Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die nationale Wirtschaft vor der Globalisierung zu schützen wäre demnach politisch links?
|
Ökonomisch ja – historisch betrachtet war das ein linkes Anliegen.
Die klassische Linke stand für Arbeitnehmer, soziale Sicherheit und staatliche Kontrolle. In der Globalisierung befürchtete man vor allem Lohndumping, Arbeitsplatzverlust und eine Machtverschiebung zu den Konzernen.
Typische linke Forderungen der 70er–00er Jahre:
Schutz heimischer Industriearbeitsplätze
Widerstand gegen Freihandelsabkommen (NAFTA, WTO)
Antikapitalistische Globalisierungskritik (z. B. attac, später Occupy)
Politisch-ideologisch kann derselbe "Schutz" auch rechts sein.
Trump z. B. wollte nicht die Löhne schützen, sondern die nationale Identität und wirtschaftliche Autarkie. Das ist kein internationalistischer, solidarischer Impuls – sondern ein nationalistischer.
Zitat:
Die eigenen Landesgrenzen für den internationalen Warenverkehr zu öffnen wäre politisch rechts?
|
Historisch gesehen: ja, tendenziell rechts – im Sinne von wirtschaftsliberal.
Das Öffnen der Märkte war über Jahrzehnte ein Markenzeichen konservativer und wirtschaftsliberaler Politik. Denk an Thatcher, Reagan, FDP, CDU-Wirtschaftsflügel:
Freihandel = Wettbewerb, Effizienz, Konsumentenwohl
Der Staat soll sich nicht einmischen, Märkte regeln das schon
Unternehmen dürfen global agieren – „Leistung muss sich lohnen“ – egal, wo produziert wird.
Das muss man heute sicher anders betrachten (daher schrieb ich auch von ur-). Freihandel ist weder rein rechts noch rein links – sondern kontextabhängig.
Grüne und moderne Linke (z. B. in der Ampel) vertreten marktoffene Positionen, wenn sie ökologisch sinnvoll oder international solidarisch erscheinen. Lass uns dabei nicht über "sinnvoll" streiten. Das würde die Erklärung hier nicht schaffen
Gleichzeitig sind viele konservative Kräfte heute gegen ungebremsten Freihandel – aus nationalistischen, identitären oder sicherheitspolitischen Gründen.
Hier ein Potpourri von Marktöffnungsgegnern der jüngsten Vergangenheit:
- Linke Gewerkschafter (wegen Lohnkonkurrenz)
- AfD & Trumpisten (wegen „America/Germany First“)
- Fridays for Future & Klimaaktivisten (wegen CO₂-Importen)
- Bauernverbände (wegen Billigimporten)
Also ein bunter Haufen von Anti-Globalisten – von ganz links bis ganz rechts.
Zitat:
Man kommt da heutzutage leicht durcheinander. Verstanden habe ich bisher, dass Windräder und Elektroautos irgendwie links sind. Aber Zölle?
|
Windräder und Elektroautos sind per se nicht rechts oder links. Die Frage ist, wie man rangeht. Links, wenn Öko-Planwirtschaft / Mitte, wenn marktwirtschaftlich.
Da wir in Deutschland diese Themen eher planwirtschaftlich angegangen sind, ist dieser Umgang eher als links einzuordnen. In der Wahrnehmung kommt dazu:
- Sie stehen für Wandel, staatliche Lenkung und „Verzicht“ (Veränderung der Lebensweise).
- Sie wurden politisch vor allem von grünen und linken Kräften forciert – oft verbunden mit moralischem Überlegenheitsanspruch („Klimaschutz ist Pflicht“).
- Viele Menschen erleben sie als Zwang oder Umerziehung – was sie emotional klar ins linke Lager rückt, auch wenn ökonomisch die Story komplexer ist.
Die CO2 Steuer wirkt nach aussen auch wie linker oder grüner Protektionismus. Es war von vornherein klar, dass man mit diesem unilateralen zollähnlichen Instrumenten irgendwann die Grenzen kommt.