Diese Diskussion ist immer unschön. Unglücklich wäre es, wenn niemand diese Diskussion anschieben würde. Du nennst das "gegeneinander ausspielen". Ich nenne es Periodisierung, wenn man auf die Themen schaut, die die höchsten Kosten verursachen. Das sind nun mal die Anzahl der Krankenhausbetten, die letzten Lebenswochen der Alten sowie die Flatrate zum Arzt zu gehen. Es ist doch richtig erstmal dort zu schauen, wo die Kosten am höchsten sind. In Bezug auf Dein Beispiel wird in England z.B. abgewogen, wieviele potentiell gesunde Lebensjahre der Behandlung gegenüberstehen. Man kann hier streiten, welche Kriterien man anlegt und diese dann bewertet. Nicht darauf zu schauen, wäre fahrlässig.
Das klingt auch gerecht. Auf der anderen Seite müssen wir sagen, dass wir trotz der höchsten Gesundheitsausgaben in der EU weder die längste Lebenserwartung noch die längst Spanne an gesunden Lebensjahren haben. Dazu kommt, dass unsere Nebenkosten uns damit immer unattraktiver für Investitionen machen. Und dann wird der zu verteilende Kuchen (auch im Gesundheitssystem) immer kleiner.
In den letzten Jahrzehnten sind die Krankenhaustage pro Patient kontinuierlich sehr stark verringert worden. Heute sind die meisten Kliniken industrielle OP-Betriebe, welche die Patienten nach kurzer Zeit in eine Reha, dann nach hause oder Pflege verlegen.
Absurd, wie willst Du die verbleibenden gesunden Lebensjahre ermitteln? Gentest, Medizinischer kompletter Check (auch recht teuer!), Lebensrisiken durch Lebensweise und Lebensort (Land, Stadt, Region).
Jeder Patient muss für mich in Deutschland allein nach den medizinischen Leitlinien (und ausschliesslich fachlichen Gesichtspunkten) behandelt werden.
Nun eine Diskussion an einzelnen Krankengruppen aufzumachen, stösst mich persönlich ab. Es bräuchte strukturelle Reformen wie eine Bürgerversicherung z.B. und mehr qualitativ gute Ambulatorien (die effizienteren Systeme).
Das ist jetzt natürlich eine philosophische Frage: Aber geht es ausschließlich darum im Leben so lange wie möglich zu überleben? Oder geht es um den Inhalt im Leben? Dazu noch gesellschaftliche Ziele?
Beispiel: Du bist 90, liegst am Tropf und kannst 5 Jahre länger leben für exorbitante Kosten. Oder du kannst das in 2 Kinder investieren, die ein würdevolles statt erbärmlichen Leben haben können.
Das muss der Wille des Betroffenen entscheiden, und nur die Betroffenen oder Vormünder.
Und wo setzt Du die Grenzen Deiner Denkweise?
Wie verhält es sich z.B. mit jemanden, der mit 45 eine schwere Erkrankung bekommt und dann bis zum Tod in 5-10 Jahren komplett pflegebedürftig wird, schlimmer als der 90zigjährige. Z.B. erhebliche kognitive und sprachliche Behinderungen aufweist, Beine und Arme z.T. gelähmt wegen eines geplatzten Hirnaneurysmas, der aber den Willen äussert, so lange es geht, im Bett mithilfe der Pflege zu leben.
Nun eine Diskussion an einzelnen Krankengruppen aufzumachen, stösst mich persönlich ab. Es bräuchte strukturelle Reformen wie eine Bürgerversicherung z.B. und mehr qualitativ gute Ambulatorien (die effizienteren Systeme).
Wenn wir doch aber jetzt schon die höchsten Kosten in dem Bereich haben und nachweisbar keine besseren Ergebnisse, ist das Problem doch genau nicht die Verteilung.
Geändert von Genussläufer (19.11.2025 um 11:35 Uhr).
Genau das ist das Problem: Es sind immer die anderen, die es besser haben als du. Daher mache ich nix.
Ich sehe das als eine Auswirkung des Selbstoptimierers: Wenn es für einen selbst nicht optimal ist, wie hier im Beispiel, dass andere weniger abgeben als ich, bin ich dagegen.
Ich kann nur für mich reden und bei mir ist das definitiv nicht so: Ich sehe in DE eine sich verschlechternde Schieflage, wenn auch noch auf relativ gutem Niveau und schaue einfach mittlerweile genau hin.
Ich war letzten Monat in Italien und bin im Dezember in Spanien. Ich bin quasi durch, sofern ich gesund bleibe. Es geht mir um meine Kinder und deren und dass sie die gleichen Möglichkeiten haben werden, wie ich sie hatte. Solche Dinge wie "wir müssen länger arbeiten" und "wir müssen den Gürtel enger schnallen" hinterfrage ich, z.B. wer immer dieses "wir" ist.
Geändert von keko# (19.11.2025 um 12:25 Uhr).
Grund: : statt .
Wenn wir doch aber jetzt schon die höchsten Kosten in dem Bereich haben und nachweisbar keinen besseren Ergebnisse, ist das Problem doch genau nicht die Verteilung.
In der EU. Schweiz hat deutlich höhere, aber auch viel bessere Versorgungsqualität.
In Templin und Umgebung haben wir z.B. 1 Urologen (überbelegt), keinen Kardiologen, 1 Onkologin (überbelegt) und sehr viele hier wohnhafte Senioren. Man bekommt in 3 Monaten einen Termin per Internet, sonst AB geschaltet, man steht vor der Tür im Freien an für die Notfallsprechstunde beim Urologen und erhält eine Nichtbehandlung im Sinne von Adept. Usf. Diagnostische Termine und Vorsorgetermine für von der Kasse bezahlte Vorsorgeleistungen, monatelange Wartezeiten. Eine Oberarmhalsbruch-OP in Templin (Sanaa Klinikum) bei mir chirurgischer Kunstfehler. (Wäre an der Charite nicht passiert.)
In der EU. Schweiz hat deutlich höhere, aber auch viel bessere Versorgungsqualität.
Gemessen am Einkommen auch?
Was mir an der Schweiz aber in der Tat gefällt, sind die Anreize. Es gibt ein Kostenbeteiligung und keine Flatrate. Und es gibt Minimumprämien, die nicht mal so gering sind. Ich bin erstaunt, dass Dir das auch zusagt. Da hätten wir in der Tat eine wichtige Übereinstimmung.
De Schätzungen der Gesundheitskosten liegen pro Person in DE bei ca. 6000.- Euro, in der CH bei 11 000 SFR in 2024.
Dann schreib doch noch das durchschnittliche Netto dazu: in Deutschland €2.790 pro Monat und in der Schweiz CHF 5.333 pro Monat. Dann sieht's doch wieder sehr anders aus.