Da ich hier im Forum immer sehr gerne eure Erlebnisberichte von diversen Rennen lese, steuere ich hier mal meinen Teil dazu bei. Ich schreibe aber direkt dazu, dass es am WE erst meine zweite Mitteldistanz war und ich kaum Triathlon- bzw. Wettkampferfahrung habe. Nur zur Einordnung.
Am Samstagmorgen bin ich mit einem mulmigen Gefühl in Richtung Duisburg aufgebrochen. Mulmig deshalb, weil ich in diesem Jahr viel zu wenig Rad gefahren bin. Schwimmen geht irgendwie und Laufen ist eigentlich meine Stärke und die Vorbereitung war gut. Ich war also wirklich unsicher wie ich die Radstrecke bewältigt bekomme und entsprechend angespannt.
Also ab in die Stadt, irgendwo geparkt und zu Fuß zur Wettkampfbesprechung am Ziel. Erster Eindruck: Das Ziel vor dem Rathaus hat etwas. finde ich auf den ersten Blick attraktiver als im MSV-Stadion, das fand ich ziemlich trostlos.
Während der Wettkampfbesprechung klärte sich dann auch die Frage, wie die beiden Schwimmrunden gezählt werden. Man hat eine längliche Boje am Startbereich ins Wasser gelassen, die quasi eine Brücke über dem Wasser bildet. Auf dieser Brücke war dann die Zeitmessung installiert. Man musste dann also nach der ersten Schwimmrunde unter der "Brücke" durchschwimmen.
Nach der Besprechung zur Registrierung und das Procedere durchlaufen. Danach bin ich dann in Richtung Wechselzone aufgebrochen.
Die Wechselzone unter der Brücke fand ich gut, keine langen Wege, weder zum Schwimmausstieg noch zum Rad. Also alles an seinen Platz und mich mit der Umgebung etwas vertraut gemacht. Der Innenhafen als Location ist echt ganz schön, die Zuschauer stehen sehr nah dran. Danach dann ab ins Hotel.
Am Rennmorgen nach einer schlechten Nacht aufgestanden und dann sehr frühzeitig mit dem Auto in Richtung Wechselzone. Ich hatte mir extra am Vortrag nochmal angeschaut, wo man vielleicht parken könnte. Und tatsächlich, ich hatte Glück und habe im nahgelegenen Stadtteil einen Parkplatz bekommen, ca. 500m von der Wechselzone entfernt. Also dann mit der Öffnung rein in die Wechselzone, letzte Dinge am Rad erledigt und dann irgendwann in den Neo geschlüpft.
Ich habe mich als Schwimmer der Kategorie Treibholz bei einer Schwimmzeit von 45 Minuten, also sehr weit hinten, angestellt. Nach einer endlosen Warterei kam dann auch für mich das Startsignal in den Tag. Da ich Angst hatte bei einem Kopfsprung meine Brille zu verlieren, bin ich "ganz normal" reingesprungen. Dann angefangen zu kraulen und der Tag begann. Nach ca. 500m habe ich aber echt Probleme bekommen. Der Gedanke an die Panikattacke beim Schwimmen im letzten Jahr, die Aufregung, die schlechte Sicht, das aufgewühlte Wasser, die vielen Schwimmer die mich überrundet haben... Das alles hat dazu geführt, dass ich immer wieder zum Brustschwimmen gewechselt bin. Nach 2 Runden war ich einfach froh die helfenden Hände zu greifen die mich aus dem Wasser gezogen haben.
Das Wasser fand ich wirklich eklig, richtige Drecksuppe.
Aus dem Wasser dann raus und die paar Meter in die Wechselzone. Neo aus, Helm und Brille auf, Schuhe an und ab zum Rad.
Dann aufs Rad und los gehts. Zu Beginn der Radstrecke standen echt viele Zuschauer und haben supported. Und was mache ich? Den typischen Anfängerfehler. Trotz fehlender Radkilometer bin ich viel zu schnell angefahren. Auch wenn sich das in den Zwischenzeiten nicht wiederspiegelt, so habe ich schön überzockt. Ich finde, die Radstrecke lässt sich insgesamt sehr gut fahren. Kurz vor Ende der ersten Runde merke ich, dass die Beine erste Ermüdungserscheinungen zeigen und ich die zweite Runde langsamer angehen muss. Das tue ich dann auch, zumal es wärmer und wärmer wird.
Auf dem Rückweg vom Wendepunkt wird es dann hart für mich. In beiden Oberschenkeln merke ich aufkommende Krämpfe. Mein Hintern tut weh, mein Rücken zwickt auch etwas. Ich struggle und zweifele. Von Kilometer zu Kilometer werde ich langsamer. Ich hadere und überlege nicht nur einmal, einfach anzuhalten und aufzuhören. Die Beine werden nicht besser und ich mag keine süßen Dinge mehr essen/trinken. Was freue ich mich über meine Bifi, die ich dabei habe... Die letzten Kilometer ziehen sich noch einmal wie Kaugummi und ich bin kurz davor mein Rad in die Wechselzone zu stellen und es dabei zu belassen und ein DNF in Kauf zu nehmen. Für mich unvorstellbar, wie ich mit Krämpfen in beiden Beinen einen Halbmarathon laufen soll.
Aber dann auch der Gedanke: "Laufen kannst du eigentlich, wieso nicht probieren?" Als ich endlich an der Mounting Line ankomme, steige ich in Zeitlupe vom Rad ab, um bloß nicht wieder einen Krampf zu bekommen.
Rad abgestellt und ohne groß Nachdenken zum Beutel gegangen. Laufschuhe an, Mütze auf und los. Nach 600m Laufschritt denke ich: "Wow, geht ja doch". Ich freue mich zu laufen. 50m weiter machen beide Oberschenkel zu, ich stehe verzweifelt am Straßenrand zwischen jubelnden und anfeuernden Zuschauermassen und halte mich an einer Laterne fest. Was tun? die Wechselzone ist nur 650m hinter mir. Zurückgehen und fertig?! Ich versuche meine Beine zu dehnen und zu massieren. Dann sage ich mir, geh mal ein Stück, aufgeben kann man immer noch. Also gehe ich langsam weiter.
An der ersten Verpflegungsstation dann alles rein in den Körper. Iso, Cola, Salzbrezel, Tuc-Cracker, Banane und jede Menge Wasser von oben um den Körper zu kühlen. Das Schauspiel habe ich dann ca. 4km durchgezogen. Und was soll ich sagen? Danach bin ich wieder angefangen zu laufen. Zwar in einem Schnitt jenseits der 7min/k-Marke, aber hey, ich laufe.
Ich laufe sehr vorsichtig um keine weiteren Krämpfe zu riskieren und verpflege und kühle mich an jeder Verpflegungsstation. Die Taktik geht auf. Die vier Laufrunden vergehen dann doch ganz gut und endlich habe ich das letzte Bändchen am Arm. Komischerweise kann ich dann sogar wieder schneller laufen und überhole noch den ein oder anderen.
Auf dem letzten Kilometer begleitet mich noch ein Kampfrichter auf dem Rad. Wir quatschen ein wenig und dann mache ich mich bereit für den Zieleinlauf. Es geht noch eine kleine Rampe hoch, und dann bin ich auf dem Teppich. Das bekannte Moderatorenduo begrüßt mich nach 6:4x h im Ziel. Ich bin völlig fertig und schleiche in Richtung Athletengarten. Und dort die Enttäuschung. Das alkoholfreie Radler ist aus... Es gibt nur Wasser und Iso...
Ich muss mich erstmal setzen und das Ganze sacken lassen. Meine Beine tun weh, ich habe einen Sonnenbrand an den Armen und Beinen. Ich schaue auf meine Medaille und bin unfassbar stolz. Es soll sich nicht pathetisch anhören, aber ich bin an diesem Tag mental und körperlich durch diverse Täler gegangen und habe es geschafft, mich selbst dort wieder herauszuholen. Auch wenn es für den ein oder anderen von euch "nur eine Mitteldistanz" ist, für mich ist es ein 8000er, den ich da gerade bestiegen habe.
Nach einigen Minuten nehme ich mir meinen weißen Beutel und schleiche die Laufstrecke zurück in Richtung Wechselzone. Auf dem Weg feuere ich noch die Teilnehmer an, die sich durch die Hitze quälen....
Was bleibt?
Erstmal habe ich eine enorme Demut vor der Distanz. Und natürlich die Erkenntnis, dass eine rudimentäre Radvorbereitung nicht empfehlenswert ist.
Ich habe letztes Jahr das Rennen an der Regattastrecke gemacht. Das fand ich vom Schwimmen besser, der Hafen war eher Kategorie Kloake. Die Radstrecke ist quasi identisch geblieben.
Die Laufstrecke entlang des Innenhafens und durch das Wohngebiet fand ich super. Allerdings muss man dazu sagen, dass es sehr wechselhafter Belag war. Asphalt, Schotter, Schlaglöcher. Holzbohlen. Für sehr schnelle Läufer vermutlich ungünstig. Es waren echt viele Zuschauer im Bereich des Innenhafens, und auch der ein oder andere Anwohner hatte seinen Gartensprenger aufgestellt. Dass das bei 31 Grad fast ohne Schatten einfach toll war, ist obligatorisch.
Ich finde das Rennen in Duisburg jedenfalls klasse, habe aber ehrlicherweise aber auch keinen Vergleich.
Im nächsten Jahr werde ich nicht in Duisburg starten, meine Tochter hat dann Geburtstag, und diese Tage sind mir heilig. Mal sehen was ich dann mache, Kraichgau, Westfriesland...? Aber dann mit besserer Vorbereitung auf dem Rad.
