Hab' gerade mal spaßeshalber historische Jahresbestenlisten gesichtet. Für ganz Deutschland habe ich online keine für die Zeit vor 2000 gefunden, also hab' ich die vom Bezirk Oberbayern als Referenz hergenommen.
Da sieht man, dass die "guten alten Marathon-Zeiten" eigentlich nur ein relativ enges Zeitintervall von 1980-1995 waren. Damal gab es in der Tat in jedem Jahr 20 und mehr Läufer unter 2:40h, heute sind es im Schnitt nur noch jährlich 12 Läufer in Oberbayern, die diese Marke unterbieten.
1977 waren es aber auch nur 4 Läufer. 1978 nur 5 Läufer, 1979 ware es 11... Waren die damals auch schon verweichlicht?
Ich glaube, es ist kein Zufall, dass gerade mit dem in den 90er Jahren populärer werdendem Triathlon dem Laufsport in der Spitze einige Talente abhanden gekommen sind.
Früher gingen bei den üblichen City-Marathons 3000 Läufer am Start, heute sind es manchmal 30000 und mehr: Logisch, dass dadurch auch die durchschnittliche Finisher-Zeit langsamer wird.
Die durchschnittliche schon, es müsste aber vorne auch mehr los sein und das ist eben nicht so.
Mein erster Marathon 1986 (rund 15.000 Starter): 2:50:44, Platz 997
Mein letzter Marathon 2010 (rund 35.000 Starter): 2:53:38, Platz 606
@maultäschle: das ist keine Sau durchs Dorf, das ist einfach Fakt. Die Leistungsdichte IST massiv gesunken.
Greif hat IMHO absolut Recht. Mit einer Einschränkung (für mich): von einem Helden ist ein Marathonläufer (ebenso wie ein LD-Finisher) meilenweit weg. Heldentum ist was ganz Anderes. Das hier ist maximal Selbstbestätigung, dann hat es sich aber auch schon.
__________________ „friendlyness in sport has changed into pure business“
Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Der Ansatz ist ok, der Ralf dann ganz schön überzogen.
Von Ausnahmen kann man nicht auf alle schließen und das würde machem den Spaß versemmeln.
Die Frage ist ja, ob es den einen oder anderen überhaupt interessiert, wie schnell er ist, was ja nicht ausschließt, dass er sich nach dem ersten Finish ein neues Zeitziel setzt und dann vielleicht auch mal schaut, wie man eigentlich vernünftig trainiert.
Wir haben im Verein eine "robuste" Mutti, die mit drei kleinen Kindern und Job die Zeit findet, 2x wöchentlich die Gruppe Kindersport zu trainieren. Sie will 2h im Halbmarathon schaffen. Ich habe großen Respekt, wenn sie ihr Ziel erreicht.
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-Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel. Und wir können nur fliegen, wenn wir uns umarmen.-
Aber mit dieser Philippica schießt er ein bischen übers Ziel hinaus. In sentimentalen Momenten bin ich ja auch der Meinung, dass früher alles besser war, aber irgendwann sollte man sich doch benühen, den Verstand einzuschalten und ein bisschen zu differenzieren...
In den "glorreichen" 70er Jahren sind die ehrgeizigsten Amateur-Ausdauersportler automatisch Läufer geworden, gab ja praktisch keine anderen Wettkämpfe, wo man sich messen und seinen Ehrgeiz abreagieren konnte; heute entscheidet sich ein großer Teil dieser Sportler gleich für Triathlon (oder Radmarathons) als Spielwiese und dadurch wird die Marathon-Spitze automatisch schon mal kleiner.
Früher gingen bei den üblichen City-Marathons 3000 Läufer am Start, heute sind es manchmal 30000 und mehr: Logisch, dass dadurch auch die durchschnittliche Finisher-Zeit langsamer wird.
Das ist der eine Grund, und der andere Grund ist, dass es vom Jahrgang 1965 anderthalb Mal so viele Menschen gibt wie vom Jahrgang 1990 (siehe http://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/) und damit schon die Basismenge an "Talenten" deutlich reduziert ist.
Gruß
kullerich
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Und damit irren sie! Wer einen Marathon bestritten hat und durchgelaufen ist, ist ein Held. Denn er oder sie gehören zu einer deutschen Minderheit von weniger als 100000 Personen, die die 42,2 km schaffen. Dafür müssen sie aber kämpfen und leiden, egal wie langsam sie laufen, es tut immer weh. Stoffwechselprobleme und überlastete Muskeln hinterlassen temporäre, aber doch länger andauernde Spuren im Organismus. Und diese Leiden zu ertragen, ist mehr oder weniger heldenhaft.
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Und weil ich etwas gegen solche Schleichzeiten habe, mich schäme für diese Schlaffgurken, motiviere, drohe und beleidige ich die, die können und nicht wollen.
Vorne schmeicheln...hinten beleidigen?
Watt willer denn nu?
Manche Ansätze sind allerdings nachdenkenswert.
Gruss
Heike
(ebenfalls schleichgurke, aber trotzdem stolz)
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Ich will nicht perfekt sein, sondern glücklich.
1977 waren es aber auch nur 4 Läufer. 1978 nur 5 Läufer, 1979 ware es 11... Waren die damals auch schon verweichlicht?
Nein, damals nahm der Laufsport eben Anlauf auf die 80er. Wer ist denn in den 70ern wirklich gelaufen. Es gibt dazu eine schöne Chronik des Berlin Marathons, wo man (ergänzt durch Geschichten aus der Zeit) gut sehen kann, wie sich das Ganze entwickelt hat. Anfang der 80er ging der Ausdauersport vom Wald in die Städte und erzeugte damit den Boom. Auch den leistungsmäßigen.
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Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."