Bei Schröder fällt mir noch (neben seinen vielen Ehen, die zwar Privatsache sind, aber schon ein gewisses Licht auf seine Charakterzüge werfen) v.a. ein,
dass er wenige Wochen nach seiner Abwahl als Kanzler bei Gazprom angeheuert hat, um im Ostsee-Pipeline-Konsortium zu arbeiten- ein äußerst umstrittenes Bauprojekt, das er zuvor als Kanzler maßgeblich mitgefördert hatte.
Merkel hat sich dergleichen bisher nicht geleistet. Vermutlich ist sie als Kanzlerin deutlich besser als ihr Ruf? Zumindest bin ich mir bei ihr ziemlich sicher, dass sie
ihre Dissertation korrekt verfasst hat.
Um wieder on-topic zurück zu kommen:
Als potentiellen Kanzler halte ich zu Guttenberg für verbrannt. Und vor einer Woche hätte ich ihm auch zu einem Rücktritt, verbunden mit einer wirklich umfassenden Beichte geraten (darum war ja auch die Thread-Überschrift bewusst provokant gewählt). Auf lange sicht hätte er von einem solchen Schritt profititiert.
Dieser Zeitpunkt ist aber durch schwaches Krisenmanagement längst vertan. Mit einem Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt ist weder für ihn persönlich, noch für seine Partei viel Respekt oder verlorengegangene Reputation zu gewinnen, so dass es wahscheinlich tatsächlich sinnvoller ist, wenn er weitermacht und sich um undankbare Sachthemen wie Bundeswehrreform und Afghanistan-Strategie kümmert, in die er eingearbeitet ist und sich Deutschland wieder wichtigeren Dingen zuwendet.