Der Straßenbelag in Frankreich wurde wesentlich verbessert. An der Mosel entlang, also die letzten ca.10km sind vom Belag absolut in Ordnung mittlerweile. In Luxemburg selbst ist aber aktuell sehr viel Baustelle und da ist auch vieles noch nicht fertig. Die Feinschicht fehlt an vielen Stellen und so stehen die Gulli-Deckel noch raus. Da wirds mit Sicherheit die ein oder andere Überholverbots-Zone geben an der Mosel, besonders direkt am Anfang kurz hinter Remich.
So, bin zurück aus Remich, und das total zufrieden und begeistert.
Aber am besten fange ich vorne an.
Bin am Freitag mittag in der Heimat los, 400km Anfahrt lagen vor mir. Aber durch extremen Verkehr, Baustellen, Staus und Straßensperrungen war ich schließlich nach 430km und guten 6;5 Stunden Fahrt endlich da. Es hat zumindest noch gereicht, mich zu registrieren und mir das Umfeld etwas anzuschauen. Dann bin ich weiter in die 17km entfernte Unterkunft. Hier Ernüchterung. Sehr kleines (kann ich noch mit leben) aber doch recht dreckiges Zimmer. Einrichtung aus den 70er Jahren und völlig abgerockt. Aber egal, ich war ja wegen etwas anderem hier...
Am nächsten Morgen ausgeschlafen, gefrühstückt und in Ruhe meine Wechselbeutel gepackt. Dann wieder nach Remich. Zunächst hab ich mich weiter umgesehen und habe mir dann die Zeit damit vertrieben, den Kindern beim Ironkids zuzuschauen. Das war schon cool. Ironman versteht es, die Kundschaft schon früh an sich zu binden. Wenn ich dann noch sehe, wieviele Kinder-T-Shirts im Merchandise-Zelt zu astronomischen Preisen verkauft wurden, dann braucht man sich über Nachwuchs wenig Gedanken machen.
Später bin ich dann zur Wettkampfbesprechung und direkt danach in die Wechselzone. Hier das Rad abgestellt und zig mal alles auf Vollständigkeit überprüft. Ich hab da echt einen Spleen...Da es Samstag schon sehr warm war hab ich überlegt, Druck von den Reifen zu lassen. Etliche um mich herum haben das nicht getan, aber dazu später mehr. Nach etwas hin und her hab ich die Ventile leicht geöffnet und Luft abgelassen.
Dann zurück zur Unterkunft. Bin dann abends total früh eingeschlafen und hab mir etwas Sorgen bez der Anreise bzw des Parkens gemacht. Samstag war in Remich die Hölle los, Autos über Autos, nirgendwo ein freier Zentimeter. Ich hab mich dann entschlossen um 4 Uhr aufzustehen, um dann gegen 04:45 auf dem Parkplatz an der Brücke auf der deutschen Seite zu parken. Als ich dort ankam, waren die ersten Sportler schon dort, ich habe aber problemlos einen Parkplatz gefunden. Hab dann noch etwas im Auto gedöst und bin gegen 06:00 zur Wechselzone gegangen. Nach Öffnung direkt zum Rad und was ein Glück, die Reifen haben gehalten. Im Gegensatz zu den Reifen bei vielen anderen Teilnehmern. Wahnsinn, um 06:30 war beim Bike-Service in der Wechselzone eine ordentliche Schlange. Fast alle mit Plattfuß. Ich habe sogar TN gesehen, bei denen Vorder-und Hinterrad platt waren.... Das hab ich zum ersten Mal so gesehen und ich war froh, auf Nummer sicher gegangen zu sein. Dann hab ich mich umgezogen und vorbereitet und bin schließlich mit meinem weißen Beutel in den Athletengarten.
Um 07:45 stand ich dann im Block. Hatte mich aufgrund meiner fehlenden Schwimmqualitäten bei 35-40 Minuten eingereiht. Kurz vor dem Start hab ich mich gewundert, wieviele hinter mir standen.
Kleiner Exkurs:
2023 in Duisburg hab ich im Wasser nach 200m eine Panikattacke bekommen. Kein guter Schwimmer, im Neo und Freiwasser ungeübt, erste Mitteldistanz, totale Aufregung.... Da kam vieles zusammen. Bin dann sehr viel Brust geschwommen. Letztes Jahr in Duisburg ein ähnliches Bild. Hier ging schon mehr Kraul, aber durch die 2 Runden im Hafen ging irgendwann das Gekloppe los, was mich wieder in Panik versetzt hat. Hab es immer wieder mit Kraul versucht, aber doch überwiegend Brust und sehr langsam geschwommen.
Ihr könnt euch vorstellen, dass mein Respekt vor dem Schwimmen sehr groß ist....
Diesmal, mit erheblich viel mehr Schwimm-Kilometern in der Vorbereitung konnte ich Kraul komplett durchschwimmen. Hab es bis auf wenige Momente sogar genossen. Nach 39:59 bin ich dann aus der Mosel gekraxelt und war mega zufrieden mit mir. Durch ein amtliches Zuschauerspalier rein in die Wechselzone. Kurz bevor ich mein Rad erreiche höre ich einen sehr lauten Knall nur 3m von mir entfernt. Ich sehe noch, wie der Reifen von der Felge hüpft. Oh man, das ist echt übel denke ich mir. Vom Schwimmen kommen und dann erstmal Reifenwechsel....
Bin dann raus, aufgestiegen und erstmal losgerollt. Da ich mit meinen 90kg alles andere als eine Bergziege bin und großen Respekt vor der Radstrecke hatte, sah meine Taktik so aus:
Die flachen 38km auf keinen Fall überziehen und locker fahren. Dann gut durch die Anstiege kommen und nach hinten raus schauen, ob und was noch geht. Soweit so gut. Ich fahre mit einem Grinsen im Gesicht die Mosel entlang. Es rollt ziemlich gut und macht richtig Bock.
Was ich dann auf der Radstrecke sehe, habe ich auch noch nicht live gesehen. Fast kein Kampfrichter unterwegs. Gruppen von 15-25 Fahrern, in 3er Reihen. Littering egal, alles Mögliche wurde in die Prärie geworfen. In der Baustelle trotz überholverbot vorbei? Check. Trotz Gegenverkehr überholen? Check. Rechts Überholen? Check. Mir hat es teilweise wirklich die Sprache verschlagen. Mit dem Handy während der Fahrt telefonieren? Check.
Auf dem Rückweg vom Wendepunkt an der nördlichsten Stelle überholt mich ein 15-köpfiges Gruppetto. Alles Holländer, alle mit fast gleichen Startnummern, alle am quatschen und schön im Kreisel rotieren. Unfassbar.
Irgendwann kommt von hinten jemand und setzt zum Überholen an. Ich werde auf Englisch mit meinem Namen angesprochen und schaue nach links. Es folgt ein kurzer Smalltalk. An der Startnummer erkenne ich: es ist der "Starkoch" Gordon Ramsay. Wir verabschieden uns, er fährt weiter und verweilt wieder in der Höhe des nächsten Vorausfahrenden und quatscht auch mit dem. Lustiger und freundlicher Typ.
Dann kommt schon die Abbiegung zum ersten Anstieg. Ich wundere mich, dass ich scheinbar ohne große Mühe nach oben komme. Die nächsten Anstiege sind dann durchaus heftiger und zäher und der Puls geht deutlich hoch. Die Abfahrten sind dann wieder mega. In der Spitze zeigt mein Garmin später 64 km/h an. War für mich schon grenzwertig, schneller hab ich mich nicht getraut. Ich zähle die km runter und warte sehnsüchtig auf die letzten flachen 10km. An einer Stelle ist es so steil, dass ich überlege absteigen zu müssen und zu schieben. Ich schaffe es irgendwie auch so. Ich frage mich ernsthaft, wie der Typ, der mit einem Behinderten auf dem Rad unterwegs ist, das schafft. Mittlerweile wird es wärmer und wärmer und die erste Müdigkeit zieht in die Beine. Dann endlich wieder die Mosel in Sicht und ich fahre die letzten 10km, genüsslich eine Bifi kauend, seriös zurück.
In der Wechselzone hat alles gut und zügig geklappt. Dann raus auf die Laufstrecke, wo schon sehr viele unterwegs waren. Die Sonne brannte ordentlich, aber die Beine hielten zunächst. Die ersten knapp 12 km gingen in 05:15 -05:25 gut weg, ich konnte überholen und war bestens zufrieden. Aber dann wurde es doch zäh. Der Abschnitt von Höhe der Finish-Line bis zum südlichen Wendepunkt zog sich wie Kaugummi. Es wurde noch heißer und ich merkte, dass ich langsam gegrillt wurde. Also kühlen, kühlen, kühlen. Bin dann an jeder Verpflegungsstation kurz gegangen um zu trinken und zu kühlen. Das hat insgesamt auch gut funktioniert. Dann musste ich den Höhenmetern und der Hitze doch Tribut zollen und wurde langsamer. Schnell überschlagen: Für unter 6 Stunden wird es nicht reichen. Also muss ich auch nicht mehr alles investieren, zumal ich mehrere Leute mit Kreislaufproblemen gesehen habe, die von Zuschauern gestützt in den Schatten gelegt wurden. Aber propos Schatten. Den gab es auf der Laufstrecke nicht....
Letztlich wird die Musik der Finish-Line immer lauter, ich passiere das 20km Schild und weiß, noch 1000m. Glücklich, aber schon angeschlagen laufe ich ins Ziel. 6:07 steht auf der Anzeigetafel hinter meinem Namen. Dann 2-3 Becher Wasser und ab in den Athleten-Garten. Das war schon mega cool, da man das Freibad für sich hatte. Aber hier hieß es erstmal Schlange stehen um was zu trinken und zu essen zu bekommen. Es gab warmes Wasser, Cola und Bier, aber hier war mir die Schlange zu lang.
Zu essen gab es ein staubtrockenes Thunfisch-Baguettte und einen Nudelsalat, bei dem die Nudeln noch komplett hart waren. Versteht mich nicht falsch, ich meckere nicht schnell und hab für vieles Verständnis. Das Essen war eine Zumutung. Und dann lauwarme Wasserflaschen auszugeben.... Nee, da erwarte ich was anderes.
Ich gehe duschen und trotte zurück zur Wechselzone. Vollgepackt geht's zum Auto. Alles einladen und 400km retour gen Heimat. Diesmal ohne Stau und Umleitungen, so dass ich um 20 Uhr glücklich und stolz wieder zuhause bin.
Remich ist ein toller Wettkampf, das Schwimmen in der Mosel ist cool, die Radstrecke schwer aber wunderschön. Insgesamt auch fast alles top organisiert. Ob ich nochmal wiederkomme? Keine Ahnung, kann es mir aber gut vorstellen.
- Wieviele Höhenmeter zeigt der Garmin für die Radstrecke?
- ist Camping oder Popup-Camping in der Nähe möglich?
- Wie erklärst du dir die Reifenplatzer? Meine Reifen stehen immer am Vortag aufgepumpt bereit, und da ist nie etwas geplatzt.
- Strassenbelag gut.
Ich hoffe du behältst den Tag schön in Erinnerung!
__________________
OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und beim Einkaufen
- Wieviele Höhenmeter zeigt der Garmin für die Radstrecke?
- ist Camping oder Popup-Camping in der Nähe möglich?
- Wie erklärst du dir die Reifenplatzer? Meine Reifen stehen immer am Vortag aufgepumpt bereit, und da ist nie etwas geplatzt.
- Strassenbelag gut.
Ich hoffe du behältst den Tag schön in Erinnerung!
Hi!
- mein Garmin hat 768hm angezeigt
- Camping ist möglich, 2 Campingplätze auf der Deustchen Seite, knapp 1,5km zum Eventplatz entfernt. Dann dirket vor Ort ein Wohnmobil Stellplatz und etwas weiter weg ein weiterer Campingplatz in Luxemburg
- Straßenbelag zum größten Teil gut. Nur ein kleines Stück in Frankreich eher schlecht und halt in den Baustellen. Eine paar Bodenschwellen und ein gutes Stück Wirtschaftsweg, dieser ist aber auch gut zu fahren.
- Reifenplatzer verstehe ich auch nicht, ich habe gegen halb fünf mein Bike eingecheckt und keine Luft runter gelassen, Luft ist bis heute immer noch unverändert drauf
So, bin zurück aus Remich, und das total zufrieden und begeistert.
Remich ist ein toller Wettkampf, das Schwimmen in der Mosel ist cool, die Radstrecke schwer aber wunderschön. Insgesamt auch fast alles top organisiert. Ob ich nochmal wiederkomme? Keine Ahnung, kann es mir aber gut vorstellen.
Danke für den Bericht und herzlichen Glückwunsch zum Finish! Ich mag den Wettkampf sehr und werde nächstes Jahr wieder dabei sein, entweder als Starter oder als Helfer. Dieses Jahr lag nach der Verschiebung leider Hamburg parallel.
Aber wo hast du denn übernachtet, dass das so schlimm war?