OK, der Druck steigt. Die Supporterin hat auch schon ihr Manusskript für den Radpart geliefert und ich hoffe noch vor dem Wochenende liefern zu können.
Psychisch bin ich gerade am Ende, weil meine neue Fenix 8 schon seit mehreren Tagen am Berliner Stadtrand von DHL in Geiselhaft gehalten wird, unter Angabe immer absurderer Statusmeldungen.
Ansonsten gabs in der dritten Woche nach dem Celtman nochmal heftige Müdigkeitsattacken, so dass ich die MD-Vorbereitung für den 70.03 Krakau Anfang August erstmal zurückgestellt habe und Ruhetage mit, sehr lockeren, Trainingstagen abwechsele.
Heute morgen ging immerhin 90 Minuten zur Arbeit tschoggn gut weg. Vielleicht geht am WE wieder mal richtiges Training, HRV und Ruhepuls sind wieder stabil gut.
Krafttraining war ich am Dienstag, auch da bin ich wieder auf dem Weg zu normalen Gewichten.
Hat doch länger gedauert, aber jetzt gehts weiter! Supporterperspektive, wie immer, in kursiv.
Ich sitze also auf dem Rad und hab richtig Bock. Mir ist nicht kalt und nachdem ich die erste 20% Rampe vom Strand überstanden hab, bleibt es leicht ansteigend und ich Kurbel gleich mal den ersten Anstieg hoch.
Ich bin auf einen langen Tag auf dem Rad eingestellt. Der Radrekord, gehalten von einem Profi, liegt bei 5h:17min. Das ist langsam, selbst für 200km mit 2.200hm. Das liegt sicher auch am häufig starken Wind und dem heftigen Lauf, der danach kommt. Es ist aber auch ein Hinweis, das die Strecke nicht wirklich gut rollt.
Ich kalkuliere jedenfalls mit um die 7,5 Stunden und plane deshalb, die ersten 2-3h wie im lockeren Grundlagentraining zu pacen. Danach kommen dann erstmal entlang der Küste die meisten Anstiege und dann hab ich immer noch 100km hügelig vor mir. Dann kann ich immer noch ballern.
Von Anfang an ist das angenehmes faires fahren, ich werde oft überholt, obwohl ich an den ersten steileren Anstiegen schon über meine Langdistanz-Wattzahlen gehen muss.
Ich denke mir dann, dass ich wahrscheinlich viele von denen später nochmal
treffen werde.
Dann wird's aber erstmal flacher, die ersten 30 Kilometer sind Singletrackroad, aber trotz der vielen Supporterautos kann ich mein Tempo ohne Behinderung fahren.
Das liegt leider auch an dem starken Gegenwind, der mich trotz Aeroposition unter 25 km/h ausbremst. Schon etwas zermürbend, ich nutze das aber, um mich gut zu versorgen. Ich plane so um die 90-100g/h. Das meiste flüssig, in einer Radflasche sind 70g Maltoglukose Mix. Zusätzlich ein paar Gele.
Durch den zähen Gegenwind finde ich erst langsam in einen Rhythmus und fahre bereits am ersten Sturz vorbei an einer Stelle, wo nicht ganz klar ist, was passiert war. Zum Glück sind aber schon Supporter zu Stelle. Aber die Landschaft ist grandios und auch andere kämpfen mit dem Wind.
Next Stopp ist dann kurz hinter dem kleinen Ort Kinlochewe, da biege ich auch hart nach Westen ab Richtung Atlantik und hoffe dann, etwas schneller mit dem Wind segeln zu können.
Nach dem Schwimmen wird der Celtman zu einem Teamevent, die Supporter nehmen aktiv am Rennen teil. Zunächst die Hauptregeln für die Supporter:
- RTFM (Read the f*cking manual )
- keep calm
- have fun
Unser Team ist entsprechend der Regeln aufgestellt:
- Anke: kennt das Manual fast auswendig, Managerin des Teams, kümmert sich um die ganze Verpflegung.
- Igor: fährt das Supportauto, wird der Supportrunner sein, macht Fotos und im Notfall hat er handwerkliche Fähigkeiten. Kernkompetenz: unerschütterlicher Optimismus
- Lana: Teamassistentin, hat immer eine helfende Hand, versucht den Tracker zu verfolgen und sorgt für gute Laune. Sie feuert jeden an der Strecke an, auch den Bikepacker, der zwischen die Celtmänner geraten ist.
Aber noch sind wir nicht komplett und fahren erstmal in Shieldaig los. Wir reihen uns in eine Schlange von Autos mit pinkfarbenen Celtman-Aufklebern und Startnummern auf Front- und Heckscheibe ein und fahren in lockerer Kolonne aus dem Ort raus. Hier ist die Strasse zweispurig und so kommt die Kolonne gut voran, auch wenn wir ständig Radfahrer überholen. Am ersten größeren Anstieg fahren wir an Sascha vorbei.
Gut so, denn vor uns liegt ein Nadelöhr. Zuvor halten wir Formel 1-mäßig am Hotel von Igor und Lana und laden die Teamassistentin ein. Wir sind komplett . Man kann auch alleine supporten, aber davon wird abgeraten und mit mehreren ist es nur halb so anstrengend und macht mehr Spass
Nach 10 km beginnt eine 20km lange Singletrackroad. Das ist ein schmaler Teerstreifen, der sich durch die Landschaft schlängelt. Gerade mal breit genug für einen Ford Transit aber nicht breit genug um Fahrradfahrer zu überholen. So rollen wir langsam im Stau durch diesen Abschnitt. Hier ist Supporten nicht erlaubt. Zum Glück ist Sascha hinter uns und wir können es ruhig angehen lassen. Teilweise sind die Radfahrer schneller als die Autos, aber wir haben genug Abstand nach hinten.
Bei Kilometer 30 erreichen wir Kinlochewe und ab hier ist Supporten erlaubt. Aber man darf nicht einfach am Rand der Strasse stehen, sondern muss neben der Strasse warten. Kurz hinter Kinlochewe ist ein Visitor Center mit Parkplatz, hier sind wir verabredet. Die Idee hatten mehrere und der Parkplatz ist voll. Wir wissen nicht, wie weit Sascha hinter uns noch ist und so springen Lana und ich schonmal aus dem Auto während Igor wartet, bis ein anderes Auto wegfährt und wir parken können.
Mit einer der 6 bereits angemischten Radflaschen stelle ich mich an die Strasse, Lana steht 50 Meter weiter vorne um uns anzukündigen und weggeworfene Flaschen einzusammeln.
Dann läuft alles nach Plan, ich laufe ein Stück mit und kann hier sogar die Flasche von Rechts anreichen noch ist es eben früh und kein Verkehr auf den Strassen.
Toll. Aber wir wollen meeeeehr. Los. Los. Los. :-)
Warum liest du hier noch Sascha, schreiben! Wir wollen wissen wie es ausgeht. Das ist ja wie Lindenstraße früher, bekommt er die Flasche? Lässt er sie fallen? Kommt ein schwarzes Loch und Loki springt raus und schnappt sich die Flasche? Oder ruft Else Kling aus ihrem Fenster Lana feuert zu laut an?
Nach dem Abbiegen macht sich der Wind sofort angenehm bemerkbar und schiebt jetzt von schräg hinten und auf dem Tacho steht mühelos die 40. So muss dass. Vor der ersten Flaschenübergabe bin ich etwas aufgeregt. Wir haben es nicht mehr groß üben können, zudem ists im Linksverkehr etwas komplizierter, aber alles läuft gut. Ich hab mir auch vorgenommen, im Zweifel anzuhalten, sollte ich eine Flasche verlieren. Its all about fuel.
Die Sonne kommt raus und meine Laune ist super. Die Beine laufen gut und durch das beständige Überholen der Supportautos kommt Tour de France Feeling auf, das fühlt sich wirklich geil an. Und die Landschaft ist der Traum schlechthin. Die Strecke biegt jetzt vom riesigen Loch Marree zur Küste ab, bald ist das erste Viertel geschafft.
Weiter geht es in der Supporter-Kolonne durch die Traumhafte Landschaft der Highlands. Kurze Kommunikation beim Überholen „im Moment ist alles in Ordnung „ . Der nächste Stopp ist in Gairloch verabredet, aber zur Sicherheit halten wir nochmal auf der Hälfte. Vereinbart ist, dass ich immer etwas anbiete, aber Sascha entscheidet, ob er etwas mitnimmt. So muss er auf dem bergigen Kurs nicht so viel Gewicht mitnehmen. Alle gehen auf ihre Positionen und auch diese Flaschenübergabe klappt.
Ab hier beginnen die größeren Anstiege. Deshalb haben wir sicherheitshalber wieder einen Stopp nach 15km eingeplant. Der liegt an einem sanften Gefälle, was uns bei der Besichtigung nicht richtig aufgefallen ist. Also jogge ich hoch, den Radfahrern entgegen, zu einer leichten Kuppe, damit Sascha nicht so schnell ist. Übergabe klappt. So geht es weiter, wir überholen Sascha, kurze Kommunikation beim Vorbeifahren, zum nächsten Stopp, alle gehen auf ihre Positionen. Auf dem Tablet habe ich Google-Maps-Ausschnitte auf denen ich mehrere Haltemöglichkeiten markiert habe. So lotse ich Igor über die Strecke. Wir sind immer in einer Kolonne mit anderen Supportern und Radfahrern. Das Autofahren erfordert Konzentration, mittlerweile hat auch der normale Verkehr zugenommen. Zudem die vielen Radfahrer zwischen den Autos, die man nicht gefährden möchte. Gerade an Steigungen und an unübersichtlichen Stellen, wird die Kolonne so ausgebremst. Wir fühlen uns wie Teammanager bei der Tour de France
Irgendwann trifft man immer die gleichen Autos und kennt sich schon. Während der Wartezeit an den Halteplätzen mische ich weitere Getränke nach Vorgabe und wir verpflegen uns mit belegten Toastbroten, Gurkensticks, Schokoriegeln und dem Nudelsalat. Gut, dass ich um die Getränke zu mischen die Waage mithabe, denn vom Malto kommt durch den ständigen Wind nicht alles in der Flasche an, was ich im Messlöffel habe.
Mittlerweile hat sich das Feld geordnet, selten gibt es Gelegenheit zum legalen Windschattenfahren, bei 200 Athletinnen auf 200km auch kein Wunder und das schwimmen hat das Feld nochmal gut entzerrt. Die nächsten 30-40km verlaufen unspektakulär, wenn man das in so einer Landschaft sagen kann.
Das Bild gibt einen guten Eindruck, dass die Strecke doch recht windanfällig ist.
Ich fahre so viel wie möglich in Aeroposition, gehe nur in den Anstiegen, die zunehmend mehr werden raus, wenn die Geschwindigkeit Richtung 20km/h oder noch niedriger geht.
Eine Übergabe in einer Steigung wird dann doch heikel: Ich hab nicht rechtzeitig geschaltet und muss mitten in der Rampe hart runterschalten und möglichst nicht die Kette abwerfen. Anke läuft aber easy ein Stück mit und als ich dann endlich im richtigen Gang bin, kann ich easy die Flasche greifen. Mit links und der leere Platz ist im rechten Flaschenhalter. Wie löst man sowas in einer 7 Prozentsteigung, wo es mit einer Hand auf dem Triathlonrad eh schon wackelig ist ? Meine Lösung ist, die Flasche mit den Zähnen zu halten, am Lenker umzugreifen und dann die Flasche mit der rechten Hand nach hinten zu packen. Geht alles, auch bei 270W.
Auf den nächsten 50km gibt es nicht nur minütlich traumhafte Ausblicke, sondern auch gut zwei Drittel der gesamten Höhenmeter. Obwohl ich noch gute Beine habe, versuche ich mich zurückzuhalten, ich hab ja nicht mal die Hälfte der Radstrecke rum. Bei den Anstiegen muss ich eh öfters meine Mitteldistanzwatt fahren, weil sonst die Frequenz zu niedrig werden würde. Mit 52/30 bin ich zwar gut dabei, aber 52/33 wäre besser gewesen.
Mit den Anstiegen komme ich gut zurecht, was mich aber stört ist, dass ich zu oft pinkeln muss. In der letzen 90 Minuten 3 mal, das geht zwar problemlos, aber ist nervig und macht mir ein bissel Sorge. Ist die Mischung doch zu dünn oder zu wenig Salz in den Flaschen ? Die Beine funktionieren noch gut, aber ich bin plötzlich doch etwas fertig und schwitze sehr viel. Irgendwie muss ich mehr Flüssigkeit zuführen und die muss auch drin bleiben.
Sascha kündigt an, bei Kilometer 100 will er einen größeren Stopp machen und anhalten. Wir finden einen guten Parkplatz, der dafür geeignet ist. Ich präpariere mich mit 3 Flaschen: zwei mit Zucker eine mit purem Wasser. In der Hosentasche habe ich schon die ganze Zeit Gele.
Sascha kommt total durchgeschwitzt an, wir haben zwischen 16 und 18 Grad auf der Strecke. Igor bemerkt die großen Salzränder. Wir tauschen alle Flaschen aus, Sascha will noch Salztabletten, aber wir haben keine weiteren Tabletten eingepackt. Weiter gehts. Kurze Kommunikation beim Überholen, Sascha verlangt nach mehr Salz in den Flaschen und Salztabletten.
Wieviel mehr braucht er wohl? Für Igor war klar, dass ich einen ganzen Teelöffel zusätzlich in die Flaschen hauen soll. Ich hatte Bedenken, dass das zuviel ist. Aber Igor konnte mich überzeugen und ich habe jede Flasche mit einem Teelöffel Salz nachgesalzen. Als ich fertig war, fahren wir den nächstmöglichen Halt an. Igor hat noch Salztabletten für Sascha im Laufrucksack. Die waren eigentlich für denLauf eingeplant, aber wir nehemen die jetzt. Übergabe von Flaschen und Salztabletten. Beim überholen kurze Kommunikation: Flaschen sind gut, schmeckt überhaupt nicht salzig Ab jetzt improvisieren wir und weichen von den verabredeten Punkten ab. Gut dass ich dafür mehr Haltemöglichkeiten markiert habe. Das beschert uns auch einen Stopp an einem der schönsten Orte der Strecke, dem An Teallach-View.