitzrohr meines CD 0.1 vielleicht doch nen kleinen Motor verträgt. Wäre alles doch so viel einfacher ohne Training! Andererseits: Für Mr. Pendler und insbesondere seine Mutter Mitte 60 gibt’s nix besseres, mit dem sie sich trotz mangelnder Fitness unter freiem Himmel sportlich betätigen können.
Das nächste Mal, das schwöre ich , nutze ich so jemanden so, wie auch das ein oder andere Mofa auf der Landstraße genutzt wird: als Windschattengeber. Ich mach mich doch nicht noch mal so alle....
wer's glaubt!